Zwei Zitate sagen eigentlich alles, was man über das Anzünden von Schulen sagen kann: Es ist zutiefst schockierend und nicht hinnehmbar, wie schon Premierminister Alexander De Croo erklärt hat. Und es sind nichts anderes als barbarische und sehr feige Taten, um mit den Worten des Bürgermeisters von Charleroi, Paul Magnette, zu sprechen.
Wer Schulen angreift, ist nichts anderes als ein Terrorist, der die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen muss, Punkt. Wer heute zum Glück noch leere Schulen anzündet, der wird beim nächsten Mal vielleicht zur Kalaschnikow greifen oder zum Küchenmesser, um ein Exempel zu statuieren und der Gesellschaft seinen Willen aufzuzwingen.
Wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat, was bedeutet, dass man demonstrieren und seine Meinung frei äußern darf, ja. Es bedeutet auch, dass jeder den Rechtsweg beschreiten kann, wenn er ein Problem mit bestimmten Dingen hat. Es schließt allerdings explizit aus, dass Menschen willkürlich anderen Schaden zufügen oder ihnen mit Gewalt ihren Willen aufzwingen dürfen.
Das gilt übrigens nicht nur für physische Gewalt, sondern auch für verbale Gewalt. Die Verrohung der Gesellschaft beginnt nämlich mit einer Verrohung der Umgangsformen. Wer anderen Menschen mit dem Tod droht, zum Beispiel eben, weil sie Jugendliche über gewisse Aspekte von Beziehungen, Liebe, Gefühlen und ja, auch Sexualität aufklären, der oder die hat sie einfach nicht mehr alle, um es mal ganz deutlich zu sagen.
Mit solchen Leuten braucht man noch nicht einmal mehr zu diskutieren. Sie haben sich selbst schon disqualifiziert für jeglichen Dialog.
Technisch mögen wir uns als Menschheit ja auch immer weiter fortentwickeln, aber ganz offensichtlich können Gehirn beziehungsweise die Fähigkeit zu denken nicht automatisch Schritt halten. Wie sonst ist es zu erklären, dass es zwar nie einfacher war, überall und schnell auf alle erdenklichen Informationen zuzugreifen, viele Menschen gleichzeitig aber auf immer dümmere und offensichtlichere Falschnachrichten hereinfallen und sich manipulieren lassen?
Mal ehrlich, wenn man sich anhört, was manche der protestierenden Eltern über den angeblichen Inhalt des Aufklärungsunterrichts glauben, dann kann man sich nur entgeistert an den Kopf fassen.
An den Kopf fassen muss man sich aber auch bei den Vorstellungen mancher Eltern, die ihre Kinder so vor jeglichem Kontakt mit Sex bewahren wollen. Angesichts solcher Vorstellungen muss man sich schon fragen, ob sie jemals selbst eine Schule besucht haben beziehungsweise einen Pausenhof.
Im Zeitalter von Smartphones und mobilem Internet gibt es so etwas wie eine "unschuldige" Kindheit und Jugend sowieso nicht mehr. Ist es da nicht vielleicht doch besser, wenn gewisse Informationen von professioneller Hand in den richtigen Kontext gesetzt werden? Beziehungsweise wenn die Kinder und Jugendlichen über Irrtümer und Lügen aufgeklärt werden, bevor sie zu Schaden kommen?
Was wir brauchen – und zwar nicht nur im Zusammenhang mit absolut notwendigem Schulwissen, das ist ein neues Zeitalter der Aufklärung. Das Ziel hat sich dabei seit dem 18. Jahrhundert nicht verändert: Es geht nach wie vor darum, Fortschritt durch rationales Denken zu fördern. Denn nur durch rationales Denken kann man den heutzutage auch massiv digital aktiven Rattenfängern entkommen – und das dunkle Zeitalter der Ignoranz, Gewalt und Willkür hinter sich lassen.
Boris Schmidt
Was man unter "vernünftig denken" und "rationalem Handeln" versteht, ist nur auf den ersten Blick eine einfache Angelegenheit.Ist verschieden von Kultur zu Kultur, von Epoche zu Epoche, von Ort zu Ort und von Mensch zu Mensch.Im Winter ist es vernünftig warme Kleidung zu tragen, im Sommer dagegen würde man sich zu Tode schwitzen mit der gleichen Kleidung.Und so wird es auch sein mit diesem Unterricht.Da gibt es Menschen, wahrscheinlich aus einem anderen kulturellen Umfeld mit anderen Erfahrungen, die halten so einen Unterricht für total unvernünftig.Oder wie war das mit der Impfung während der Pandemie.Da ging ein Riß durch die Gesellschaft über die Frage, ob eine Impfung gegen das Coronavirus vernünftig ist oder nicht.
Außerdem bin ich der Meinung, dass in Belgien ein Laizismus nach französischem Vorbild praktiziert werden sollte, dh Religion ist Privatsache.
Bornierte und fanatische Menschen, kann man nicht mit rationalen Argumenten von ihren Ansichten und Überzeugungen abbringen. Wenn diese dann auch noch der Meinung sind, sie würden in Gottes Namen handeln und sprechen wird es gefährlich, dann hilft meist nur noch Polizei und Justiz.
Im ersten Moment denkt man an Islamismus, doch auch die radikalen Evangelikalen, Juden und Hindus sind der Meinung, die Gesellschaft müsste ihrem Willen und Wollen gehorchen. Da sie ja im Namen Gottes handeln, ist Gewalt ein gebotenes Mittel.
Religion ist in der Geschichte leider immer missbraucht worden.
E. Mathieu
Herr Schmidt:„Mit solchen Leuten braucht man noch nicht einmal mehr zu diskutieren.“
Ausgrenzung ist mit Sicherheit der falsche Umgang mit „Extremisten“. Man sollte sie besser auf die Bühne lassen (oder gar auf diese zerren), um dann ihre extremistische Meinung verbal zu zerpflücken. Das mag mühsam und nicht erfolgversprechend sein. Auch wenn der betreffende Fundi keinen Millimeter von seiner Überzeugung abrückt, so werden seine „Anhänger“ die Debatte aufmerksam verfolgen. Wenn dann ihr „Wortführer“ offenkundig argumentativ nicht mithalten kann – wozu allerdings gute Argumente vonnöten sind - wird er an Ansehen bei besagten Anhängern verlieren, und das wäre doch schon ein Gewinn.
Übrigens habe ich vor Kurzem eine durchaus interessante Debatte zwischen sogenannten "Klimaskeptikern" und "Klimarettern" in Servus-TV verfolgen können. In den deutschen Hauptmedien (ARD und ZDF) habe ich derlei leider noch nicht gesehen.
Eine demokratisch gewählte Regierung sollte nie den Fehler machen gegen den Willen der Bevölkerung, etwas zu beschliessen. Diese Regelung greift in das intimste und nach unseren Kindern. Die Menschen reagieren emotional. Aber kann man Eltern dafür wirklich verurteilen? Um die EVRAS Beschlüsse wirklich bewerten zu können, muss man diese vorliegen haben. Proteste müssen legitim bleiben. Menschen werden schnell in eine Ecke gestellt. Es sind nur einige Wenige, die Gewalt ausüben. Leider werden dann alle Demonstranten schlecht dargestellt.