Da behauptet CDU-Chef Friedrich Merz vor ein paar Wochen doch allen Ernstes, "mit jeder gegenderten Nachrichtensendung" gingen "ein paar Hundert Stimmen mehr zur AfD." Dann behaupte ich mal ganz frech, dass es womöglich an Politikern wie Friedrich Merz liegen könnte, dass die Konkurrenz in Umfragen so gut abschneidet.
Ja, das Gendern ist für viele ein Ärgernis, weil es - da mag Merz durchaus recht haben - als "übergriffig" empfunden wird. Denn so läuft Sprachentwicklung nunmal nicht. Sondern über den weitverbreiteten Gebrauch.
Merzens Parteikollege Reiner Haseloff, Landesvater von Sachsen-Anhalt, hatte immerhin noch einen der größten Söhne des Landes, den Reformator und Sprachschöpfer Martin Luther zur Hand. Der habe bei seiner Bibelübersetzung nach eigenen Worten "dem Volk aufs Maul geschaut": Der Text sollte - entgegen der damaligen Lehrmeinung der Kirche - von jedem verstanden werden können, egal wie gebildet er war. Luther wählte dafür übrigens ein gesprochenes Deutsch.
Haseloff, bekannt für seine kritische Haltung gerade zu den öffentlich-rechtlichen Medien, hatte wie Merz beklagt, dass im Fernsehen zu oft gegendert werde - und das gegen die Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung. Nun gibt dieses Gremium, in dem eben auch die DG vertreten ist, in der Tat nur Empfehlungen ab. Abgesegnet werden müssen sie im Nachhinein von der Politik, in unserem Fall vom Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Denn letzten Endes geht es bei der Frage des Genderns oder, freundlicher ausgedrückt, der geschlechtergerechten Sprache darum: um Politik.
Dazu befragt, bleibt der Rat für deutsche Rechtschreibung wie der Schuster aus der Redewendung bei seinem Leisten: der Sprache selbst. Sie soll verständlich sein, eindeutig und in andere Sprachen übertragbar. Und das sind, mit Verlaub, die eingefügten Sonderzeichen nicht - zumindest nicht, wenn sie hörbar vorgetragen werden sollen.
Das muss nicht immer so weit gehen wie bei WDR-Kollegen, die von einer Krankenschwester*In sprechen - in dem einem Fall vermutlich ein Versprecher, in dem anderen leider nicht, denn der Moderator hat den Ausdruck gleich nochmal bestätigt. Inzwischen hat der Sender nach einer Umfrage empfohlen, auf Sonderzeichen zu verzichten.
Solche schlechten Beispiele bestätigen unsere Redaktion in der Entscheidung, eben nicht mittels Sonderzeichen zu gendern. Die Argumente sind die gleichen wie die vom Rat für deutsche Rechtschreibung. Einmal haben wir uns am 1. April den Scherz erlaubt, das Gegenteil anzukündigen - und das ist bei vielen gar nicht gut angekommen.
Aber wer wird sich denn gleich aufregen? Ein respektvoller Umgang miteinander wäre so einfach. Die Sprache bietet dafür so viele Möglichkeiten.
Stephan Pesch
Guter Kommentar.
Martin Luther hatte dem Volk aufs Maul geschaut bei seiner Bibelübersetzung. Das war richtig und vernünftig, schließlich sollte jeder die Bibel verstehen. Beim Gendern ist es genau das Gegenteil. Hier versucht man dem Volk vorzuschreiben, wie es sprechen und schreiben soll. Es ist ein Spiegel des politischen Zeitgeistes. Erinnert mich an Neusprech bei Georg Orwell. Gendern ist aber nur ein Beispiel wie Politik Sprache beeinflussen will. Andere Beispiele aus der heutigen Zeit sind Wörter wie Klimaleugner, Klimasünder, Putin-Versteher, etc
Gendern ist allenfalls geeignet für Karneval und 1. April.
Schönes Wochenende liebe Menschen und Menscheninnen. 😉😃😃
"Martin Luther hatte dem Volk aufs Maul geschaut bei seiner Bibelübersetzung. Das war richtig und vernünftig, schließlich sollte jeder die Bibel verstehen."
Stimmt absolut. Schon er und seine Leute hatte damals als Stimmen der Wahrheit bereits mit Verfolgung zu kämpfen.
Wenn schon aus allen Umfragen hervorgeht, dass das Gendern von 70-80℅ der Bürger abgelehnt wird, fragt sich doch, wieso eine Minderheit den Rest mit ihren kruden Sprachverstümmelungen ungehindert nerven kann, ohne in die Schranken gewiesen zu werden. Warum haben fast alle Entscheidungsträger so viel Angst vor dem rot-grünen Sprach- und Wächterrat? Dann aber bitte auch nicht wundern, wenn Parteien wie die AFD, die ganz klar Position bezieht, immer mehr Zulauf erhält. Merz liegt also gar nicht so weit daneben.
Die Luther-Bibel hatte noch einen praktischen Nutzen. Das Gendern hat keinen praktischen Nutzen. Dadurch verändert sich nichts bezüglich Gleichberechtigung. Es ist mehr Schein als Sein. Es ist Schönfärberei.
Es ist kein Sprach- sondern ein psychologisches Problem, das in dieser Form nur in Deutschland stattfindet und zwar nicht wegen des Sprachgebrauchs sondern wegen des noch immer vorherrschenden Minderwertigkeitsgefühls der Frauen, die nicht, wie seit 1-2 Genererationen in anderen Ländern (übrigens auch in Belgien) üblich am Arbeitsleben und damit der Karriere teilnehmen und somit Selbstbewusstsein aufbauen konnten 'denn sie mussten ja Ihre Kinder selbst erziehen'. Selbst wenn man seit 100 Jahren Wahlrecht hat, geht man nicht davon aus, dass man bei "Wählern" auch einbezogen ist?
Sprachlich gesehen ist die deutsche Sprache sowieso unheimlich "abgehakt", jedes Wort wird einzeln (mit Zwischenpause) ausgesprochen, selbst bei Fremdwörtern: pick | up, la derniere | heure, etc. Das Gedendere vervielfältigt dieses Gehacke ungemein. Warum finden wir z.B. Französisch so melodisch? Genau, weil ein Wort ins andere übergeht, ohne neu ansetzen zu müssen. Von Merz, AfD & Co bin ich da allerdings sehr weit entfernt...
Man soll aber das Gendergaga light genau so konsequent bekämpfen. Kein normaler Mensch zählt in jedem Satz in nervtötender Abfolge jedesmal beide Geschlechter auf. Genau so nervtötend ist diese furchtbare Substantivierung von Verben. Ich meine hiermit diese unsäglichen Lehrenden, Forschenden, Fahrenden usw. usf. Das genau solch furchtbares Deutsch, wie das Sternchengaga.
Werbung im TV: alle Arzneimittel Werbung endet: .....Fragen Sie Arzt oder Apotheker, also kein Gendern ,weil das würde Zeit und Geld kosten
Gendern hat nichts, aber auch gar nichts mit Geschlechtergerechtigkeit zu tun, sondern ist das genaue Gegenteil. Es geht viel meh um "positive Diskriminierung", die Verbannung alles männlichen aus der Sprache. Selbst wenn ohne Sonderzeichen gegendert wir, warum wird dann meistens die weibliche Form zuerst verwendet. Es sei denn es handelt sich um Begriffe mit negativer Konnotation, wie z.B. Täter. Würde im ÖRR beispielsweise in einem Bericht über die Reichstagswahl 1933 auch soviel Wert darauf gelegt werden, von den Wählerinnen und Wählern der NSDAP zu sprechen, wie es zum Beispiel im Fall der Grünen bei eine Bundestagswahl der Fall ist? Oder würde man da doch eher auf das generische Maskulinum zurückgreifen. Warum ist von "Querdenkern, Reichsbürgern, Faschisten, Terroristen, Mördern, Rassisten, Automatensprengern, usw die Rede. Warum ist nach Straftaten die Polizei auf Tätersuche und nicht auf Täter*innensuche ,oder der Suche nach Täterinnen und Tätern.
Chapeau claque zu Stephan Pesch's Kommentar und zur Entscheidung der Redaktion, nicht zu gendern!
Zum Beispiel von Katharina Arndt noch ein Satz, den die Genderbefürworter mal gendern sollen: Die Polizei, Dein Freund und Helfer ....
Allerdings gebe ich zu den Worten zu Friedrich Merz zu bedenken, was der Schriftsteller und Historiker Karsten Krampitz schon im November 2022 gesagt hat, also lange vor dem AfD-Höhenflug:
"Der Hass auf das Gendern ist der Kitt, der völlig unterschiedliche Leute zusammenbringt und der es der Rechten leicht macht, gegen alles Linke zu mobilisieren. Der AfD hätte man keinen besseren Knüppel in die Hand geben können".
Vielleicht ist an der Aussage von Merz doch ein Funken Wahrheit dabei?
Herr Dr Giering
Gendern steht für etwas. Es ist das Symbol für eine abgehobene intellektuelle Linke, die sich für etwas besser hält, Handwerker und Arbeiter für dumm verkauft und dann nicht versteht, warum dann AFD und Konsorten gewählt werden.
Über 80% sind laut repräsentativen Umfragen gegen das Gendern. Wir haben uns Zuhause auf das Streamen verlegt, so dass wir die gendererzieherischen Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen nicht ertragen müssen. Artikel mit Gendern breche ich ab, weil das Lesen eine Zumutung ist. Eine mitteilungswütige Minderheit in den sozialen Medien bedeutet noch lange nicht die Mehrheit.
dr. giering und Herr Rahner
Klasse Beitrag
Ich sehe das genau so
Bis jetzt habe ich mich als Frau
Ohne das gaga-gegendere nicht übergangen gefühlt
Mit Sprachproblemen, welche gar keine sind, wird versucht das Deutsche Volk umerziehen zu wollen, von einer Links-Grünen Minderheit, denen es einfach an Wissen und Hirn fehlt. Friedrich Merz hat vollkommen Recht mit seiner Aussage.
Und die AFD wünscht sich noch mehr solche Dummheit von Links-Grün...
Herr Pesch,
den respektvollen Umgang miteinander müssen Sie wohl noch lernen, denn Herr Merz hatte doch offensichtlich recht mit seiner Aussage.
Nichtsdestotrotz ist meine Meinung, daß dieses ganze Gendergetöse von einer öffentlichkeitsgeilen Minderheit dazu benutzt wird, sich selbst intellektuell zu erhöhen, und die große Mehrheit, die diesen ausufernden Schwachsinn nicht mitmachen will, als dumm und ungebildet hinstellen will.
Sehr gute Kommentare. Das Gendern ist der Höhenflug einer angeblich intelligenten Minderheit und hält die Mehrheit des Volkes mit ihrem Schwachsinn in Schach. Diese Sprachverstümmelung bringt die Frauen in ihrer Gleichberechtigung keinen Schritt weiter. Ich kenne genügend hochgebildete Frauen, die sich beim Gebrauch der normalen deutschen Sprache keinesfalls übergangen fühlen.
Es ist schlichtweg eine Frechheit das maskuline mit einer solchen Ignoranz einfach in die Tonne zu treten.
Die Sprache verändert den Menschen nicht. Wollen wir einander nicht diskriminieren muss unser Herz, unsere Gesinnung verändert oder erneuert werden. Ich halte das Gendern für den größten Schwachsinn unserer Zeit. Eine andere Gesinnung bekommt man wenn Christus Jesus in unsern Herzen wohnt oder regiert. Dann fängt man an zu lieben und Menschen anzunehmen mit oder ohne Sternchen.
Ich finde, dass bei der Gelegenheit direkt mal Begriffe wie Er-laubnis oder Er-Fahrung überdacht werden sollten. Wo sind da die Frauen? Das hat der WDR auch noch nicht gebacken bekommen. Der ist noch mit der „Oma im Kuhstall“ beschäftigt.
„Gehen 100 Polizistinnen über dem Zebrastreifen“. Wer hat beim lesen bitte an das arme getretene Zebra gedacht? Das ist Tier-Dissing ^^
Mein Sohn meint „Ey Alter -Gendern ist dumm das macht keiner Digga“ muss die Zielgruppe neu gedacht werden.
Sprache ist Freiheit und gehört der Bevölkerung und nicht einer selbsternannten Elite.
Und da laut SWR Funk alles rechts ist neben Linke,SPD und Grüne… dann kann ich auch AfD wählen ist doch wie die CDU Sind doch 20% der Deutschen. Wo ist das Problem?
Nein gendern nervt wirklich ab. Wir schauen nur noch französische Sender.
Gut, dass der Rechtschreibrat noch nie irgendwas entschieden hat. Der gehört abgeschafft!
Wir hier in Belgien werden uns von den lieben Deutschen nicht sagen lassen, wie wir zu lesen, schreiben oder gar zu sprechen haben!
Wir in Belgien werden so kommunizieren wie wir es für richtig halten.
Die deutschen Sender meinen die Bevölkerung erziehen zu müssen. Ich kenne tatsächlich Leute, die wegen dem gendern nicht mehr ARD und ZDF schauen, sondern genau deswegen AfD wählen. Einer der vielen Gründe das zu tun. Ja sogar einen Schwulen kenne ich der dich derart ärgert, dass die „Community“ immer dafür herhalten muss, der wählt die jetzt auch.
Da muss sich hier keiner wundern!
@Tina Birkenstock
Ich gebe Ihnen recht, wir hier in Belgien haben damit nichts zu tun, es ist ein innerdeutsches Gesellschafts- und nicht Sprachproblem. Man sollte andere Deutschsprachige da raushalten.
Allerdings ist es hier (bei mehreren Kommentatoren) etwas zu leicht, als einzigen Ausweg die AfD zu nennen, das hat damit ÜBERHAUPT nichts zu tun, deren Sprachgebrauch (in Grammatik und Rhetorik!) will ich auch keineswegs übernehmen. Es genügt, nicht zu gendern, man braucht nicht gleich seinen ganzen Verstandauszuschalten. Und ja, bestimmte Sender nicht sehen, tue ich auch, bezieht sich eher auf die "privaten" von der Wirtschaft abhängigen Sendern, die mit ihren endlosen Reklameeinlagen und billigen Argumentationen bis hin zu fake news meine Zeit verschwenden. Wir haben wieder einen belgischen TV-Anbieter abonniert, der internationale Sender anbietet, eine wahre Bereicherung und Erweiterung des Geistes.