Solche Bilder will keiner sehen: Bei einem arg improvisierten und völlig aus dem Ruder gelaufenen Gratisfestival mit den Rolling Stones Ende 1969 in Altamont kommt es immer wieder zu Schlägereien und Ausschreitungen - vor allem mit den als Ordnern engagierten Hells Angels. Am Ende wird vor der Bühne ein junger Mann niedergestochen und -getreten, bis er tot ist. Zu sehen sind die Tumulte in der aufschlussreichen Tour-Doku "Gimme Shelter". An jenem Tag, hieß es später pathetisch, habe der Rock'n'Roll seine Unschuld verloren.
Ausschreitungen bei Musikveranstaltungen gibt es heutzutage vorrangig in der rechten Rockszene - bei Zusammenstößen mit der Polizei. In Fußball-Stadien sind sie leider wieder an der Tagesordnung. "Experten" sprechen von "Enthemmung". Von "Erlebnisorientierung, durchaus mit Gewalt". Von "selbstermächtigender Aktionsmacht". Lauter Versuche, es nicht beim grobschlächtigen: "Vollidioten" zu belassen.
Eine Rolle spielt dabei das von Natur aus schwierige Verhältnis zwischen Unruhestiftern und Ordnungshütern. Mittlerweile muss jedes hochgejubelte "Derby" oder "Risikospiel" mit einem Riesenaufgebot an Polizei "gesichert" werden. Macht ja nix, bezahlt ja eh der Staat ...
In der Freien Hansestadt Bremen ließen sie sich das vor ein paar Jahren nicht mehr bieten: Seit 2015 schickten sie Gebührenbescheide über die Extrakosten für Polizeieinsätze bei Risikospielen an die Deutsche Fußballliga (DFL). Die wollte nicht zahlen, höhere Instanzen bis hoch zum Bundesverwaltungsgericht gaben aber den Bremern nicht dreimal, sondern gleich viermal Recht. Und die Rechnungshöfe empfahlen den Ländern, "das Geld, das sie einnehmen könnten, nicht auf der Straße liegen zu lassen".
Nun befürchtete selbst die Polizeigewerkschaft, dass die Vereine, die ja sonst die Kohle mit beiden Händen zum Fenster rauswerfen, ausgerechnet an sozialen Fanprojekten sparen könnten. Und dass die Pfennigfuchserei darüber losgehe, wie viel Polizei überhaupt eingesetzt werden soll. Tatsächlich muss das in der Entscheidungshoheit der Polizei bleiben. Und tatsächlich muss es Sache des Staates sein, für die öffentliche Sicherheit zu sorgen.
Aber hier geht es um eine "besondere Leistung", einen erheblichen Mehraufwand, der sich "von der allgemeinen Gefahrenabwehr abgrenzen" lässt, wie es im Verwaltungsjargon heißt. Das Gegenargument, die Veranstaltung bringe unterm Strich dem Steuerzahler etwas, läuft schnell auf eine Milchmädchenrechnung hinaus: Die Nutznießer lassen sich oft an den Fingern einer Hand abzählen. Und dann müssten auch andere Kosten (von der Infrastruktur bis zur beeinträchtigten Lebensqualität von Unbeteiligten) in die Rechnung einfließen. Außerdem geht es hier um kommerzielle Hochrisiko-Veranstaltungen. Für deren reibungslosen Ablauf ist eben auch der Veranstalter verantwortlich.
Bliebe noch das Gegenargument, dass die Veranstalter höhere Kosten auf die Eintrittspreise umlegen. Angesichts jetzt schon horrender Topzuschläge nicht wirklich einleuchtend. Und wo wir anfangs bei den Rolling Stones waren: Die gibt es heute auch nicht mehr "für umsonst". Die Ticketpreise ihrer Sixty-Jubiläumstour variierten etwa für Brüssel zwischen hundert und 500 Euro. Da sei dann auch die Frage erlaubt: Wer soll das bezahlen?
Stephan Pesch
Es gibt eine Regel die besagt, "Wer feiern kann, der kann auch mal zwischendurch wenigstens arbeiten wie jeder ehrliche und rechtschaffende Mensch sonst auch".
Und wer wild feiern kann soll meiner Meinung nach auch gerne für seine Wilde Party selber bezahlen, so dass die die sich so ne Sause erst gar nicht leisten koennen auch nicht auch noch von den eigenen Steuergeldern bezahlen den grenzenlosen Spass anderer müssen.
Zumindest sehe ich das so.
Dass journalistische Kommentare im BRF sich auf einen Beitrag am Freitag beschränken hat sicher seine Gründe, die ich aus wohl falschem Respekt vor dem öffentlich rechtlichen Rundfunk nicht weiter erörtern möchte.
Dass die Kommentare der BRF-Hörer/Leser nicht mehr sichtbar sind und die Motivation der Hörer/Leser sich an der Meinungsbildung zu beteiligen, abhanden gekommen zu sein scheint, erachte ich hingegen als Geringschätzung der Nutzer des BRF.
Für einen ÖR-Sender m.E. höchst bedauerlich.
Man sollte die Krawallmacher zur Kasse bitten.
Wer sich nicht benehmen kann , soll zahlen.
Das sollen die Veranstalter und Vereine zahle aber genau so die Verursacher. Mal schauen wie oft noch jemand randaliert wenn er anschließend einen Strafbefehl über 10000 Euro oder mehr bekommt. ..
Wann werden Klimakleber als Störung der öffentlichen Ordnung endlich mal zur Kasse gebeten?
Es sind nicht nur handfeste Randale durch Fussballfans und Besucher rechter Konzerte, die Unkosten für die Ordnungskräfte und Unbeteiligte verursachen.