Wie gerne haben wir uns noch vor ein paar Tagen an das "Kölsche Jrundjesetz" gehalten. "Et kütt wie et kütt" oder "Et hätt noch immer jot jejange" gehören zu den einschlägigen Paragraphen. Ins Hochdeutsche übersetzt heißt das: Immer mit der Ruhe!
Mit der Ruhe ist es spätestens vorbei seit Aschermittwoch: Denn das chinesische Corona-Virus steht vor der Tür - oder muss ich sagen: in der Tür? Wenn sich ein Virus, wie zu erwarten ist, weltweit ausbreitet, gilt das erst recht in einer offenen Grenzregion.
Der weltbekannte flämische Virologe Peter Piot, der Mitte der 70er Jahre zu den Entdeckern des Ebola-Virus gehörte, will nicht als Schwarzmaler dastehen. Aber er ist überzeugt, dass sich die Ausweitung des Virus höchstens hinausschieben lässt, aber nicht wirklich aufhalten. Jeder Zeitgewinn sei von Nutzen, um besser auf den Ausbruch vorbereitet zu sein. In Belgien und auch in Ostbelgien sind die Krankenhäuser das, wie wir erfahren durften. Also abwarten und Erkältungs-Tee trinken?
Die Grundverhaltensregeln kennen wir ja von der saisonalen Grippe, die gerade so richtig Fahrt aufnimmt: Hände waschen, große Menschenansammlungen meiden, dem Risiko, angesteckt zu werden, aus dem Weg gehen. Soweit das geht. Beim Influenza-Virus, dessen durchaus weitreichende Auswirkungen wir kennen, funktioniert das so lala, wenn überhaupt. Daran haben wir uns nämlich schon gewöhnt. Vom neuen Virus wissen wir bei aller Flut an Informationen noch recht wenig.
Stärker als das Coronavirus selbst breitet sich darum die Angst vor ihm aus. Hier herrscht zurzeit größte Ansteckungsgefahr. Aus der Gegend um Heinsberg kamen Berichte von ersten Hamsterkäufen. Berichte über Hamsterkäufe führen zu weiteren Hamsterkäufen.
Da wo das Virus grassiert, wird Kritik am Krisenmanagement laut. Das ist auch legitim. Problematisch wird es, wenn mit dieser Angst gespielt wird. Und auch da wo Behörden radikale Maßnahmen treffen, um ihre Handlungsfähigkeit zu demonstrieren, stellt sich die Frage, ob an die möglichen Konsequenzen gedacht wird, die daraus entstehen.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf dem Weltmarkt und für einzelne Unternehmen sind noch nicht abzusehen. Auch unabhängig von den nervösen Börsenanlegern, anfällig für jede Form von Ansteckung.
Es sieht jedenfalls so aus, als ob das Thema nicht mit dem Austreiben dieses seltsamen Winters erledigt ist, der uns in den vergangenen Tagen dann doch fast mehr beschäftigt hat als das Coronavirus. Was zeigt, wie sprunghaft die öffentliche Wahrnehmung ist.
Stephan Pesch
Herr Pesch, was verstehen Sie unter "ein seltsamer" Winter?
Stimmt Herr Wahl. Der Winter war, wie alle Winter waren, es gibt keinen Klimawandel und wenn doch, nicht durch den Menschen verursacht und wahrscheinlich gibt es das Corona-Virus auch nicht.
Alles nur Erfindungen von geschmierten Wissenschaftlern.
Wollten sie das hören?
Seltsamer Winter?
In Südeuropa gibt es im Winter auch kühlere Temperaturen als im Sommer, doch es schneit nicht oft und es friert selten. In Nordeuropa hatten wir diesen Winter ebensolche Verhältnisse. Sollte dies statistisch öfters passieren, dann haben wir es mit einer erwärmenden Klimaschwankung zu tun, d.h. die (wärmeren) Klimazonen verschieben sich Richtung Polkappen.
Der Februar ist statistisch gesehen der kälteste Monat, also sind die Schneefälle letzter Woche nicht aussergewöhnliches im Vergleich zu Januar/Dezember davor.