Es lässt aufhorchen, wenn Politiker, die auf Publicity aus sind, sich aus sozialen Netzwerken verabschieden. Zakia Khattabi, noch Co-Präsidentin von Ecolo, hatte am Sonntag ganz "up to date" wissen lassen, dass sie sich während ihres Urlaubs eine Auszeit von den "Social media" gönnen werde - sollten sich die "Rechten, Rechtsextremen, Sexisten, Frauenfeinde, Trolle und sonstigen Hater" für diese Zeit doch ein anderes Opfer suchen. Mitte der Woche legte sie aber nach und teilte mit, dass sie ihren Twitter-Account deaktiviert habe - endgültig! Was sie dort in den vergangenen drei Wochen erlebt habe, sei erschreckend gewesen, sagte sie dem Wochenmagazin "Le Vif/L’Express".
Nun hätte man liebend gerne selbst mit ihr darüber diskutiert, warum sie am Wochenende nicht an dem Treffen der Parteichefs teilgenommen hat, weil sie angeblich nicht in einem Raum mit Bart De Wever sitzen kann … Wenn sie aber zeitweise auf Twitter mit Hunderten Nachrichten pro Minute bombardiert wurde, wie sie erklärte, ist verständlich, dass sie einen Schlussstrich zieht.
Das erinnert an ihren grünen Parteikollegen Robert Habeck, der Twitter und Facebook Anfang des Jahres "bye bye" gesagt hatte. Auslöser für ihn seinerzeit: zum einen, dass private Daten von ihm und seiner Familie ausgespäht und ins Internet gestellt worden waren; zum anderen ein wiederholter Fauxpas, der ihn zu der Einsicht führte, dass Twitter auf ihn abfärbe. "Offenbar triggert Twitter in mir etwas an", so Habeck, nämlich "aggressiver, lauter, polemischer und zugespitzter zu sein - und das alles in einer Schnelligkeit, die es schwer macht, dem Nachdenken Raum zu geben".
Diese Einsicht muss man bei Politikern der AfD nicht voraussetzen. Nach dem fassungslos machenden Drama am Frankfurter Hauptbahnhof verfluchte die AfD-Bundestagsabgeordnete Verena Hartmann allen Ernstes den Tag der Geburt von Angela Merkel … Von anderen Kommentaren ganz zu schweigen!
Wer nun meint, das ist ja Deutschland: In der BRF-Redaktion sind wir in dieser Woche mit einem ähnlich abscheulichen Fall konfrontiert worden. Die Meldung, dass sich in Lüttich ein Mann, der vor kurzem sein Aufenthaltsrecht verloren hatte, selbst in Brand steckte, führte auf Facebook zu Kommentaren von der übelsten Sorte. Im günstigsten Fall ließen sie sich durch unüberlegte Dummheit oder übersteigerte Geltungssucht erklären. Sie ließen aber auch tief blicken. Und es gab Kommentatoren, die dieses asoziale Verhalten verurteilten. Da hätten die Social media dann doch eine soziale Funktion.
Stephan Pesch
Zusammenfassung des Kommenatrs:
"Die Hetze kommt meist rechts und Grüne sind die Leidtragenden"
Mit allem Respekt, Herr Pesch, was soll das?
Gibt es etwa keine hetzenden Klimaschützer?
Wenn Linke "Nie wieder Deutschland" auf Demos schreien, ist das keine Hetze? Die sind nicht besser als Identitäre, halt eben nur die andere Seite der Hetz-Medaille.
Und was den Habeck anbelangt, der verträgt gar keine Kritik (siehe ZDF-Sendung, Markus Lanz, 27.06.2019).
Vielleicht sollten sich die politisch-korrekten Medien mal fragen, ob die nicht auch zu politisch korrekten Hetzern zählen.
Wie wäre es bei gewissen Themen mal mit Pro+Contra Berichterstattung.
Ja Herr Pesch, es ist schlimm das die AfD diese schlimme Tat von Frankfurt "instrumentalisiert" hat.
Aber nach dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke haben alle politische Parteien und alle Medien in Deutschland diese Tat auch "instrumentalisiert" . Indem sie die AfD für diesen Mord verantwortlich gemacht haben.
Ja, die Hetze in den "sozialen Medien" ist manchmal unerträglich, aber da sind "Linke" und "Rechte" gleich widerlich!
Die sogenannten sozialen Medien sind auch nur Werkzeuge der politischen Auseinandersetzung. Warum soll der Mensch sich darin anders verhalten als sonst im Leben. Die Technik hat unglaubliche Fortschritte gemacht, jedoch nicht der Mensch in seinem Denken und Handeln. Frueher war es auch nicht besser. Zum Beispiel zu Zeiten Martin Luthers. Da war der erst gerade erfundene Buchdruck auch ein entscheidendes Mittel der politischen Auseinandersetzung zwischen Gegner und Befuerwortern der Reformation. Und "Hetze" gab es damals auch. Und wenn sich manche Politiker ueber "Hetze" beklagen, so sollten sie bedenken, dass die "Hetze" eine Reaktion auf deren Verhalten ist. "So wie man saeht, so wird man ernten" ist eine Weissheit, die nicht nur in der Landwirtschaft zaehlt, sondern auch in der Politik. Da sogar noch mehr.
Wir in Ostbelgien kennen das mit der "politischen" Hetze ja auch schon lange, sogar ohne das Internet. Man schaue nur auf die Strassenschilder, die sobald die Ortschaftsnamen in zwei Sprachen erscheinen, die "frankophone Version" in kürzester Zeit unlesbar gemacht werden! Auch eine Form von "Rassismus", "geistiger Unreife" und "dummer, politischer Hetze", durch Missbrauch 'wahrer' sozialen Medien (Verkehrschilder)!
@G. Scholzen
Seit Monaten, nein, seit Jahren betätigen sie sich in allen möglichen Foren als Ober-Hetzer gegen „links-grün-versiffte“ Politik, Politiker oder deren Anhänger und als engagierter Leugner des anthropogenen Klimawandels.
Ihre fragwürdige Rhetorik gipfelte vor kurzem in der veröffentlichten (!) Beschimpfung, „Grüne Ratten“.
Ihre Motivation ist bekannt und bedarf hier keiner erneuten Darlegung.
Dass sie trotz ihrer eigenen nachweisbaren Kampagne beklagen, dass ein Chefredakteur solcherlei Hetze zum Gegenstand eines Kommentares macht, ist irgendwie auch tragikkomisch.
Die Zusammenfassung des Kommentars lautet nicht:
„Die Hetze kommt meist von rechts und Grüne sind die Leidtragenden.“
Die Zusammenfassung lautet.
Ja, es gibt beklagenswerte Hetze in den „Sozialen Medien“ und wenn man die Hetzer nicht bändigen kann, ist es notwendig, ihnen entgegen zu treten und ihnen nicht das Feld zu überlassen. Und da hat der Chefredakteur des BRF vollkommen Recht.