Als die AS Eupen sich kurz vor der Saison von Trainer Claude Makelele getrennt hat, war das Schlimmste zu befürchten. Es drohten Chaos und ein früher Fehlstart. Doch es kam ganz anders: Schnell wurde mit Benat San José ein neuer Trainer gefunden, und dieser Trainer bekam auch neue Spieler, was seinem Vorgänger Makelele verwehrt geblieben war. Die AS-Direktion hatte offensichtlich einen Plan B vorbereitet: Es folgte Transfer auf Transfer. Bislang wurden schon zehn Neuzugänge vorgestellt, weitere sollen folgen.
Neu ist dabei, dass nicht nur Talente, sondern auch richtige Leistungsträger verpflichtet wurden. Früher waren seit der Übernahme durch die Katarer vor allem erfahrene Profis gefragt, die eine Vorbildfunktion für die jungen Absolventen der Aspire-Akademie übernehmen konnten. Diesmal wurden erstklassige Spieler verpflichtet, um eine erfolgreiche Mannschaft in der ersten belgischen Division zusammenzustellen. Egal wie viele Aspire-Absolventen dadurch eventuell auf der Reservebank landen werden.
Warum sich die Philosophie des Aspire-Projekts in Eupen geändert hat, ist schwer zu sagen. Besonders transparent ist die Vereinspolitik in Eupen nicht. Die Entscheidungen fallen weiter in Doha, wo man aber offenbar eingesehen hat, dass es den afrikanischen und asiatischen Nachwuchsspielern der Akademie wenig nützt, mit der AS Eupen gegen den Abstieg spielen zu müssen. Der schöne Fußball, den man sich nicht nur in Doha wünscht, hat nur in einem erfolgreichen Team eine Chance. Und nur mit beidem, mit schönem Fußball und dem Erfolg, werden auch mehr Fans ins Stadion der AS Eupen kommen.
Werner Barth