Der 22. März 2016. Ein schwarzer Tag für Belgien und eigentlich für ganz Europa. Die Terroranschläge von Brüssel haben das Land in einen Schockzustand versetzt. Erst die Explosionen am Flughafen Zaventem, dann in der Metrostation Maelbeek. 35 Menschen sterben, mehrere Hundert werden verletzt. Die Terrorgruppe IS bekennt sich damals zu den Anschlägen. Auch wenn die Anschläge von Brüssel schon drei Jahre her sind, die Untersuchungen sind immer noch nicht ganz abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft hofft, dass der Prozess im kommenden Jahr starten kann.
Noch viel präsenter sind in dieser Woche aber die Bilder aus Christchurch in Neuseeland. Anschläge auf zwei Moscheen - 50 Menschen werden erschossen. Der mutmaßliche Schütze, ein 28-jähriger rechtsextremer Australier.
Neuseeland - ein Land, dass wir als besonders schönes Reiseziel kennen. Dessen atemberaubende Landschaften in den Herr-der-Ringe-Filmen bewundert werden können. Und sowieso scheint man von dort nie schlechte Nachrichten zu bekommen. Umso mehr schockt einen die Nachricht vom Terroranschlag am anderen Ende der Welt.
Am Montag dann Schüsse in einer Straßenbahn in Utrecht. In unserem Nachbarland. Drei Menschen sterben, weitere werden verletzt. Der mutmaßliche Schütze ist gefasst und die niederländische Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Mordes in terroristischer Absicht. Die Niederländer sind bestürzt und geschockt, trotzdem muss das Leben weitergehen.
Aber, schocken uns diese Nachrichten wirklich noch? Mittlerweile scheinen wir abgestumpft zu sein. Abgestumpft, nicht im Sinne von "ist mir egal", sondern von "ich lass das nicht an mich ran, um mich selber zu schützen". Wir schaffen Distanz zu dem, was passiert. Lassen das erst gar nicht an uns heran, ums uns vor emotionaler Überforderung zu schützen. Terroranschläge sind schlimm und lösen vermutlich in jedem Angst aus, vor allem, wenn man sich mehr und mehr Gedanken dazu macht.
Sicher ist aber auch, dass es genau diese Angst ist, die den Terroristen in die Karten spielt. Klar, es ist einfacher gesagt als getan, dass das Leben weitergehen muss. Klar ist allerdings auch, dass wir nicht auf Straßenbahn und Metro verzichten möchten, auch wenn solche öffentlichen Orte in der Vergangenheit Ziele von Anschlägen waren. Und trotzdem machen diese Anschläge etwas mit uns. Ob von IS-Terroristen begangen, wie in Brüsse,l oder von Rechtsextremen, wie in Christchurch.
Auch wenn wir trotzdem Großstädte und Großveranstaltungen besuchen - die Terroranschläge haben ihre Spuren hinterlassen. Und ich würde behaupten, bei jedem von uns. Bei herrenlosen Koffern am Bahnsteig denken wir direkt an das Schlimmste und wenn es irgendwo laut knallt, zucken wir schneller zusammen. Es sind diese Momente, in denen uns bewusst wird, dass die Angst, wenn auch vielleicht unbegründet, immer mitfährt - vielleicht ganz unterbewusst.
Mit Distanz auf solche Terror-Nachrichten reagieren, um sich selber zu schützen, ja. Denn, wie sagt man immer, man soll sich nicht verrückt machen. Abgestumpft sein und die Terroranschläge mit Gleichgültigkeit behandeln, nein. Mitgefühl ist es, was uns von den Terroristen unterscheidet. Uns sind unsere Mitmenschen nicht egal, wir wollen sie nicht leiden sehen. Deshalb sollten uns solche Anschläge und deren Folgen auch nicht egal sein. Ob so etwas bei uns in der Nachbarschaft passiert oder aber am anderen Ende der Welt, spielt dabei keine Rolle.
Lena Orban