Tswi Herschel, im Dezember 1942 als Kind jüdischer Eltern in Amsterdam geboren, hat die nationalsozialistische Hölle durchgemacht und sie überlebt. Fast seine ganze Familie wurde von den Nazis ermordet. Sein Leben in jungen Jahren war geprägt durch Angst, Flucht, Gräuel, Abschied und Tod. Und doch, sagt er, war er ein im Grunde glückliches Kind - vor allem dank des Mutes zweier niederländischer Familien, die ihn aus dem Ghetto befreiten, versteckten und schützten. Später nahm ihn seine Großmutter zu sich. Tswi überlebte nicht nur, er entwickelte sich gut, studierte, wurde Ingenieur, heiratete und setzte in dreimonatiger Segelfahrt von Amsterdam nach Israel über, wo er sich mit seiner Familie niederließ. Er hatte den Wunsch seines zionistischen Vaters nach der Alija, der jüdischen Rückkehr nach Israel, erfüllt.
Seit 15 Jahren erzählt Tswi Herschel seine Lebensgeschichte überwiegend vor jungen Menschen in aller Welt. Sie lauschen ihm gebannt, bewegt, ergriffen - voller Verständnis und Unverständnis zugleich. In dieser Woche in Aachen, junge Studierende äußern nach dem Gehörten vor allem eines: Nachdenklichkeit. Herschel ist bekennender Zionist - er hält das für eine Selbstverständlichkeit und sagt: Wer Antizionist ist, ist Antisemit. Zionismus, von Zion, dem Namen des Tempelberges in Jerusalem, bezeichnet eine Nationalbewegung und nationalistische Ideologie von Juden, die auf einen jüdischen Nationalstaat in Palästina zielt, diesen bewahren und rechtfertigen will. Darin erkennt er keinen Widerspruch zu seiner Haltung als Kämpfer für den Frieden.
Herschel sagt: Ich habe einen Auftrag zu sagen, was war. Seine zentrale Botschaft an die Jugend: Brücken bauen, nie mehr diskriminieren, Toleranz üben, gegen Hass vorgehen, positiv denken, Wege aus dem Dilemma suchen! Zugleich klagt er an: die Ultralinken, die den Staat Israel ablehnen, die Ultrarechten, die populistisches Gedankengut und Hass auf Juden, Muslime und alle, die ihnen fremd sind, in die Welt tragen. Er klagt Europas Politiker an, die, wie er sagt, "nichts geleistet haben für Israel und den Frieden".
Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, hält er für "fantastisch". Dazu gebe es keine Alternative. Und er wird noch deutlicher: Die Juden seien zwei Jahrtausende lang verfolgt worden, jetzt sei es an der Zeit, aus der Opferrolle herauszufinden und sich zu wehren - mit aller Konsequenz und auch mit dem Einsatz von Waffen. Vor dem Hintergrund seiner persönlichen Geschichte und der seiner zionistischen Vorfahren ist Tswi Herschels Verständnis von Frieden durchaus nachvollziehbar. Kann man es ihm verdenken, dass er so denkt und so handelt?
Auch die Palästinenser beanspruchen ihr Recht auf einen eigenen Staat. Kann man ihnen dieses Recht absprechen?
Die Zeichen im Nahen Osten stehen nicht wirklich auf Entspannung und auf friedliches Miteinander. Der Friedensnobelpreisträger Jitzchak Rabin, zweimal im Amt des israelischen Ministerpräsidenten, bezahlte seinen Einsatz für eine Aussöhnung mit den Palästinensern mit seinem Leben. Ein religiös-fanatischer Rechtsextremist erschoss ihn 1995 bei einer Friedenskundgebung in Tel Aviv. In Israel haben längst die Hardliner die Oberhand gewonnen. Sie sehen sich als Hardliner für den Frieden, bauen Siedlungen in Ostjerusalem, im Westjordanland und auf den Golanhöhen.
Der Frieden sei eine Utopie, sagt Tswi Herschel. Zumindest damit liegt er zu hundert Prozent richtig. Dennoch, der Anspruch sollte sein: Wer das Leben liebt, wie es der Holocaustüberlebende in bewundernswerter Weise tut, müsste die Größe aufbringen, Wasser in seinen Wein zu tun und Brücken bauen - auch zu seinen historischen Feinden. Endlich!
Rudi Schroeder
In absehbarer Zeit wird es keinen Frieden im nahen Osten geben. Das ist pure Phantasie. Und die vielbeschwore Zweistaatenloesung ist pure Illusion, weil sie in der Praxis nicht funktioniert. Die Palästinenser wären wieder die Dummen.
Da haben Sie recht, Herr Scholzen- Eimerscheid, selbst der amerikanische Präsident schafft das nicht, weil es nicht die Welt nicht will.
Das "christliche Abendland"müßte sich mit den USA auf die Seite von Israel
stellen, aber Jersualem als Hauptstadt Israel anzuerkennen, kam von Donald
Trump und nicht von den Medien umjubelten Macron oder Obama.
Das geht dann gar nicht, aber so sehen Freunde aus. Alles Heuchelei!
Ob die Palästinser wirklich die Dummen sind oder die Täter lassen wir mal dahingestellt!