"Die Religionen müssen alle toleriert werden, (...) denn hier muss ein jeder nach seiner Façon selig werden." Das stammt vom "Alten Fritz", von Friedrich dem Großen. Der streng protestantisch erzogene Preußenkönig meinte vor allem Katholiken und Hugenotten. Aber auch "Türken und Heiden", für die er Kirchen und Moscheen bauen würde, wenn sie "das Land peuplieren" wollten. Nebenbei hat das seinem absolutistischen Staat einen wirtschaftlichen Schub beschert. Ein "Wir schaffen das!" mit fast 300-jähriger Ansage.
Heute stehen selbst aufgeklärte Kreise hinter einer solchen Haltung zurück. Nur: Religiosität gibts immer noch, trotz wissenschaftlichen Fortschritts. Molekularbiologen haben versucht herauszufinden, welches Gen für diese typisch menschliche Suche nach Sinn verantwortlich sein könnte. Religion hat aber immer auch mit dem Zusammenleben zu tun.
Die Veranstaltungsreihe "Glauben an die Gemeinschaft" soll den Dialog voranbringen. Vertreter verschiedener Religionen und Konfessionen haben sich in Eupen mit der Politik um einen Tisch versammelt. So gut wie alle in Anzug und Krawatte und inmitten dieser Herr-lichkeit nur zwei Frauen - nebenbei bemerkt. Neben der symbolischen Bedeutung dieses Runden Tisches soll dabei praktisch etwas wie Kennenlernen und Begegnung herumkommen, durch Konzerte oder Sportveranstaltungen.
Begegnung wird beim Roten Kreuz schon praktiziert. Die internationale Hilfsorganisation versteht sich als weltanschaulich neutral. Nach einer Einzelklage in Blegny gegen ein Kruzifix in einem Rot-Kreuz-Raum wurde von höherer Stelle dann auch prompt Abhängen empfohlen. Was dennoch aufhorchen ließ.
Im deutschsprachigen Ostbelgien ist diese Anordnung dem Vernehmen nach nicht angekommen. Stellt sich die Frage, ob ihr auch Folge geleistet würde. Hier arbeiten schon Katholiken, Protestanten, Muslime und Zeugen Jehovas im Dienst an der guten Sache zusammen, ohne dass bislang jemand Anstoß genommen hätte an lokalen Traditionen.
"Muss es denn unbedingt ein Kreuz sein?", hat sich die sozialistische Krankenkasse gedacht, als sie zum ihrem Nikolaus-Malwettbewerb aufgerufen hat. Das Vorbild des Concours "Dessine-moi un Saint-Nicolas" hatte auf der Bischofsmütze einen Kreis statt des üblichen Kreuzes. Mehr ist es auch im Grunde nicht - man wollte niemanden vor den Kopf stoßen.
Nur sollte man dann nicht gleich auf den Hut verzichten, auf den geschwungenen Stab und auf das "Sankt" vorm Nikolaus? Der weiße Bart und die rote Kleidung dürften reichen - dann ist es halt der Weihnachtsmann. Wobei das mit dem Weihnachten, naja ...
In der DDR soll der Weihnachtsengel ja zur "geflügelten Jahresendfigur" sozialisiert worden sein. Fast 30 Jahre nach dem Fall der Mauer könnte so ein Begriffsungeheuer Wiederauferstehung feiern - in dem Bemühen, es allen recht und alles gleich zu machen. Bald gibt es dann auch einen Osterhasen ohne "Oster".
Ein Vorschlag: Der "Runde Tisch der Religionen" sollte zeigen, wie wertvoll es sein kann, andere Traditionen kennen und schätzen zu lernen. Eben "jeder nach seiner Façon" - und nicht "alle nach einer Façon". In diesem Sinne: einen gesegneten Advent!
Stephan Pesch
Ein anderer Ausspruch von Friedrich dem Großen lautet:
„Geht man allen Religionen auf den Grund, so beruhen sie auf einem mehr oder minder widersinnigen System von Fabeln. Es ist unmöglich, dass ein Mensch von gesundem Verstand, der diese Dinge kritisch untersucht, nicht ihre Verkehrtheit erkennt.“
Nur der Ausgewogenheit wegen ...
Wer den Begriff Toleranz im Zusammenhang mit Religionen nutzt, verkennt die den Religionen immanente jahrtausendelange Intoleranz gegenüber Andersgläubigen, Nichtgläubigen, Wissenschaftlern, Medizinern, Homosexuellen, Geschiedenen, Frauen, ... und dies bis in die Gegenwart.
Die sozialistische Krankenkasse hat die eigene Kultur verleugnet und verraten. Und solchen Leuten kann man nicht mehr trauen, denn sie sind zu allem fähig, da sie das Maß der Dinge vergessen haben. Übertriebene politische Korrektheit. Als nächstes kommen dann Ostereier mit Koransuren, Sutren Buddhas oder Sprüchen des Konfuzius. Der Torheit sind nun alle Türen geöffnet. Es wäre besser gewesen, wenn die sozialistische Krankenkasse nichts gemacht hätte.
Ich für mein Teil feiere Weihnachten in gewohnter Weise und bin trotzdem weltoffen.
Zur "Asyl"-Politik des alten Fritz' sollte bemerkt werden ,dass die oben genannten Zitate reine Propaganda waren. Frankreich war damals in Kontinentaleuropa die Wirtschafts- und Technologie Nation Nummer 1. Deshalb waren Immigranten aus Frankreich hochwillkommen; und ausserdem waren Hugenotten Protestanten, und auch dies passte gut, denn Preussen war ein -wie geschrieben- durch und durch protestantischer Staat.
Katholiken (besonders die polnischen Untertanen im preussischen Staat) und die Juden (die von Beamten diskriminierende Familiennamen verliehen bekamen) waren Menschen zweiter Klasse.
Das Preussen des alten Fritz war ein Militärstaat (von seinem Vater geerbt), der immer neue Resourcen brauchte. Da kein Silber im eigenen Land, wurde Sachsen 1756 angegriffen. Da Schlesien und andere preussische Gebiete nach dem 7-jährigen Krieg sehr bevölkerungsarm und wirtschaftlich bankrott waren, waren Einwanderer willkommen.
Aber die Bezeichnung "Wirtschaftsflüchtling" bedeutete damals von Anfang an, dass die Neuankömmlinge vor allem die Wirtschaft des neuen Staates ankurbeln sollten. Alles andere war zweitrangig oder Propaganda.
@ G. Scholzen
Wenn sie gerade nicht auf "links-grün- versiffter Klimaschützer-Basching-Tour" sind, kann man ihre Argumentation mit Interesse lesen.
Noch zum Thema: Meinetwegen könnte man alle religiösen Symbole, vom Kreuz bis zum Kopftuch, in die Klamottenkiste unzeitgemäßer, entbehrlicher Gimmicks packen.
Die hier beschriebene falsch verstandene Rücksichtnahme auf andere Religionen oder Kulturen ist jedoch kontraproduktiv und führt eher zu Ablehnung und Ressentiments, als zu einem besseren gegenseitigen Verständnis. Der Schlußfolgerung von Stephan Pesch kann man deshalb nur zustimmen.