Der eine oder andere hat vielleicht zunächst an eine Falschmeldung geglaubt. Nach dem Motto: Da hat einer versehentlich dieselbe Info vom vergangenen Samstag nochmal veröffentlicht. Nein! Kein Irrtum! Kein böser Traum! Am Mittwoch schien sich die Geschichte vom Wochenende tatsächlich zu wiederholen. Wieder Ausschreitungen. Wieder Randalierer, die durch die Straßen ziehen und alles zerstören, was sie in die Finger kriegen. Wieder geplünderte Geschäfte.
"Maß voll!", "Fass übergelaufen!", "Bock fett!". Vor allem die flämische Presse feuerte aus allen Rohren auf die Brüsseler Stadtverantwortlichen, der eine oder andere wollte die Hauptstadt-Politiker gar schon entmündigen und Brüssel unter externe Verwaltung stellen.
Die wütenden Reaktionen sind verständlich, fast schon natürlich. Natürlich sind solche Vorfälle inakzeptabel, zumal, wenn so etwas gleich zwei Mal in weniger als einer Woche passiert, wer geht da nicht an die Decke?
Entsprechend markig die Worte der föderalen Mitterechts-Regierung: Premier Charles Michel versprach "Nulltoleranz", Innenminister Jan Jambon bemühte die Metapher vom Krebsgeschwür, das herausgeschnitten werden müsse. Und beide suggerieren damit wohl auch bewusst das Bild des mit dem Schlagstock auf die jugendlichen Randalierer eindreschenden Polizisten.
Eine Frage ist wohl erlaubt, wenigstens im Zusammenhang mit den Vorfällen vom vergangenen Samstag: Waren die Ordnungskräfte zu zurückhaltend? Zu passiv? Zu lax? Die Fußgängerzone vor der Brüsseler Börse sah am Ende aus wie ein Bürgerkriegsgebiet: Autos standen in Flammen, Läden waren verwüstet, verletzte Polizisten mussten behandelt werden. Stunden hatte es gedauert, bis die Lage wieder unter Kontrolle war. Umso verstörender dann obendrauf noch die Meldung, dass die Polizei zunächst niemanden festgenommen hatte.
Am Mittwoch war das von den Ordnungskräften dargebotene Bild nicht ganz so kläglich. Diesmal reagierte die Polizei vergleichsweise schnell und wurden auch rund 30 Krawallmacher vorübergehend festgenommen.
Ursachen?
Nächste Frage ist dann natürlich die nach den Ursachen. Vor allem die flämische Presse hat da eine These, nach dem Motto: Ist dieses Problem nicht hausgemacht? Hat man die ghettoähnlichen Problemviertel mit ihren vielen Bewohnern mit Migrationshintergrund nicht zu fast rechtsfreien Zonen werden lassen? Haben sich die Brüsseler Behörden nicht durch eine zu laxe Politik eine Generation von Möchtegern-Desperados buchstäblich herangezogen? Junge Männer, die seit Jahren kleine Straftaten aneinanderreihen, die dabei aber weitgehend unbehelligt geblieben sind. Und die am Ende aufgrund der erlebten Straffreiheit tatsächlich an die eigene Unantastbarkeit glauben.
Ja! An all dem ist wohl was dran. Und viele Brüsseler waren wohl auch schonmal in einer Situation der unerträglichen Ohnmacht, in der man sich plötzlich so "verdammt" alleine vorkommt, vom Staat und seinen Gesetzeshütern im Stich gelassen.
Also: "Knüppel aus dem Sack!"? Ist das die Patentlösung? Die Antwort lautet: "Jein!". Selbst den linken Hauptstadtpolitikern scheint inzwischen aufgegangen zu sein, dass der - nennen wir es mal - "sozialpädagogische" Ansatz, bestehend aus Prävention und Dialog, dass der eben irgendwann zu kurz greift. Streetworker, die in den Brüsseler Problemvierteln arbeiten, geben offen zu, dass es inzwischen Leute gibt, an die niemand mehr rankommt, die sich nicht mehr reinreden lassen, die in einer Art Parallelwelt leben, die im Wesentlichen aus Gewalt besteht. Es sind diese Leute, diese kleine Minderheit, die den Hauptstadtalltag vergiften, jeden Tag ein bisschen und immer ein bisschen mehr. Denen gegenüber muss der Staat Härte zeigen. Die verstehen es nicht anders. Und, wenn die Lage einmal eskaliert, dann erst recht. Eine Polizei, die die Bürger nicht vor Gewalt schützen kann, die verliert ihre Glaubwürdigkeit. Nicht nur in den Augen der - nennen wir sie mal - halbstarken, "kleinen Mistkerle", sondern auch und vor allem in der Wahrnehmung der Bürger. Auf die Gefahr hin, dass der eine oder andere dem Staat am Ende sein Gewaltmonopol abspricht und die "Dinge selbst in die Hand nimmt". Wie es kürzlich Fußball-Hooligans in Gent getan haben, als sie Hausbesetzer aus einer Wohnung buchstäblich herausgeprügelt haben. Ein N-VA-Parlamentarier brachte dafür übrigens sogar Verständnis auf.
Wer aber, wie gewisse Ordnungspolitiker, glaubt, dass man mit Härte allein solche Probleme löst, der belügt sich selbst. Wer allein auf Knüppel setzt, der bekommt allenfalls eine Form von Guerilla-Krieg. Wie es eine Zeitung treffend formulierte, indem sie das Bild des Krebsgeschwürs aufgriff: Ein chirurgischer Eingriff, das kann nur der Anfang sein. Im Anschluss muss es eine Nachsorge geben. Anderenfalls besteht das Risiko, dass der Patient einen Rückfall erleidet. Nur, wenn man irgendwann wenigstens zu erahnen glaubt, wo die wirklichen Ursachen für den teilweise erschreckend ausgeprägten Hass liegen, kann man nach angepassten Lösungen suchen, das Übel buchstäblich bei der Wurzel packen.
Ja! Der Staat muss Härte zeigen, um seine Bürger zu schützen und zugleich sein Gewaltmonopol zu rechtfertigen. Aber: Ein Schlagstock ist am Ende immer noch kein Zauberstab.
Roger Pint/BRF
Sie haben wohl Recht, Herr Pint, ABER, der Staat hat seit 50 Jahren diese Zustaende in Form von Getto Bildung zugelassen mit den heutigen Resultaten.
Diese Typen von Krawall-Machern sind durch die lasche Gesetzgebung tatsaechlich unantastbar (gemacht) geworden. Der Gummiknueppel ist ganz sicher kein Zauberstab und Problemloeser. Er ist aber der erste Schritt um unmittelbar vor Ort, den Chaoten auf die Finger zu ticken um sie dann unmittelbar hinteran vor dem Strafrichter zu stellen und Bitte keine Strafen ausgesetzt zur Bewaehrung und keine Strafe unter 3 Jahre Freiheitsentzug mit intensiver Sozial-Therapie und schulischer Ausbildung.
Viel wichtiger ist aber, dass man langsam aber sicher die seit vielen Jahren bestehenden Gettos in denen man weder Franz.- noch Nederlands spricht einer gesunden Bevoelkerungsstruktur 30 : 70 zufuehrt. Nur so und nicht anders wird man diesem Problem Einhalt geben koennen.