Schon wieder Rio. Zwei Jahre nach der Fußball-Weltmeisterschaft jetzt also die Olympischen Spiele in Brasilien. Schon wieder Rio: Darüber beklagt sich nicht die internationale Sportwelt, wohl aber beklagen sich die Menschen im Gastgeberland. Sie sind das Opfer der Wirtschaftskrise in Brasilien.
Eine Wirtschaftskrise, die von den Olympischen Spielen noch verschärft wird. Teure Stadien sind gebaut worden anstelle von neuen Schulen. Eine kostspielige U-Bahn-Linie für das olympische Dorf in einem Reichenviertel wurde auch gebaut. Für neue Krankenhäuser in Rio war kein Geld da. Wie schon vor zwei Jahren bei der WM wird es auch bei Olympia zu Protesten und Kundgebungen kommen. Die Gefahr ist gegeben, dass es diesmal nicht so friedlich ablaufen wird.
Es muss Schluss sein mit den Prestige-Veranstaltungen des IOC und der FIFA in der dritten Welt. Dass Sportevents vor allem Kommerzveranstaltungen sind, daran hatte man sich gewöhnt. Dass sich Olympische Spiele und Weltmeisterschaften aber kontraproduktiv auf die soziale Gerechtigkeit im Gastgeberland auswirken, das muss zu einem Umdenken führen.
Ein Umdenken ist aber auch im sportlichen Bereich vonnöten. Das IOC hat es erneut versäumt, eine klare Politik in Sachen Doping einzuschlagen. Das IOC hat beschlossen, nicht zu beschließen, und hat die heikle Angelegenheit an die internationalen Fachverbände weitergeleitet.
Das nennt man kneifen in einer Frage, die das IOC vor vor Jahren noch als absolute Priorität bezeichnet hatte. Natürlich hätte der Ausschluss eines ganzen Landes von Olympia für Aufsehen gesorgt. Doch die Tatsachen waren deutlich: In Russland hat es ein staatlich organisiertes Doping-Programm für Spitzensportler gegeben. Mit diesem Ergebnis des Untersuchungsberichtes hätte das IOC ein Zeichen setzen müssen. Ein Zeichen, dass der Kampf gegen Doping weiter verschärft werden muss.
Einmal mehr werden die sportlichen Entscheidungen dieser Olympischen Spiele durch die Doping-Debatte und die politische Lage im Gastgeberland in den Hintergrund gedrängt. Schade für Sprinter Usain Bolt oder Schwimmer Michael Phelps, die in Rio Geschichte schreiben können. Nicht auszudenken, was passieren würde, sollte einer dieser beiden auch noch gedopt sein.
Werner Barth