Schon vor Spielbeginn gibt es eine erste Kontaktaufnahme mit dem "neutralen" französischen Publikum. "Allez Toulouse, chante avec nous" lautet die Aufforderung der teuflischen Fans, die keine zwei Sekunden später erwidert wird.
Flämische, wallonische und deutschsprachige Fans haben allesamt eine Sitzallergie, denn von der ersten Minute des Spiels wird keiner der Klappstühle im Stadion in Anspruch genommen. Gesungen wird in Französisch, Niederländisch, aber auch die englischen Fangesänge haben es den Fans angetan. Zur Not tut es auch mal ein "lalalala" oder "uho". Die Stimmung ist bestens. Da wird auch für einen einsamen irischen Fan " Shoes up, for the boys in green" gesungen, und standesgemäß stehen einige Hundert Rote-Teufel-Fans mit einem Schuh in der Hand um den Iren.
Das Geschehen auf dem Platz wird mit Spannung wahrgenommen. Beim Stand von 1:0 zur Halbzeit müssen einige Fingernägel dran glauben. Die männlichen Fans sind im belgischen Block eindeutig in der Mehrheit. Rot ist die alles dominierende Farbe, aber auch schwarz und gelb mischen sich in den Block. Der Fantasie und dem Geschmack der Fans scheinen keine Grenzen gesetzt.
Die wenigen Damen im Fanblock setzen auf kleine aber feine Details: von Abendroben in der belgischen Tricolore bis hin zum Nagellack in der selben Farbkombination.
Spätestens beim 2:0 durch Batshuayi ist dem Fan auch egal, seinen etwas überteuerten Gerstensaft in die Luft zu befördern. Ist auch nicht so schlimm, ist eh alkoholfrei. Der Klempner aus Tournai liegt sich mit der bis dahin unbekannten Bürofachkraft aus Genk in den Armen. Fußball kann so schön sein!
Am Ende erklingt im belgischen Halbrund ein Fansong aus dem englischsprachigen Raum, der wohl so etwa das Motto bei dieser EM sein wird: " Please don't take me home". Nach Hause wollen die Belgier nach dieser beeindruckenden Nacht von Toulouse noch sicher nicht. Der ein oder andere träumt sicherlich schon freudentrunken von Paris.
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Text und Bild: Christophe Ramjoie/BRF