Nach Dvoraks "Rusalka" und Janaceks "Jenufa" hat Aachens Theaterintendant Michael Schmitz-Aufterbeck jetzt ein drittes Werk des tschechischen Opernkanons für sein Haus entdeckt: "Die verkaufte Braut" von Friedrich Smetana. Die älteste dieser drei Opern gilt bis heute als die tschechische Nationaloper schlechthin. Man hat sich in Aachen diesmal für die deutschsprachige Fassung entschieden und was bei Dvorak und Janacek wahrscheinlich nicht funktioniert hätte, hier macht es Sinn, zumal Smetana selber auch schon die Übersetzung seiner volkstümlichen Oper autorisiert hatte.
Und volkstümlich geht es tatsächlich zu in dieser "Komischen Oper". Kurz zusammengefasst geht es darum, dass ein bauernschlauer junger Mann vermeintlich seine Braut verkauft, um am Ende durch taktisches Geschick doch ihr Ehemann werden zu können. Es ist eine köstliche, allerdings auch mit vielen Klischees behaftete Komödie, wie man sie auch im Millowitsch-Theater oder im bayerischen Komödienstadel erleben könnte. Aber wenn man sich dem Treiben einfach hingibt, ohne eine Neuinterpretation mit gesellschaftskritischen Ansätzen zu erwarten, dann macht das Ganze richtiggehend Spaß. Und man hatte den Eindruck, dass das Publikum des Theaters Aachen endlich mal wieder unterhalten werden wollte. So einhellig war der Applaus für alle Mitwirkenden, selbst für die Regie.
Die junge Französin Béatrice Lachaussée zeichnet dafür verantwortlich. In einem sehr kargen Bühnenbild - an und für sich eine mit einigen Begonienpflanzen dekorierte Bretterwand - lässt sie die Darsteller in Kostümen aus den 1950er Jahren agieren. Ihre Personenführung ist sehr präzise und dem Geschehen angemessen, allerdings fühlt sie sich bei den Chorszenen wohl noch nicht so sicher, das wirkt durchgehend gestelzt und unnatürlich. Völlig unbeholfen stolzieren die Choristen schon während der Ouvertüre von der einen Bühnenseite zur anderen, während der Polka müssen die Sänger sogar Blumentöpfe vor ihren Gesichtern hin und her schwenken, das ist leider noch nicht mal ironisch amüsant. Hervorragend gelungen ist ihr hingegen die Zirkusszene des dritten Akts, das hat Pep und Witz.
Das darf man auch dem Orchester attestieren. Wie Dirigent Justus Thorau schon die Ouvertüre angeht, verspricht einen ebenso schwungvollen wie heiteren Opernabend, dabei ist Smetanas Musik alles andere als einfach. Ein besonderes Kompliment gilt dem Klarinettenpult. Das hatte böhmischen Volksmusikcharakter im besten Sinne des Wortes.
Das umfangreiche Solistenensemble ist von durchgehend gutem Niveau, aus dem zwei Protagonisten herausragten. Da wäre der junge amerikanische Tenor Keith Bernard Stonum als Vasek und vor allem Camille Schnoor als verkaufte Braut Marie. Camille Schnoor hatte uns auch schon in Boesmans "Au monde" und in der "West Side Story" begeistern können. Sie wird am Ende dieser Spielzeit Aachen verlassen und ein Engagement am Münchener Theater am Gärtnerplatz antreten.
Bis zum 10. Juli steht "Die verkaufte Braut" noch neun Mal auf dem Spielplan des Theaters Aachen.
Hans Reul - Foto: Wil van Iersel