Natürlich war ich gespannt auf die erste Probe von Laura Tesoro. Wie würde sie ihren Beitrag inszenieren? Beim Gespräch mit Fans und Kollegen im Pressezentrum kam keine Begeisterung rüber, wenn ich mich danach erkundigte, wie denn der belgische Beitrag ankommt. Und auch nach den Wettquoten war Belgien so gerade noch ins Finale gerutscht. Das ändert sich nach der ersten Probe. Mit einer Bühne, die an eine 1970er-Jahre-Tapete erinnert, wirkt die ganze Inszenierung funky und frisch. Die Ausgestaltung in den Farben Schwarz, Gelb und Rot soll Motown-Atmosphäre verbreiten, es trifft sich aber auch gut, dass dies die belgischen Farben sind.
Die junge Laura vermittelt zwar einerseits noch den Eindruck eines Teenagers, beantworte aber gleichzeitig souverän und charmant die Fragen der Presse bei der anschließenden Pressekonferenz. Gut gelaunt, fröhlich und sympathisch offen sorgte sie für eine weitaus höhere Akzeptanz des belgischen Beitrags, besonders als sie ein Stückchen von "What´s the Pressure" A-Cappella sang.
Mit ihrem Auftritt will Laura natürlich ihr Heimatland glücklich machen, sie fühlt sich aber wegen des vierten Platzes Belgiens in Wien von Loïc Nottet durchaus etwas unter Druck gesetzt. Sie würde deshalb nach Möglichkeit dieses Ergebnis noch überbieten. Ihr letzter Startplatz im Halbfinale bringt ihr ja dabei vielleicht Glück, denn einerseits ist die 8 ihre Glückszahl und 8 ist in 18 ja schließlich enthalten. Die Chance ins Finale zu kommen, ist für Laura sehr realistisch, denn erstens hat sie die letzte Startnummer und zweitens sind vor ihr zwei Beiträge (Georgien und Albanien), hinter denen Lauras Frische punkten wird.
Meine Favoriten in diesem Jahr sind Russland, Frankreich (wenn sie noch an der Inszenierung arbeiten!), Australien, Niederlande und Lettland. Der, insbesondere bei den ESC-Fans so hochgelobte, österreichische Beitrag von Zoë (Loin d´ici) wird es schwer haben, das Finale zu erreichen. Aber: Der ESC ist ja immer für eine Überraschung gut!
Für die ESC-Statistiker
In diesem Jahr erlebt der Song Contest die Rückkehr so vieler Künstler, wie schon lange nicht mehr. Ganze sieben Sänger und Sängerinnen sind schon einmal für ihr Land angetreten (Choraktivitäten nicht mitgerechnet). Ira Losco hätte 2002 in Tallinn fast den ersten maltesischen Sieg errungen, Deen führte Bosnien-Herzegowina 2004 erfolgreich in die Top 10 in Istanbul, ein Jahr später war Bojan Jovović, Teil der Formation No Name, die den letzten Beitrag Serbien-Montenegros sang und Poli Genova verpasste 2011 in Düsseldorf knapp das Finale.
Ganze drei Interpreten waren alleine 2012 in Baku dabei und erreichten das Finale. Greta Salomé sang damals im Duett mit Jonsi, Donny Montell platzierte sich sechs Ränge besser mit seinem einarmigen Radschlag und einen Punkt mehr ergatterte Kaliopi für Mazedonien. Letztere sollte bereits 1996 das Debüt FYROMS in Oslo feiern, konnte sich aber bei der internationalen, geheimen Vorauswahl (ebenso wie Deutschland) nicht qualifizieren.
Biggi Müller I Fotos: Andres Putting, Sigi Doppler und Thomas Hanses I Kamera: Karl Jakob