Auch in Schweden ist Feiertag und Stockholm hat auf Sonntagsmodus umgeschaltet. Die Geschäfte sind geschlossen, die U-Bahn leer, der Stockholmer schläft aus oder sitzt frühstückend auf seinem Balkon in der Sonne. Im ESC-Paralleluniversum, in den Tiefen des Pressezentrums, gilt das alles natürlich nicht: hier wuseln die internationalen Fans und Journalisten weiter durch die fensterlosen Gänge, starren auf die großen Bildschirme mit den Übertragungen aus Halle und grübeln über irgendwelche zumindest halbwegs sinnvollen Fragen in den Pressekonferenzen nach.
Wenn jemand die Herzen der Journalisten und Fans für sich gewonnen hat, dann ist es die sympathische Kaliopi aus Mazedonien. In ihren Augen ist ihr Lied „Dona“ ein klassischer Eurovision-Song, der den Fans viel Liebe schenken soll. Überhaupt sei sie froh, nach Baku 2012 wieder dabei zu sein und viele bekannte Gesichter von damals wiederzusehen. Als Überraschung brachte die mazedonische Crew schwedische Donuts für alle herein. Damit wurde auf eine Parodie von "Dona" (Donut) an, die gerade im Internet zahlreich angeklickt wird.
Auch in diesem Jahr sind wieder Individuen, Diven, schräge Typen und coole Outfits beim größten Musikspektakel der Welt zu erleben und bestaunen. Turbulent wird um die lockige Haarpracht der Schweizerin Rykka diskutiert, die - so verlautet es aus gut unterrichteten Kreisen - in der Schweiz als „Zürichseeblau“ bezeichnet wurde und, wer weiß das schon so genau, eigens für die Sängerin zusammengemixt worden sein soll.
Die einzige klassische streichergetragene Eurovisionsballade des Jahres "Colour of your Life" wird auch klassisch inszeniert. Rechts hinten drei Streicherinnen, links hinten der Mann am Flügel sowie eine Cellistin und in der Mitte der Sänger. Noch nicht stimmig ist das Erscheinungsbild von Michał Szpak aus Polen. Die Fingernägel werden wohl schwarz oder irgendwie anders bestrichen bleiben. Aber sein Kleidungsstil wird sich hoffentlich noch ändern. Der ärmellose Umhang aus silbernem Isoliermaterial wirkt an ihm nicht. Ansonsten punktet er aber durch seine stimmliche Leistung und wie es heißt: die schönsten Haare des Wettbewerbs. So manch einer beneidet ihn darum.
Ein großes Wiedersehen gab es mit Néomi Tánczos. Sie war im vergangenen Jahr beim ESC in Wien wie ich Volunteer im Pressezentrum und ist in diesem Jahr als Begleiterin des sehbehinderten Journalisten und BRF2-Gastmoderators Alain Forotti in Stockholm. Wir freuten uns sehr über das unverhoffte Treffen.
Heute wird auch "unsere" Laura Tesoro zum ersten Mal auf der großen ESC-Bühne stehen. Sie hat im zweiten Halbfinale den letzten Auftritt. Ob es für eine Qualifikation Belgiens beim 61. ESC reichen wird? Ich halte Sie auf dem Laufenden...
Biggi Müller - Fotos: Biggi Müller, Sigi Doppler