Während über zehn Jahren, von 1996 bis 2007, hat der gebürtige Monegasse Jean-Louis Grinda die Geschicke der Königlichen Oper der Wallonie als Direktor geleitet. Eine Zeit, an die sich jeder Opernfreund gerne zurück erinnert, denn Grinda hat dem Haus neuen Atem eingehaucht. Jetzt kehrt er als Regisseur an seine alte Wirkungsstätte zurück und zeigt seine Inszenierung der frühen Verdi-Oper „Ernani“.
Das Werk zählt nicht zu den Top Ten der meistgespielten Verdi-Opern. Zu Unrecht, denn tatsächlich finden wir in „Ernani“ schon die Merkmale , die den großen Verdi ausmachen.
Es ist ein unglaublich lebendiges, temporeiches Werk, man spürt dass die Opern „Trovatore“, „Traviata“ oder „Rigoletto“ nicht mehr lange auf sich warten lassen und mit Ernani erfand der Komponist auch den typischen Verdi-Bariton. Und diesem Anspruch wird unser Landsmann Lionel Lhote in dieser Produktion mehr als gerecht. Er wurde bei der Premiere und auch am Sonntagnachmittag bei der zweiten Vorstellung vom Publikum frenetisch gefeiert.
Wie er die Entwicklung des Königs Carlos zeigt, ist allerhöchste Gesangskunst. Lhote stellt den Wandel eines Königs von einem machtbesessenen Herrscher zum gutmütigen Monarchen sängerisch auf grandiose Art in Szene. Damit macht er die Figur von Karl V zum Hauptdarsteller des Dramas. In dieser Oper geht es ja um Liebe und um Macht unter den verschiedenen Provinzherrschern zur Zeit Karls V.
Der König, aber auch einer seiner Gegenspieler, eben Ernani, sowie der alte Don Silva sind alle drei in die junge Elvira verliebt und möchten sie zur Frau nehmen. Aber sie liebt nur Ernani und nach einigen Ränkespielen und einer in letzter Minute verhinderten Heirat mit Silva, werden sie und Ernani ein Paar, aber die Rache Silvas lässt nicht auf sich warten und Ernani wird sich einem Schwur folgend, selber das Leben nehmen. Die Handlung, die auf das gleichnamige Drama von Victor Hugo zurückgreift, ist ein historisch überladenes Sittengemälde, das gewiss nicht leicht auf die Bühne zu bringen ist.
Grinda belässt das Werk in seiner Zeit und konzentriert sich auf beeindruckende Bilder. Seine Inszenierung ist weniger ein Schauspiel als vielmehr die Darstellung großer Bilder, manchmal treten die Protagonisten tatsächlich aus den Gemälden heraus. Man fühlt sich an Maler wie Velasquez oder die Hell-Dunkel-Werke von Georges de la Tour erinnert, denn die ganze Produktion lebt auch von der beeindruckenden Lichtregie. Ebenso bemerkenswert ist der Einsatz einer angeschrägten Spiegelrückwand, die der Bühne zum einen größeren Raum verleiht, zum anderen auch überraschende Effekte ermöglicht.
Die Personenführung Grindas hingegen ist recht konventionell und beschränkt sich auf eine Auf- und Abtreten der Sänger, die ihm gewiss nicht undankbar sind, dass er sie meist vorne an der Rampe singen lässt. Neben dem schon angesprochenen Lionel Lhote ist vor allem Orlin Anastassov in der Rolle des Silva zu erwähnen, der trotz leichter Erkrankung mit immer noch sehr sonorem Bass die Partie bewältigte. Nicht ganz so überzeugend waren Gustavo Porta als Ernani und Elaine Alvarez als Elvira, sicher zwei große raumfüllende Stimmen, aber nicht immer ganz sauber in der Intonation. Vorzüglich waren das Lütticher Opernorchester und der Chor. Hier zeigt sich wieder einmal welch fantastischer Verdi-Dirigent Paolo Arrivabeni ist.
Bis zum 6. Oktober steht „Ernani“ noch auf dem Spielplan der Lütticher Oper.
Hans Reul - Bild: Lorraine Wauters
Cher Hans,
Excellent article ! Le mien paraît bientôt sur Crescendo.
J'ai été bien content de vous revoir à Liège ! A bientôt,
Bruno