Lim Ji Young hat am letzten Abend der Finalwoche des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs mit einer überragenden Interpretation des Violinkonzertes von Johannes Brahms überzeugen können. Mit wunderbar warmem, stets intonationssicherem Spiel konnte sie begeistern.
Aber auch andere Finalisten dieser Woche hätten auf dem ersten Platz landen können. Niemand wäre verwundert gewesen, wenn etwa der Benjamin des Concours, der 18-jährige Stephen Waarts auf Platz eins gestanden hätte, ebenso der Deutsche Tobias Feldmann, der gleich am ersten Abend ein packendes Bartok-Konzert gespielt hatte und mit einer unvergleichlichen Coolness auf das Reißen einer Saite seines Instrumentes reagiert hatte.
Feldmann wurde letztendlich Vierter, Waarts Fünfter, erhielt aber auch den Publikumspreis der Hörer von Musiq3 und Klara. Auf Platz zwei landete mit dem Ukrainer Olekseii Semenenko eine weitere faszinierende Persönlichkeit, Dritter wurde der Amerikaner Wiliam Hagen.
Zum Auftakt der Preisverleihung war es zu einem kleinen peinlichen Missverständnis gekommen. Eine andere Koreanerin mit ähnlich klingendem Namen wie die Siegerin, nämlich Lee Ji Yoon, hatte verstanden, dass sie den ersten Preis gewonnen hätte - und war, zwar nicht jubelnd, sondern eher ein wenig erstaunt auf die Bühne getreten, um dann zu erfahren, dass sie nicht gewonnen hatte.
Jurypräsident Arie van Lysebeth meisterte die Situation auf souveräne Art und Weise und bat für den Fehler um Verzeihung: "Ein bedauerliches Missverständnis, aber zwischen Lim und Lee ist bei der Aussprache nur ein Buchstabe Unterschied. Irren ist menschlich!"
Lee Ji Yoon zählte nachher zu den ex-aequo Platzierten Laureaten. Das Publikum bedachte sie mit besonders herzlichem Beifall, um ihr doch ein Gefühl der Anerkennung zu geben. Im nächsten Jahr ist der Concours Reine Elisabeth für Klavier ausgeschrieben.
hr/km - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA