Auch wenn es in jedem Jahr fast gebetsmühlenartig wiederholt wird: Das Niveau des Concours Reine Elisabeth ist auch diesmal wieder sehr hoch. Das zeigt sich schon an den jungen Violinisten, die es nicht ins Finale geschafft haben und es vielleicht doch auch verdient gehabt hätten. Da wäre zum Beispiel unser Landsmann Hrachya Avanesyan zu nennen, der vor drei Jahren schon am Wettbewerb teilgenommen hatte, damals das Halbfinale erreichte, jetzt aber schon in der ersten Runde ausschied, oder an George Tudorache, der rumänische Violinist, der auch in Ostbelgien kein Unbekannter ist, da er als Konzertmeister der Lütticher Philharmoniker schon des öfteren hier konzertierte, oder auch an Solenne Païdassi, die 2010 Siegerin des ebenfalls sehr renommieren Concours Jacques Thiebaud in Paris wurde. Sie alle sind nicht mehr dabei.
Wir dürfen uns aber auf zwölf andere fantastische junge Violinistinnen und Violinisten freuen, die in der Finalwoche jeweils ein Wahlkonzert und das Pflichtkonzert spielen werden, begleitet vom Belgischen Nationalorchester unter der Leitung der amerikanischen Dirigentin Marin Alsop. In diesem Jahr verzichtet man in dieser Finalrunde auf einen Sonatenbeitrag, der wurde diesmal schon im Halbfinale gefordert. Eine wie ich finde sinnvolle Änderung des Reglements. Dies führt nämlich dazu, dass die einzelnen Finalabende nicht mehr ganz so lange dauern werden. Denn bisher war es wegen der Länge des Programms üblich, dass der zweite Finalist immer erst gegen 22:00 Uhr an der Reihe war.
Los geht es am Montag mit dem 20-jährigen Taiwanesen Ching-Yi William Wei und dem 24-jährigen Deutschen Tobias Feldmann. Insbesondere von ihm erwarten die Beobachter sehr viel, konnte er doch sowohl in seinem Rezital-Programm als auch mit einem sehr feinsinnigen Mozart-Konzert überzeugen. Das gleiche gilt für seinen Landsmann, dem ebenfalls 24-jährigen Thomas Reif, der am Dienstag an der Reihe sein wird. Bei ihm überraschte das Rezital-Programm, das ganz der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts vorbehalten war.
Aber wer möchte jetzt schon einen Favoriten ausmachen. Alle zwölf Finalisten sind ausgezeichnete Musiker. In diesem Jahr sind die jungen Männer mit acht an der Zahl doppelt so zahlreich wie die jungen Damen. Was die Herkunft betrifft, sind neben den beiden deutschen Violinisten jeweils drei aus Südkorea und den USA, dann ein Chinese, ein Taiwanese, eine Japanerin und ein junger Mann aus der Ukraine, nämlich Oleksii Semenenko, ein Schüler des legendären Zakhar Bron, dabei. Was die Wahlkonzerte betrifft, begegnen wir den üblichen Verdächtigen: 4 x Brahms, 3 x Sibelius, 2 x Tschaikowsky, 2 x Bartok 2. und 1 x Schostakowitsch.
Lassen wir uns überraschen und freuen wir uns auf eine spannende Finalwoche beim Königin-Elisabeth-Wettbewerb 2015.
Bild: Laurie Dieffembacq (belga)