Was hätte dies für ein unterhaltsamer Abend werden können: Jacques Offenbach liefert mit seiner Musik zu "Les Brigands"die besten Voraussetzungen für eine humorvolle Musiktheaterproduktion. Die Handlung ist wie so oft in Offenbachs Operetten oder "Opéra Bouffe", wie er selbst sein Werk überschrieb, ebenso schlicht wie verwirrend.
In "Les Brigands" treiben die Librettisten Meilhac und Halévy es sogar auf die Spitze: Nicht eine Verwechslung ist notwendig, nein, gleich deren zwei, damit die Handlung ihren turbulenten Lauf nehmen kann und am Ende doch alle ihr Glück finden und aus dem Oberbanditen Falsacappa der Polizeiminister wird und die Mitglieder seiner Bande die Staatssekretäre für Sicherheit und Ordnung. Offenbach war ein Meister der Parodie und der Satire und die politischen und gesellschaftskritischen Anspielungen verlieren auch heute nicht ihre Wirkung.
Regisseur Alexander von Pfeil lässt es dann auch richtig gehend krachen auf der Bühne. Es ist ein buntes Durcheinander und die Mitwirkenden haben und versprühen jede Menge Spaß. Dafür hat von Pfeil dem französischen Original deutsche Dialoge hinzugefügt. An und für sich eine gute Idee, wenn diese Dialoge nur nicht so hölzern wären oder liegt es nur an den darstellenden Sängern? Wenn nämlich zwei Schauspieler, Björn Jacobsen als Herzog von Mantua und Rainer Krause als Schatzkanzler, die das umfangreiche Sängerensemble verstärken, agieren, dann bekommt die Sache endlich Tempo und Witz. Aber dafür sind den gesanglichen Fähigkeiten der beiden natürlich Grenzen gesetzt. Nun ja, sie sind Schauspieler und keine Sänger. Aber auch im Sängerensemble ist nicht alles so glänzend.
Im besten Sinne herausragend ist Joëlle Charlier in der Hosenrolle des Fragoletto: Sie ist der Lichtblick der insgesamt 21 Solisten umfassenden Sängerschar. Sie verfügt über eine wunderbare Mezzostimme und bei ihr ist dann auch glücklicherweise die französische Diktion verständlich. Bei manch anderem muss man schon sehr guten Willens sein, um überhaupt zu erkennen, dass "Les Brigands" in französischer Sprache ist.
Das größte Problem dieser Produktion ist allerdings die musikalische Umsetzung. Dirigent Volker Hiemeyer lässt das Orchester mit Karacho durch die Partitur eilen, da geht das Spritzig-Leichte oftmals verloren und am schlimmsten wird es, wenn der Chor und auch das Ensemble dem Tempo des Orchesters nicht folgen können. Da läuft einiges auseinander. Schade, hier wird eine Chance vertan, einem selten gegebenen Werk die verdiente Wiederentdeckung zu schenken. Und einmal mehr bewahrheitet sich: Das vermeintlich Leichte ist doch so schwer.
Bild: Wil van Iersel
Sehr geehrte Damen und Herren,
endlich traut sich ein Kritiker, wie im Falle der Premierenkritik von 'Die Banditen',etwas als schlecht zu bezeichnen, wenn es schlecht ist.
ich stimme vollinhaltlich zu, würde mich aber über die 'Regie' noch deutlicher äußern:
so einen geistlosen, an den Haaren herbeigezogenen, vor wiederholungen strotzenden Klamauk,bar jeder personenregie, habe ich selten gesehen.
mit freundlichen Grüßen
Sigrid Clar