Die Königliche Oper der Wallonie hat sich unter der Leitung von Direktor Stefano Mazzonis zu einem Zentrum des Belcanto entwickelt. Mazzonis liebt das italienische Repertoire und hat auch die notwendigen Kontakte, um die anspruchsvollen Partien jeweils adäquat zu besetzen. So wird die Wiederaufnahme von Maria Stuarda zu einem Fest der Stimmen.
Schon 2008 wurde diese Produktion von Francesco Esposito in Lüttich gezeigt. Jetzt kehrt sie nach einer Reise durch verschiedene Opernhäuser wieder an die Maas zurück.
Das Bühnenbild ist ebenso eindrucksvoll wie karg gehalten: Links eine Gitterwand, rechts eine Mauer, sonst ist meist alles leer. Im Bühnenhintergrund wird mit einem schlichten Farbspiel die atmosphärische Stimmung angedeutet. Ein aus dem Bühnenboden hochfahrender Thron genügt, um den königlichen Palast Elisabeths darzustellen, ein kleines Bett aus Stein den Kerker Marias.
Die Geschichte dürfte hinlänglich bekannt sein, sie ist zum einen historisch und geht zum anderen auf Schillers gleichnamige Tragödie zurück. Esposito erzählt sie auch ohne große weitere Deutungsansätze. Überhaupt lässt er den Gesang im Mittelpunkt stehen, eine Personenregie ist in dieser statischen Inszenierung auch kaum auszumachen. Man darf sich sogar fragen, ob er selber diese Wiederaufnahme begleitet hat, oder dies seinem Assistenten überließ. Denn als Martine Reyners das Regieteam beim überaus herzlichen Schlussapplaus auf die Bühne bitten wollte, folgte ihr niemand. Das war schon sehr erstaunlich.
Martine Reyners sang eine vor allem in den Koloraturen sehr überzeugende Maria Stuarda. Am Premierenabend klangen nur einige Töne im tiefen Register ein wenig belegt. Aber dies tat dem Auftritt der belgischen Sopranistin, die erstmals in Lüttich gastierte, keinen Abbruch. Ihr stand mit Elisa Barbero eine grandiose Elisabeth gegenüber. Mit stupender Leichtigkeit und einer sehr farbenreichen Stimme meistert sie die Partie. Bei den männlichen Protagonisten setzten vor allem Yvan Thirion als Lord Cecil und Pietro Picone als Roberto die Glanzlichter.
Enttäuschend war hingegen die Leistung des Chores. Nicht nur, dass es manches Mal am perfekten Zusammenklang innerhalb des Chores mangelte, auch die wenig optimale Platzierung hinter den angesprochenen Gittern trug nicht gerade zu einem raumfüllenden Klang bei. Auch im Orchestergraben war nicht alles zum besten bestellt. Dirigent Aldo Sisillo hatte ebenfalls sein Lüttich-Debüt, versuchte gewiss ausdrucksvoll die Donizetti-Partitur auszuleuchten, aber sein Dirigat ließ es an Genauigkeit vermissen, sodass nicht alles in der vom Lütticher Chefdirigenten Paolo Arrivabeni gewohnten Perfektion und Leidenschaft herüberkam.
Alle Vorstellungen bis kommenden Samstag sind übrigens restlos ausverkauft. Belcanto hat nun einmal seine zurecht begeisterungsfähigen Anhänger.
Bild: Jacques Croisier