"Rusalka" von Antonin Dvorak ist weitaus mehr als das zuckersüße Märchen von einer Nixe, die die Wasserwelt verlassen möchte, um die Liebe bei den Menschen zu entdecken, dafür aber auf ihre Stimme verzichten muss. Nein, es ist vielmehr eine zartbittere Geschichte, denn obwohl Rusalka den Sprung aus den Untiefen des Wassers, und damit aus gleich welcher Bedrängnis wagt und dafür auf ihre Stimme verzichtet, wird sie die Liebe nicht kennen lernen dürfen, denn ihr auserwählter Prinz erwidert nicht gleich ihre Liebe. Als er endlich merkt, wem seine wahren Gefühle gehören, ist es zu spät.
Wer jetzt noch eine romantische Bebilderung der Handlung erwartet, hat diese großartige Oper von Antonin Dvorak und das Libretto nur oberflächlich gelesen und gehört. Die Regisseurin Ewa Teilmans zählt gewiss nicht dazu. Sie bringt eine sehr stringente und absolut überzeugende Sichtweise mit ihrer Inszenierung auf die Bühne.
Den ersten Akt lässt sie an einem von hohen Stämmen umgebenen See spielen. Idyllisch ist das ganze aber nicht, denn deutlich ist ein Kanalrohr sichtbar, die Nixen finden durch eine Art Verließ den Zugang zur Wasserwelt. Der Wassermann darf als Zuhälter gesehen werden, die Hexe Jezibaba in ihrem roten Minikleid als die Puffmutter, die Rusalka noch warnt, den Schritt in die Welt der Menschen zu wagen, denn, selbst wenn sie enttäuscht wird, gibt es kein Zurück. Wen wundert es, dass dieses stumme Mädchen den Menschen dann im Schloss fremd ist. Übrigens mit nur wenigen aber monumentalen Vorhängen wird dieses Schloss im zweiten Akt skizziert. Der Prinz lässt Rusalka fallen, noch bevor sie überhaupt ein Paar werden und wendet sich wieder der Fürstin zu. Rusalka kehrt zum See zurück. Und diesen dritten Akt lässt Ewa Teilmans auf einer Müllhalde spielen. Deutlicher könnte die bildliche Umsetzung kaum sein, zumal Bühnenbildnerin Elisabeth Pedross mit nur wenigen Mitteln ein beeindruckendes Bild schafft. Wie hier die Nixen und der Wassermann in dem Müllberg förmlich aufgehen, wird man so schnell nicht vergessen. Dass die Geschichte mit dem Freitod des Prinzen, der endlich erkennt, dass er ohne Rusalka nicht leben kann, endet, ist folgerichtig.
Mit der jungen slowakischen Sopranistin Linda Ballova hat das Theater Aachen eine stimmlich wie darstellerisch hervorragende Rusalka als Gast engagiert. Ballova verfügt über eine wunderschön lyrische Stimme, ihre zarte Gestalt passt ideal zur Person der Rusalka. Ebenso beeindruckend Chris Lysack als Prinz und Sanja Radisic als Jezibaba. Bis auf kleine Intonationsunsicherheiten im zweiten Akt war auch Jacek Janiszewski ein sehr glaubwürdiger Wassermann.
Zum Gelingen des Abends trug nicht zuletzt die musikalische Umsetzung bei. Das Orchester des Theaters Aachen zeigte sich am Premierenabend unter der Leitung von Generalmusikdirektor Kazem Abdullah in Höchstform. Mit geradezu süffigem Klangbild gaben sie der Partitur Gestalt, verstanden es aber genauso die delikat transparenten Passagen wunderschön zu interpretieren.
Dieser Rusalka-Produktion kann man nur viele Besucher wünschen. Im November steht die Oper noch vier Mal, und danach bis Februar auf dem Programm des Theaters Aachen.
Bild: Ludwig Koerfer
Mir ist nicht klar, wie der Rezensent darauf kommt, dass Rusalka " ein zuckersüßes Märchen" sein soll????? Ein Märchen ist es, was uns diese Inszenierung leider - auf für mich extrem abstoßende Weise mit pittoreskem Abflussrohr und Müllberg - verweigert, aber "zuckersüß"?????? Zuckersüß war auch nicht die malerische, hochromantische alte Inszenierung am Theater Aachen. Sie nahm das Stück ernst und hat mich als junges Mädchen sehr beeindruckt mit dem raunenden Wald und dem Schloss. Das würde ich viel lieber noch mal sehen als diese elende Produktion.
Im 2. Absatz dieser Rezension wird klar, woher der Wind weht: Wieder mal ein Hieb gegen alle, die vom Regietheater die Schnauze voll haben. Dann bin ich also oberflächlich, weil ich der alten Inszenierung nachtrauere und Romantik erwarte! Geht es noch unverschämter?!!!! Mir scheint eher, dass Ihr Rezensent die Rusalka nur "oberflächlich gehört und gelesen hat". Ich bin wirklich wütend ob dieser Rezension!
Liebe Frau Simmern, mir ist nicht klar wie sie über eine qualitativ hochwertige Inszenierung, die sie nicht mal gesehen haben, so schlecht herziehen können. Ihre Arroganz macht wütend.
Laut Aachener Nachrichten ist am Ende nicht mal die Hälfte der Zuschauer aufgestanden, der Rest blieb sitzen und verweigerte den Applaus... Man kann also zu dieser Aufführung durchaus geteilter Meinung sein.
@Killmeyer: Sie beschudligen mich also der Lüge und der Arroganz. Waren Sie überhaupt da? Ich saß jedenfalls im 1. Rang und habe überlegt, aufzustehen und den Saal zu verlassen. Denn die Inszenierung ist schrecklich! Die Kostüme einfallslos! Das Bühnenbild ist deprimierend.