Seit Montagabend läuft das Finale des Concours, der in diesem Jahr für Klavier ausgeschrieben ist. Bis Samstag werden sich jeweils zwei Finalisten der Jury und dem Publikum stellen.
Zhang Zuo heißt die 23-jährige chinesische Pianistin, die gleich am ersten Abend der Finalwoche für wahre Begeisterungsstürme sorgte. Ob in der Beethoven- Sonate, dem Pflichtkonzert oder ihrer Interpretation des Tschaikowsky-Konzertes, sie zeigte sich als eine reife und feinsinnige Künstlerin.
Der erste Abend des Concours Reine Elisabeth hat stets seine ganz eigene Spannung. Jetzt wird es ernst für die verbliebenen zwölf Finalisten, denn noch stärker als in den ersten beiden Runden schaut und vor allem hört die Musikwelt ihnen zu. Und dies nicht nur im mit über 2000 Besuchern voll besetzten Palais des Beaux Arts sondern ebenso an den Rundfunk- und Fernsehgeräten sowie im Internet dank livestream.
Eine gewisse Anspannung sah man der ersten Finalistin des Abends, Tatiana Chernichka deutlich an und dies prägte auch ihre Wiedergabe der Sonate Nr 23 von Joseph Haydn. Den ersten Satz ging sie sehr schön fließend an, um dann aber bald zu eilen. Im langsamen Satz konnte sie mit sehr schöner Poesie aufwarten, aber im Schluss-Presto hätte man sich etwas mehr Humor gewünscht. Chernichka kam dann die nicht immer dankbare Aufgabe der Uraufführung des Pflichtkonzertes von Michel Petrossian zuteil. Sie war bedacht das Werk sehr notengetreu zu spielen, was ihr auch gelang, aber es fehlte eine echte Vision, eine tiefere Sicht auf die Komposition. Und auch im Tschaikowsky-Konzert blieb sie, wahrscheinlich der Nervosität geschuldet, ein wenig unter ihren Möglichkeiten. Diese sind, und das steht außer Frage, beeindruckend, denn sonst hätte sie nicht das Finale erreicht.
Mit der 23-jährigen Zhang Zuo waren wir dann bei der zweiten Finalistin in einer ganz anderen Welt. Lächelnd betritt sie die Bühne und gleich von den ersten Takten der Beethoven Sonate Nr 18 an nimmt sie uns mit auf eine humorvolle, energische und dann wieder ganz innerliche Klangreise.
Tschaikowsky-Konzert Höhepunkt des Abends
Das wirkt alles ganz leicht und natürlich. Beim Pflichtkonzert "In the wake of Ea" entspannt sich gleich ein Dialog mit dem Orchester. Hier zeigt sie ihre ernsthaftere Seite. Der Höhepunkt des Abends ist aber dann ihr Tschaikowsky-Konzert. Sie schafft es wunderschöne Farben zu gestalten, Spannungsbögen zu kreieren, aber auch die zarten Seiten dieses ansonsten meist sehr kraftvollen Konzertes darzustellen. Ihr feines Zwiegespräch mit dem Solocellisten des Nationalorchesters im langsamen Satz, wird man nicht so schnell vergessen: Da huschte beiden ein ganz zartes Lächeln übers Gesicht. Der lang anhaltende Applaus nach ihrem Auftritt war mehr als verdient.
Am Dienstagabend ist mit dem Franzosen Rémi Geniet der Benjamin des Concours an der Reihe. Geniet ist 20 Jahre, aber das spielt für ihn keine Rolle. Als zweiter spielt der Finne Roope Gröhndal. Er wählte das Brahms-Konzert Nr 1, das aufgrund seiner Länge und der knapp bemessenen Probezeit mit dem Orchester stets ein kleines Risiko darstellt. Aber das macht ihm keine Angst.
- In der BRF-Klassikzeit stellen wir ihnen alle Finalisten in ausführlichen Interviews vor.