Mit dem Ohrwurm "Only Teardrops" hat die erst 20 Jahre alte Sängerin Emmelie de Forest erwartungsgemäß für Dänemark den Eurovision Song Contest gewonnen. Sie holte in der Nacht zum Sonntag 281 Punkte und den dritten Sieg für Dänemark nach den Jahren 1963 und 2000. Emmelie, die mit Landsknecht-Trommlern wie aus einem Andersen-Märchen auftrat, wirkte wie eine Art Sterntaler-Mädchen oder kleine Meerjungfrau. Sie war bereits seit Wochen als eindeutige Favoritin gehandelt worden.
"Danke für die wundervollsten drei Minuten meines Lebens" hat Emmelie de Forest nach ihrem Auftritt in alle Welt getwittert. Da wusste die erst 20 Jahre alte barfüßige Sängerin aus Dänemark noch nicht von ihrem Glück: Dass sie ihrem Land mit dem Ohrwurm "Only Teardrops" den dritten Sieg bei dem gewaltigen Eurovision Song Contest (ESC) beschert hat - und damit auch die Gastgeberrolle bei der nächsten Ausgabe im Mai 2014.
Nur 20 Kilometer von der Malmöer Arena entfernt, im heimischen Kopenhagen, besangen in der Nacht die Fans den Erfolg mit "Sejren er vor" ("Der Sieg ist unser") - wie nach Dänemarks sensationellem 2:0 gegen Deutschland im Finale der Fußball-EM von 1992.
26 Lieder konkurrierten
26 Lieder konkurrierten beim ESC-Finale um den Sieg. Am Ende lag Dänemark vor dem 2011-Siegerland Aserbaidschan und der Ukraine. Norwegen landete auf Platz vier, Russland auf fünf. Eine dicke Überraschung glückte Griechenland: Für den wilden Ska-Punk-Song "Alcohol Is Free" gab es Platz sechs. Insgesamt 39 Länder nahmen an der spannenden Punktevergabe teil, 13 von ihnen waren bereits in den Halbfinals ausgeschieden, darunter Israel, Österreich und die Schweiz. Belgiens Beitrag von Roberto Bellarosa landete auf Rang zwölf, hinter den Niederlanden auf Platz neun. Das Nachbarland war zudem das einzige Land, dass Bellaroso mit der Höchszahl von zwölf Punkten bedachte.
Beim letzten ESC in Aserbaidschans Hauptstadt Baku hatte die Schwedin Loreen mit "Euphoria" gewonnen. Dem diesjährigen deutschen Beitrag wurde immer wieder eine Nähe zum Siegertitel 2012 vorgeworfen. Der Eurovision Song Contest ist ein Liederwettbewerb. Den Preis am Schluss bekommen eigentlich die Komponisten des Liedes, die nicht immer aus dem Land kommen, für das sie den Song geschrieben haben.
Das im Vergleich zu den Vorjahren eher bescheiden gestaltete Finale in Malmö, das vor geschätzten 125 Millionen Fernsehzuschauern und etwa 11.000 Fans in der Halle über die Bühne ging, glänzte mit schwedischer Selbstironie und der witzigen Moderatorin Petra Mede.
Wer zahlt die ESC-Zeche?
Dass nach dem Jubel nun eine andere Art von Druck auf Danmarks Radio (DR) als Ausrichter des nächsten ESC zukommt, nämlich ein finanzieller, war Generaldirektorin Maria Rørbye Rønn nach der Siegesnacht anzumerken. "Gibt es jetzt nur noch Wiederholungen im Programm?", fragte ängstlich ein DR-Reporter unter Hinweis auf die extrem hohen Kosten für das Event. Rønn antwortete bei dem Interview im eigenen Sender ausweichend. Man werde sich "allergrößte Mühe geben", damit die eigenen Zuschauer nicht die Eurovision-Zeche durch ein ansonsten dünneres Programm zahlen müssten.
Wie sich doch die Zeiten geändert haben. Als die dänischen Brüder Olsen im Jahr 2000 gesiegt hatten, ließ man in Kopenhagen für den folgenden ESC kurzerhand das Nationalstadion "Parken" überdachen und füllte es 2001 mit 38.000 Zuschauern. Inzwischen haben auch die Dänen die Finanzkrise zu spüren bekommen. Durch den gigantisch überteuerten Neubau der Kopenhagener Zentrale hat dem Sender DR das Wasser zuletzt ohnehin bis zum Hals gestanden. Nach harten Entlassungsrunden hält sich die Begeisterung über den neuen Ausgabeposten ESC intern in Grenzen.
Das schwedische Modell in Malmö mit einer ziemlich kleinen Halle für 11.000 Zuschauer und geringerem technischen Aufwand als in vorangegangenen Jahren sei "bestimmt bedenkenswert", meinte die dänische Fernsehchefin. Ob Kopenhagen oder eine andere Stadt den Zuschlag bekommt, soll in den nächsten Monaten entschieden werden.
Der 59. Eurovision Song Contest soll nach Angaben der European Broadcasting Union (EBU) am 17. Mai 2014 stattfinden, die Halbfinals am 13. und 15. Mai.
Das Ergebnis des 58. Eurovision Song Contest in Malmö
01. DÄNEMARK Emmelie de Forest "Only Teardrops" 281
02. ASERBAIDSCHAN Farid Mamedow "Hold Me" 234
03. UKRAINE Slata Ognewitsch "Gravity" 214
04. NORWEGEN Margaret Berger "I Feed You My Love" 191
05. RUSSLAND Dina Garipowa "What If" 174
06. GRIECHENLAND Koza Mostra & Agathonas Iakovidis "Alcohol Is Free" 152
07. ITALIEN Marco Mengoni "L'Essenziale" 126
08. MALTA Gianluca Bezzina "Tomorrow" 120
09. NIEDERLANDE Anouk "Birds" 114
10. UNGARN ByeAlex "Kedvesem" 84
11. MOLDAU Aliona Moon "A Million" 71
12. BELGIEN Roberto Bellarosa "Love Kills" 71
13. RUMÄNIEN Cezar "It's My Life" 65
14. SCHWEDEN Robin Stjernberg "You" 62
15. GEORGIEN Sophie und Nodi "Waterfall" 50
16. WEISSRUSSLAND Aljona Lanskaja "Solayoh" 48
17. ISLAND Eythór Ingi Gunnlaugsson "Ég á líf" 47
18. ARMENIEN Dorians "Lonely Planet" 41
19. GROSSBRITANNIEN Bonnie Tyler "Believe In Me" 23
20. ESTLAND Birgit Õigemeel "Et uus saaks alguse" 19
21. DEUTSCHLAND Cascada "Glorious" 18
22. LITAUEN Andrius Pojavis "Something" 17
23. FRANKREICH Amandine Bourgeois "L'Enfer Et Moi" 14
24. FINNLAND Krista Siegfrids "Marry Me" 13
25. SPANIEN El Sueño de Morfeo "Contigo hasta el final" 8
26 IRLAND Ryan Dolan "Only Love Survives" 5
dpa/rkr - Bild: John MacDougall (afp)