Bei einer Opera Buffa wie "Rossinis "L'Italiana in Algeri" sollte man keinen philosophischen Tiefgang erwarten. Nein, diese an und für sich belanglose Geschichte ist ein pures Vergnügen, eine Komödie par excellence und wenn sie nicht allzu sehr als Klamotte daher kommt, dann dürfte jeder seinen Spaß dran haben. So auch in der Inszenierung von Emilio Sagi, die sich, mal abgesehen von der Darstellung der Eunuchen, auf deren in jeder Hinsicht allzu billigen Büstenhalter man auch leicht hätte verzichten können, als eine flink daher kommende Groteske gibt. Das Bühnenbild ist in seiner Schlichtheit absolut zutreffend, es genügen wenige Farbwechsel um die jeweilige Szenen zu situieren. Aber am wichtigsten für das Gelingen dieser und manch anderer Rossini-Oper ist eine musikalisch spritzige Aufführung sowie eine durchgehend angemessene und gute Sängerriege. Und beides traf am Premierenabend am 18. Januar in der Lütticher Oper zu.
Gleich die Eingangstakte der Ouvertüre machten Hoffnung auf einen temporeichen Abend. Der italienische Dirigent Bruna Campanella verstand es das glänzend aufgelegte Orchester der Königlichen Oper der Wallonie mit Präzision, Verve und dem notwendigen Witz durch die Partitur zu führen. So macht Rossini Freude und die Sänger konnten dem mit herrlichem Parlando, wie er nur im Italienischen möglich ist, folgen.
Dabei musste die Titelpartie der "Italienerin" ein knappe Woche vor der Premiere umbesetzt werden. Enkelejda Shkosa sprang für eine erkrankte Kollegin ein und glänzte als Italienerin Isabella. Sie verfügt über eine wunderschöne, vor allem den zahlreichen tiefen Passagen der Rolle entsprechende warme Stimme. Da ist es nicht erstaunlich, dass sie diese Partie schon in zahlreichen Opernhäusern gesungen hat. Ihr zur Seite steht mit Daniele Zanfardino ein Tenor, der über die notwendige Höhe verfügt, dessen erster Einsatz ein wenig eng wirkte, aber dessen strahlender Tenor sich im Laufe des Abends sehr erfreulich entwickelte. Den Lindoro hat man selten so überzeugend gehört. Besondere Erwähnung verdient auch Carlo Lepore, der mit herrlicher Bassstimme und ebenso großartigem Bühnenspiel den lüsternen Mustafa gab, der sich eine Italienerin als neue Gespielin wünscht.
Die Handlung ist schnell erzählt. Mustafa ist seiner Ehefrau überdrüssig, er möchte sie dem Diener Lindoro als Abschiedsgabe schenken, wenn dieser ihm eine junge Italienerin zuführt. Diese ist aber rein zufällig Lindoros eigene Verlobte. Nach dem für eine Opera Buffa üblichen Hin und Her geht die Sache für die beiden jungen Liebenden doch gut aus. Die Moral von der Geschichte lautet dann sogar: "Eine Frau kann, wenn sie es will, ihr gesamtes Umfeld verschaukeln und manipulieren."
Bis kommenden Samstag, 26. Januar steht "L'Italiana in Algeri" noch auf dem Spielplan der Lütticher Oper.
Bild: Opéra Royal de Liège