Mit dem "Troubadour" steht in den nächsten Tagen eine der populärsten Opern von Giuseppe Verdi auf dem Spielplan. Wie so oft in den letzten Jahren überzeugt auch diese Produktion durch ihre hohe musikalische Qualität.
Der Troubadour oder "Il Trovatore" von Giuseppe Verdi ist ein wahres Füllhorn herrlicher Melodien. Manch einer nennt das Werk sogar "die Oper" schlechthin, und das, obwohl das Libretto geradezu haarsträubend ist, voller unverständlicher und nicht gerade logischer Entwicklungen.
Die Handlung ist fast so schwer durchschaubar wie ein komplizierter Schnittmusterbogen. Dabei geht es im Prinzip um zwei Brüder, die in ihrer Kindheit getrennt wurden, der eine wächst als Graf, der andere bei Zigeunern auf. Sie sind dann beide in die selbe Frau verliebt, den Rest können Sie sich beinahe schon denken, aber den Librettisten ist immer wieder eine neue abstruse Idee eingefallen, so dass man irgendwann nur noch der herrlichen Musik folgt. Denn die ist wirklich grandios und verlangt den Solisten alles ab.
Da könnte man fast auf eine Inszenierung verzichten und Regisseur Stefano Vizioli gibt den Sängern auch meist die Gelegenheit vorne an der Rampe Richtung Publikum zu singen. Die Inszenierung ist mit Verlaub zurückhaltend zu nennen, abgesehen von einigen schon zum Schmunzeln anregenden Einfällen, wie einer kleinen Tanzeinlage zu Beginn des dritten Aktes. Das erinnerte an rhythmische Sportgymnastik für eine Männerturngruppe im Fitnesstudio.
Bereits in Lüttich bekanntes Sängerteam
In Lüttich setzt man auf ein Sängerteam, das vor einigen Monaten schon bei Verdis Otello zu sehen war. Und der Eindruck bleibt der gleiche: Fabio Armiliato verfügt über eine sehr schöne, runde und kräftige Tenorstimme, allerdings muss er in der ganz hohen Stimmlage, so auch in der Bravourarie des Manrico, Di quella pira, heftig kämpfen. Für Daniella Dessi als Leonora gilt ähnliches: vor allem in der Mittellage eine wunderbare Stimme, leider mit einigen Schärfen in der Höhe.
Absolut überzeugend wie schon bei der Otello-Produktion war der Bariton Giovanni Meoni als Graf Luna mit seiner wunderschönen Baritonstimme, voller Wärme und Strahlkraft. Doch am besten gefielen der dunkle Bass von Luciano Montanaro und die zurecht mit lang anhaltendem Beifall bedachte Ann McMahon Quintero als Zigeunerin Azucena. Sie war erstmals in Lüttich zu sehen.
In den herzlichen Schlussapplaus wurden auch die kleinen Nebenrollen eingebunden, die mit Choristen des Hauses adäquat besetzt wurden. So sang der aus Raeren stammende Edwin Radermacher die - zugegeben - recht kurze Partie eines alten Zigeuners.
Die Krone gebührt dem Dirigenten und dem Orchester
Von den ersten Noten an brennt Paolo Arrivabeni mit seinen Musikern ein wahres Feuerwerk an Klangfarben und rhythmischem Schwung ab. Wenn Maestro Arrivabeni sein Orchester der Königlichen Oper der Wallonie leitet, dann ist Musiktheater garantiert und zurecht wurden sie mit wahren Ovationen bedacht.
Übrigens wurde am Donnerstag auch bekannt, dass Paolo Arrivabenis Vertrag bis 2017 verlängert wurde. Ein echter Gewinn für die Musikszene in der Euregio.
"Il Trovatore" steht bis zum 27. September noch vier Mal auf dem Programm des Lütticher Palais Opera.
Bild: Königliche Oper der Wallonie