Arabella von Richard Strauss auf die Bühne zu bringen, ist gewiss kein leichtes Unterfangen. Schon gesanglich verlangt diese lyrische Komödie den Solisten alles ab. Und was die Damen betrifft, ist das Theater Aachen glänzend aufgestellt. Mit Hauskräften konnten sämtliche Partien grandios besetzt werden, für ihre männlichen Partner wurde auf Gäste zurückgegriffen, die gleichfalls mehr als zu überzeugen wussten.
In dieser Oper, die Strauss nach einem Libretto von Hugo von Hoffmansthal komponierte, geht es um einen verarmten Adligen und dessen Töchter. Da das Geld nur für eine Aussteuer ausreicht, muss die kleine Schwester als Knabe verkleidet aufwachsen. Dass auch sie am Ende ihr Liebesglück finden wird, versteht sich in einer Komödie von selbst.
Aber bis dahin ist es ein langer Weg, den Regisseur Ludger Engels in einem mit Kastentafeln umgebenen Raum spielen lässt, dessen Interieur dem jeweiligen Spielort in den drei Akten angepasst wird. Dass da nicht alles logisch erscheint, ist nicht verwunderlich, tut dem Spielspaß auf der Bühne aber auch keinen Abbruch.
Unnötig erschien allerdings die Projektion des ersehnten Liebhabers auf eine Berglandschaft während des wunderschönen Duetts der beiden Schwestern Arabella und Zdenka gleich im ersten Akt. Da reicht es doch, der Musik zu vertrauen. Das nachfolgende Alpenglühen wollen wir als kleinen Ausflug in eine ironisch überhöhte Kitschecke ansehen.
Die Titelpartie der Arabella verlangt eine ebenso hochdramatische wie lyrische Sopranstimme und dem wird Irina Popova mehr als gerecht. Glänzend auch Michaela Maria Mayer in der Rolle der kleinen Schwester Zdenka. Ihr wird man in Aachen gewiss nachweinen, denn Ende der Saison verlässt Mayer das Haus. Grandios waren ebenso Mark Adler als Matteo und vor allem Moritz Gogg als Mandryka.
Auch die weiteren Partien verstanden zu überzeugen. Allen voran die Eltern der beiden Mädchen: Marek Gasztecki als umtriebiger Rittmeister a.D. und Leila Pfister als dessen elegant auftretende Gattin. Eva Bernard gab als Fiakermilli das Rasseweib, das mit erfrischender Leichtigkeit sämtliche Koloratursprünge bewältigte.
Regelrecht getragen werden die Sänger vom hervorragenden Orchester des Theaters Aachen unter der Leitung von Generalmusikdirektor Marcus Bosch. Er lässt die Partitur, die in vielen Passagen als eine geniale Fortsetzung des Rosenkavaliers erscheint, in all ihrer Farbigkeit und Klangkraft aufleuchten, ohne die Solisten ständig zu überdecken. Nachdem das Orchester im ersten Akt noch ein wenig bläserlastig klang, entwickelte sich im Laufe des Abends ein herrliches Schwelgen, das der Musik von Richard Strauss innewohnt.
Die nächsten Aufführungen sind am 7., 15. und 22. Mai.
Bild: Peter Boettcher