Wenn eine Opernaufführung wirklich jedem Besucher ein Lächeln ins Gesicht zaubert, dann ist etwas ganz Besonderes geschehen. Dies war nach der Premiere von La Finta Giardiniera in der Brüsseler Oper La Monnaie an diesem Sonntag der Fall.
Viele hatten diese mittlerweile zurecht legendäre Inszenierung von Karl-Ernst und Ursel Herrmann schon vor 25 Jahren erlebt und freuten sich, sie wieder zu sehen, alle anderen konnten sich zurecht begeistern an einer Produktion, die nichts an Frische verloren hat. Und dies nach einem Vierteljahrhundert, ein Beleg für eine Sichtweise, die einfach zeitlos überragend ist.
Mozart schrieb seine Finta Giardiniera mit 18 Jahren. Aber diese Oper ist alles andere als das Werk eines jungen oder gar zaghaften Komponisten, der noch seinen Weg sucht, nein, hier finden wir schon den Mozart der späteren Meisterwerke wie Cosi fan tutte, Entführung aus dem Serail oder gar Nozze di Figaro. Herrliche Melodien, eine phantastische Mischung aus heiter-amüsanten Opera-Buffa-Elementen und zarten, genial gebauten Opera-Seria-Momenten.
Dabei ist die Handlung der Oper auf den ersten Blick ein wenig banal: Eine junge Frau wurde von ihrem Liebhaber verlassen. Unter neuer Identität, als Gärtnerin, eben als Giardiniera, startet sie ein neues Leben. Doch das Schicksal führt ihren ehemaligen Geliebten, der sich mit der Nichte ihres neuen Dienstherren verloben soll, in ihre Nähe. Sie können sich schon denken, wie die Geschichte endet: Die beiden werden nach einigen Verwicklungen (die Oper dauert mit Pausen über vier Stunden) ein Paar. Aber bei einer Aufführung wie jener in Brüssel möchte man keine Minute missen.
Die Herrmanns schaffen ein Bühnenbild von einer Poesie, einer oft zarten und abstrakten Ästhetik, das schöner und anrührender kaum sein könnte. In diesem Rahmen erlebt man, was intensive, fein abgestimmte Personenführung bedeutet. Da sage noch einmal einer, Opernsänger und -sängerinnen könnten nicht schauspielern. In jedem Sinne wunderbar ist auch die Einführung einer Art Zeremonienmeister mit der kleinwüchsigen Mireille Mossé, die die Handlung zwischendurch kommentiert und in ihrem Frack wie ein zweiter Dirigent vorantreibt.
Im erhöhten Orchestergraben leitet John Nelson das Orchester der Monnaie, das mit großer Spielfreude und Engagement aufspielt. Das Solistenensemble kann man sich nicht besser vorstellen. Sandrine Piau ist eine ideale Finta Giardiniera, aber, und das ist das besonders Schöne und Bemerkenswerte, sie ist eingebunden in ein grandioses Ensemble. Jede der sieben Rollen ist typ- und stimmgerecht besetzt. Seien es nun der Tenor Jeremy Ovenden als Graf Belfiore, Stella Doufexis in der Hosenrolle des Cavaliere Ramiro oder als echte Entdeckungen zwei junge Sänger aus Prag: Katarina Knezikova als Serpetta und der Bass Adam Plachetka als Nardo.
La Finta Giardiniera ist ein echtes Vergnügen. Bis zum 30. März steht diese Produktion noch zehn Mal auf dem Spielplan der Monnaie.
Bild: Hana Smejkalova (La Monnaie)