Zweiter wurde Mitfavorit Kroatien mit "Rim Tim Tagi Dim" und Baby Lasagna, gefolgt von der Ukraine, Frankreich und Israel.
Das größte Musikevent der Welt hat zum 68. Mal stattgefunden. Die Begeisterung ist ungebrochen. In diesem Jahr gab es aber auch noch nie so viel mediale Aufmerksamkeit - leider im negativen Sinn.
Allem voran die andauernden Proteste gegen die israelische Teilnahme, sowohl hier in Malmö, wie auch zu Hause. Noch nie (auch nicht in Tel Aviv und Kiew) habe ich so viel Polizei und Sicherheitskräfte angetroffen und den Anblick von Scharfschützen auf den Dächern rund um die Arena muss auch niemand haben. Schweden hatte zusätzliche Kräfte aus Dänemark und Norwegen angefordert.
Vor der Show kam es rund um die Malmö-Arena zu Demonstrationen und Festnahmen. Bei den Protesten nahm auch die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg teil. Was viele vielleicht nicht wissen: Greta Thunbergs Mutter vertrat 2009 Schweden beim Eurovision Song Contest in Moskau.
Gott sei Dank meisterte die israelische Sängerin Eden Golan den Wirbel um ihre Person bravourös. Besonders auf der viel beachteten Pressekonferenz zum zweiten Halbfinale ließ sich die unerfahrene 20-Jährige nicht aus der Ruhe bringen. Das war übrigens auch der Zeitpunkt, als sich der Niederländer Joost Klein alle Sympathien verscherzte: Neben der Israelin sitzend hüllte er sich in eine niederländische Fahne. Sein Benehmen strafte die Botschaft seines Liedes "Europapa" vom vereinten Europa und der Völkerverständigung Lügen und wurde dadurch unglaubwürdig.
Am Tag danach wurde Joost Klein aus den Niederlanden vom ESC ausgeschlossen, was nicht - wie zuerst vermutet - an dieser Pressekonferenz lag, sondern an dem Vorwurf, tätlich gegen eine technische Mitarbeiterin geworden zu sein. Die schwedische Polizei ermittelt, die EBU musste reagieren. Daraufhin hat der Sender Avrotros Beschwerde eingelegt und sich auch geweigert, bei der Punktevergabe der Jurys teilzunehmen. Die 12 Punkte für die Schweiz wurden von EBU-Chef Martin Österdahl verkündet. Das bescherte ihm viele Buh-Rufe aus der Halle.
Auch die italienische Fernsehanstalt Rai hatte gegen Regeln verstoßen: In der Live-Übertragung des zweiten Halbfinals wurde das Ergebnis des italienischen Televotings eingeblendet. Die Rai entschuldigte sich für diesen Fehler, da die Ergebnisse erst nach dem Finale veröffentlicht werden dürfen. Warum es dann überhaupt eingeblendet wurde, bleibt hingegen ungeklärt.
Es war trotz allem eine großartige Show und es gab viele tolle Momente. Das Motto vom vergangenen Jahr "United by Music", als das zweitplatzierte Großbritannien gemeinsam mit Sieger Ukraine den ESC in Liverpool ausgerichtet hatte, soll jetzt auch in Zukunft bestehen bleiben, weil es wie kein anderes den Spirit des Song Contest widerspiegelt.
Viele Erinnerungen an tolle Songs aus Schweden wurden während der Show wach. Natürlich drehte sich alles um Abba und den schwedischen Sieg im Jahr 1974, als Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid mit "Waterloo" ihren Siegeszug um die Welt antraten. Das Publikum stand Kopf, als die "Avatare" eingespielt wurden und "Waterloo" erklang, unterstützt durch die ESC-Gewinnerinnen Conchita (2014), Carola (1991) und Charlotte Perelli (1999).
In diesem Jahr waren Songs und Shows dabei, die fast nicht mehr jugendfrei sind und der deutsche Sänger Isaak fragte sich - zu Recht - warum er das Wort "shit" streichen musste, wenn beispielsweise Irland Satanismus auf die Bühne brachte.
Die Bühne war wieder mal ein Meisterwerk des deutschen Designers Florian Wieder. Er hat zum achten Mal die Bühne gebaut. Die Form eines Kreuzes war auf allen Seiten von Publikum umgeben. Über ihr hingen fünf große LED-Würfel, mit denen die Interpreten bei ihren Inszenierungen wunderbar spielen konnten. An der Dachkonstruktion der Malmö-Arena hingen 204 Tonnen Technik, die es jetzt gilt, wieder abzubauen.
Und hier könnt ihr das komplette Ergebnis sehen. Ich freue mich sehr für Deutschland: Allen Unkenrufen zum Trotz hat Isaak mit "Always on the Run" einen respektablen zwölften Platz erreicht, direkt dahinter Tali aus Luxemburg. Letzter wurde Norwegen.
Das waren meine Eindrücke für euch vom größten Musikfest der Welt, dem 68. Eurovision Song Contest aus Malmö. Im nächsten Jahr melde ich mich wieder, dann aus Zürich, Lausanne, Genf oder ...
Biggi Müller