"United by Music" lautet das Motto. Es wurde im letzten Jahr für Großbritannien und die Ukraine kreiert und soll nun, nach Beschluss der EBU, als dauerhafter Slogan eingesetzt werden. Und trotzdem: Es wird irgendwann die Zeit kommen, in der der ESC nicht mehr jugendfrei ist und die Ausstrahlung der Fernsehshows nach 22 Uhr stattfinden muss.
In Anbetracht der Beiträge unter anderem aus Irland, Slowenien, Spanien oder Tschechien hat der ESC nicht mehr viel mit einem "Song"-Contest zu tun, sondern eher mit: Wer hat die besten Effekte, das nackteste Kostüm, die spektakulärste Zirkusnummer oder die heißeste Pyro? Und es ist auch bei vielen Teilnehmern nicht mehr dieser Eurovisions-Gedanke zu spüren: Da will ich hin, davon will ich ein Teil sein!
Es drängt sich der Eindruck auf: Geh dahin, benimm dich wie im Zirkus, der Rest wird sich zeigen. Und wenn es vorbei ist, dann ist es eben vorbei. Vereint durch Musik ist das doch nicht mehr, oder?
Übertragen wird das Halbfinale um 21 Uhr auf RTBF/Tipik und ARD/One.
Malta - Albanien - Griechenland - Schweiz
Der Inselstaat Malta nahm 1971 zum ersten Mal am Eurovision Song Contest teil. Leider nicht von Erfolg gekrönt, der Beitrag landete auf dem letzten Platz. Heute sind die Malteser ESC-verrückt und richten mit Hingabe und unter großem Aufwand ihre alljährliche Vorentscheidung aus. An fünf Abenden wurden die Zuschauer auf das Finale vorbereitet, insgesamt traten 36 Künstler und Künstlerinnen an. Zwölf von ihnen qualifierten sich für das Finale. Die Entscheidung, wer für Malta nach Malmö fahren darf, wurde von einer sechsköpfigen Jury und den Zuschauern entschieden. Das Rennen machte Sarah Bonnici. Im Gegensatz zur Vorentscheidung wurde der Song "Loop" aber etwas modernisiert. Der Breakdance-Teil wurde überarbeitet. Choreographischer Höhepunkt dürfte eine Hebefigur mit Sängerin Sarah sein. Sarah trägt dazu einen glitzernden silbernen Body. Während Sarah ihre hohen Töne singt, begleitet sie ein massives Feuerwerk, ein weiteres gibt es dann zum Abschluss.
In jedem Jahr ist es großartig, die Vorentscheidung in Albanien zu verfolgen. Bereits im Dezember geht es los mit dem traditionellen "Festivali i Këngës" in der Hauptstadt Tirana, das bereits zum 62. Mal ausgetragen wurde. Noch so richtig mit Orchester! Neu war allerdings, dass der Sieger nicht mehr automatisch das Finalticket in der Tasche hat. 31 Beiträge hatten sich insgesamt beworben, von den 22 am Finalabend noch einmal auf die Bühne gebracht wurden. Da ging es um den Festivalsieg, über den eine Fachjury entschied. Das Ticket für Malmö konnten sich allerdings alle 31 Teilnehmer ersingen. Die Siegerin Besa hatte schon bei der Vorentscheidung 2016 teilgenommen, ihr Titel "Zemrën n´dorë" ist ein Midtempo-Song mit Elektroanleihen, auch hier wurde eine Überarbeitung angekündigt. Besas Kostüm ist ein blau-schwarzer Hosenanzug mit goldenen Details und spitzen Schultern. Der diesjährige Trend zu halbnackten Tänzern setzt sich auch hier fort.
Ohne großes Brimborium und ohne Einbindung von Experten nominierte Griechenland seine diesjährige Teilnehmerin Marina Satti. Anschließend wurden Komponisten aufgefordert, Liedvorschläge einzureichen. 150 Beiträge kamen an, unter anderem der Titel "Zari", der im März der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Als Komponisten werden neun Komponisten genannt. Herausgekommen ist eine Verbindung kultureller und musikalischer Elemente der Tradition und der Moderne. Was die Inszenierung angeht, bringt Marina die gleiche Frechheit und Einstellung mit, die im offiziellen Video zu sehen ist: Der Kilt wurde gegen einen glänzenden lila Puffballrock getauscht, gepaart mit einem weißen Top und schwarzen Stiefeln mit Absatz. Begleitet wird Marina von vier Begleittänzern, die Streetdance-Bewegungen mit traditionellen Elementen mischen.
In diesem Jahr hat sich das Schweizer Fernsehen wiederum die Auswahl des Eurovisionsbeitrag nicht leicht gemacht. 427 Lieder wurden eingereicht, die in verschiedenen Auswahlstufen von einer nationalen, einer internationalen Publikumsjury und einer 30-köpfigen Experten-Jury beurteilt und sortiert wurden. Schließlich blieben fünf Songs übrig, von den einer dann in einem Boot-Camp ausgewählt wurde. Im Vorfeld gab es schon Gerüchte, dass Nemo die Fahrkarte von der Schweiz nach Malmö erhalten wird. In seiner Heimat ist der 24-Jährige kein Unbekannter, mit zwölf wurde er für das Udo-Jürgens-Musical entdeckt. Mittlerweile lebt und arbeitet er in Berlin. Der Titel "The Code" ist ein heißer Anwärter auf den Gesamtsieg in diesem Jahr. Wer sich nach Nemos Video auf eine höchst kreative Bühneshow gefreut hat, wird nicht enttäuscht werden. Er trägt ein Outfit aus rosa-weißem Fell und die Hauptrequisite ist eine weiße, kreisförmige Plattform, die kippt und sich in alle Richtungen dreht. Nemo klettert darauf, rutscht darauf, tanzt darauf, springt herunter. Ein sehr akrobatischer Auftritt.
Tschechien - Frankreich - Österreich - Dänemark
Sieben Teilnehmer hatte die Vorentscheidung in Tschechien, die per YouTube in die ganze Welt übertragen wurde. Wahrscheinlich deshalb wurde bei der Veranstaltung kein Wort tschechisch gesprochen, was das Publikum gar nicht toll fand. Nachdem alle Beiträge gezeigt waren, wurde das Televoting eröffnet, das eine Woche (!) dauerte. Es gewann Aiko mit ihrem Lied "Pedestal". Aikos Inszenierungskonzept in Malmö umfasst die fünf Phasen der Trauer während einer Trennung. Sie wird auf der Bühne von vier Tänzerinnen begleitet, die jeweils für Verleugnung, Wut, Verhandlung und Depression stehen. Aiko selbst repräsentiert die fünfte und letzte Stufe: Akzeptanz. Die Kostüme bestehen aus schwarzen Bodystockings mit Netzeinsätzen und viel Glitzer.
Slimane versuchte sein Glück in verschiedenen Casting-Shows, aber nur mit mäßigem Erfolg. Nach der Verpflichtung bei einem Musical, das auf CD veröffentlicht wurde, bekam seine Karriere einen Schub. Inzwischen erreichen seine Hits Platin-Status und Slimane ist aus der Popmusikszene in Frankreich nicht mehr wegzudenken. Neben seinen schwungvollen Popsongs mit dem in Frankreich sehr populären arabischen Ethnopop-Rhythmus wagt er sich immer wieder auch an starke Balladen. Eine solche bringt er auch auf die ESC-Bühne: "Mon Amour". Die französische Inszenierung lebt von vielen Nahaufnahmen. Was den Auftritt angeht, beginnt Slimane damit, dass er in einem weißen Anzug auf dem Boden liegt und die erste Hälfte des Liedes auf den Knien vorträgt, wobei er auf eine sehr intensive Weise mit der Kamera interagiert. Den letzten Refrain singt er a capella.
Aus allen Bewerbern, die Österreich beim ESC in Schweden vertreten wollten, suchte eine Redaktion des Fernsehsenders ORF 14 Acts aus, die zu einer Liveperformance eingeladen wurden. Eine Fachjury aus Medienleuten und ESC-Fanclubs aus 14 Ländern wählten die 29-jährige Kaleen aus, die aus einer musikalischen Familie stammt. Ihre Großmutter schrieb rund 200 Schlager. Ihr Lied "We will Rave" wurde von schwedischen Hitmachern geschrieben. Beim Auftritt in Malmö hängt eine umgekehrte Pyramide aus einem Metallgerüst über der Bühne, die Laser abfeuert und der Bühne eine Lagerhaus-Rave-Atmosphäre verleiht. Zu Beginn des Auftritts trägt Kaleen einen langen weißen Kittel mit Schleppe, aber sobald der Bass einsetzt, legt sie diesen ab und ein silbernes, glitzerndes Trikot und dazu passende Overknee-Stiefel kommen zum Vorschein.
2019 hat Dänemark zuletzt in einem ESC-Finale gestanden und erreichte einen guten zwölften Platz. In diesem Jahr soll es mal wieder klappen, deshalb wurde schon bei der Auswahl zum "Dansk Melodi-Grand Prix" darauf geachtet, dass die Lieder eurovisionstauglich sind. Auf Bühnenerfahrung und die Fähigkeit, live zu singen, wurde großen Wert gelegt. Schon im Vorfeld wurde Saba mit ihrem Song "Sand" hoch gehandelt. Die queere Sängerin, die offen über ihre psychischen Probleme spricht, machte das Rennen aufgrund der Jurypunkte - die Zuschauer hatten einen anderen Teilnehmer bevorzugt. Die Inszenierung ist gleich geblieben, lediglich der Maßstab wurde an die große Arena angepasst. Saba trägt einen weißen Hosenanzug, die Taschen sind mit Sand gefüllt und sie verstreut ihn als Teil einer wirklich schönen Choreographie.
Armenien - Lettland - Spanien - San Marino
"Das Duo Ladaniva wird eine bunte und ansteckende Energie zur Eurovision bringen und kulturelle Brücken bauen." So lautete die offizielle Mitteilung über die Teilnehmer aus Armenien. Ladaniva, das sind Jaklin und Louis, sind dafür bekannt, armenische Folklore mit allen möglichen internationalen Musikstilen harmonisch zu verbinden. Der Name des Duos ist tatsächlich auf das gleichnamige russische Automodell zurückzuführen: den Lada niva. Freude und Energie werden mit dem Lied "Jako" auf die Malmö-Bühne gebracht, zusammen mit Jaklins Kostüm und den typischen Zöpfen. Es kommen armenische Motive und viele Hühner auf die LED-Wände. Das Ganze ist ein Schrei aus Farbe und Energie.
Dons ist in Lettland einer der bekanntesten und populärsten Interpreten und man merkt ihm an, dass er vor großen Bühnen keine Angst hat. Er gewann die Vorauswahl "Supernova" in Lettland mit dem Titel "Hollow". Das Land möchte gerne wieder an den Sieg 2002 anknüpfen, aber seit 2016 hat es nicht mehr mit der Finalteilnahme geklappt. Die Inszenierung besteht aus einem riesigen röhrenartigen Ring (“hollow”), in dem Dons die erste Hälfte des Songs stehend absolviert. Dieser Ring bewegt sich nicht, dreht sich nicht und leuchtet auch nicht, aber es schafft einen wirklich kraftvollen Blickfang auf der Bühne. Die Lichteffekte sind klug gewählt, viele sich langsam bewegende blaue Scheinwerfer, die im Refrain heller werden. Sie wirken wie Suchscheinwerfer und verleihen dem Auftritt eine ganz besondere Aura.
"Provokationen müssten aus dem Bereich der Kultur kommen." Das sagte der spanische Premierminister, nachdem Spanien beim Benidorm Fest, der spanischen Vorentscheidung, den Siegertitel "Zorra" des Duos Nebulossa gekürt und eine ganze Nation gespalten hatte. Weiter wird er zitiert, dass Feminismus richtig sei und unterhaltsam sein dürfe. Und das alles weil "Zorra" übersetzt "Schlampe" bedeutet. Frauenrechtlerinnen sprachen von verbaler Gewalt. Das Lied jedenfalls erhielt dadurch die beste Werbung, erreichte innerhalb kurzer Zeit Goldstatus und Millionen von Klickzahlen. Sängerin Merys Kostüm ist ein durchsichtiges Spitzen-Catsuit mit ausgestellter Hose und riesigen Puffschultern, entworfen vom US-Designer Michael Costelloe. Es ist angeblich mit über 100.000 winzigen Kristallen besetzt. Ihre beiden männlichen Tänzer tragen zunächst schicke schwarze Anzüge, werden aber schon bald darauf verzichten und zeigen nackte Brüste, Korsetts und Oberschenkelstiefel. Entscheidet selbst!
Es ist erstaunlich, mit welcher Ernsthaftigkeit das kleine San Marino die Vorentscheidung zum ESC betreibt. Die mit Abstand längste Auswahl besteht aus fünf Halbfinals mit fast 130 Teilnehmern und einer Second-Chance-Runde. Im Finale waren schließlich noch 17 Beiträge, von denen aber acht etablierte Künstler direkt nominiert wurden. Unter den Teilnehmern auch Loredana Berté, die zuvor in Italiens Vorentscheidung nur siebte wurde. In San Marino wurde sie mit dem gleichen Lied zweite und musste sich der spanischen Gruppe Megara mit dem Titel "11:11" geschlagen geben. Megara tragen immer noch das rosa-schwarze Fell aus der Vorentscheidung, aber ein etwas anderes Design mit zusätzlichen Zebrastreifen. Die LED-Wand zeigt eine rosa-schwarze Animation mit vielen gruseligen Bäumen und Drachen, die wie ein Märchen wirkt. Das Ganze ist lustig und vor allem sehr, sehr laut.
Georgien - Belgien - Estland - Italien
Eine erfolgreiche Teilnahme am Eurovision Song Contest ist Georgien seit dem ESC-Debüt 2007 in Helsinki noch nicht geglückt. Nur fünfmal konnte sich das Land für das Finale qualifizieren, beste Platzierung war 2010 der neunte Platz. In diesem Jahr soll das Lied "Firefighter", interpretiert von Nutsa Buzaladze, den Geschmack der Eurovisionsgemeinde treffen. Nutsa beginnt alleine auf der Bühne auf einem erhöhten Sockel, unter einem roten Scheinwerfer, unterstützt von roten, rauchigen Grafiken. Am Ende der ersten Strophe gesellt sie sich zu vier männlichen Tänzern in Schwarz. Es ist eine sehr ausgefeilte, energiegeladene Choreographie, bei der sich die LED-Grafiken im Laufe des Liedes zu funkelnden Flammenbällen verwandeln. Nutsa trägt ein goldglänzendes Minikleid, dazu aus Lederriemen gebundene “Stiefel”.
Die Choreografie von Mustii aus Belgien übernimmt einige Elemente, die wir schon aus dem Video kennen, mit einem Kreis von Mikrofonen auf einer nebelumwobenen Plattform, die sich langsam dreht, mit vielen wolkigen Grafiken an Wand und Boden. Mustii trägt ein offenes weißes Hemd mit einem mit Edelsteinen besetzten Oberteil darunter, das das Licht der Arena einfängt. Für den letzten Abschnitt geht Mustii auf die vordere Bühne und es wird richtig dramatisch. Der Hintergrundgesang für diesen Song wird bekanntlich von Hunderten von Eurovision-Fans gesungen. Die hämmernden Trommeln am Ende vibrieren durch den Boden der Arena, bis man es in der Brust spürt. Die Botschaft "Lebe und genieße das Leben, Before the Party´s over" kommt energiegeladen rüber.
Die Vorentscheidung "Eesti Laul" in Estland ist ein kompliziertes Unterfangen. Im Halbfinale waren 15 Lieder, die mittels verschiedener Voting-Methoden ermittelt wurden. Nach dem Finale gab es ein Superfinale. Gewonnen hat eine Formation, bestehend aus einem Hip-Hop-Quartett und einem Nu-Folk-Duo: 5Miinust x Puuluup bringen gemeinsam den Beitrag mit dem längsten einsprachigen Titel in der ESC-Geschichte auf die Bühne. Die Mitglieder der beiden Bands sehen in ihren schwarzen Anzügen, die mal mehr, mal weniger Ärmel haben, sehr stilvoll aus. Die gesamte Aufführung ist eine fröhliche Mischung aus pochenden Beats, traditionellen Melodien und Aerobic-Tanzeinlagen.
Das San Remo-Festival in Italien blickt auf eine 74-jährige Geschichte zurück und ist damit älter als der Eurovision Song Contest. An fünf Abenden wurde der Sieger ermittelt, der traditionell das Ticket für den ESC erhält. Darüber hinaus gibt es aber auch viele internationale Hits, die dort ihren Anfang nahmen. Mit Angelina Mango gewann nach zehn Jahren wieder eine Frau das Festival della Canzone Italiana. Noch in der Nacht bestätigte die 23-Jährige ihre Teilnahme in Malmö mit dem Titel "La Noia". Auf der Bühne hat Angelina fünf Tänzerinnen dabei und die Inszenierung fühlt sich an, als würde sie in einem Wald aus roten und dornigen Bäumen spielen. Sie trägt ein rotes, glitzerndes Korsett mit pflanzenähnlichen Mustern an Beinen und Armen.
Israel - Norwegen - Niederlande
Sollen sie oder sollen sie nicht? Das war die Frage, die sich Israel in diesem Jahr stellte. Es gab aus vielen Ländern Proteste gegen die Teilnahme, die EBU lehnte einen Ausschluss Israels ab. Man entschied sich für eine Reise nach Schweden, "um die Stimme in der Welt zu erheben", so der israelische Präsident Herzog. Zwar musste der ursprüngliche Titel "October Rain" wegen politischer Inhalte verändert werden, in Malmö kommt nun das Lied "Hurricane" zur Aufführung, das von Eden Golan gesungen wird. Auf der Bühne gibt es zum zweiten Mal einen Ring, etwa im gleichen Stil wie der von Lettland, aber kleiner, mit Neon beleuchtet und er verfügt über eine eingebaute Windmaschine. Die Kostüme der Tänzer sind cremefarben und grau und ergänzen Edens langes, fließendes Kleid. Die gesamte Aufführung hat eine ähnliche Ästhetik wie das offizielle Video, und passend zum Titel und Inhalt des Liedes “Hurricane” erscheinen an der LED-Wand jede Menge wirbelnde Farben.
Mit großen Vorschusslorbeeren war die progressive Folk-Rockgruppe Gåte beim Melodi Grand Prix in Norwegen aufgetreten. Mit Erfolg! ESC-Kenner behaupten ja, die größte Chance besteht darin, einen außergewöhnlichen Beitrag zu präsentieren, der aus dem Rahmen fällt. Das ist zweifellos der Titel "Ulveham", den die einen als Kunst, die anderen als Geschrei bezeichnen. Norwegens Inszenierung bietet eine dunkle, hexenhafte Stimmung: eine niedrige, sich langsam drehende Plattform mit einigen Felsen und Bäumen unterstützt von gruseligen, wirbelnden Grafiken, vielen atmosphärischen Lasern und grünen Scheinwerfern. Dieser Auftritt ist eine Mischung aus hämmernden Trommeln, aufbauendem Gesang und der ganz speziellen Gåte-Atmosphäre.
Mit einer typischen Dancenummer, die geradewegs aus den 90ern zu stammen scheint, will Joost Klein aus unserem Nachbarland Niederlande Europa erobern. Der 26-Jährige aus der Friesen-Metropole Leeuwarden stellte sein Lied "Europapa" in einer TV-Sondersendung vor. Es eine dreiminütige fröhliche ADHS-Trip-Party mit dem typisch niederländischen Hardcore-Sound. Was als Slapstick anmutet, hat für Joost durchaus einen ernsten Hintergrund: Der Song ist eine Art Brief an seinen Vater, der starb, als Joost zwölf Jahre alt war. Die charakteristische Tanzbewegungen und die riesigen blauen Schulterpolster aus dem Video bleiben erhalten. Hinzu kommt ein Keyboarder, der als flauschiger blau-gelber Vogel gekleidet ist, und wohl die EU-Flagge darstellen soll. Am Ende wird es ruhiger und es erscheint der Text "From me to my parents".
Biggi Müller