Der großartige britische Gitarrist Jimmy Page wird am Dienstag 80 Jahre alt. Mit seiner Band Led Zeppelin hat er die Rockmusik nachhaltig geprägt. Sein Gitarrensolo für "Stairway To Heaven" (1971) landet in Bestenlisten stets weit vorn. Über 40 Jahre nach ihrer Auflösung zählen Led Zeppelin unumstritten zu den einflussreichsten Rockbands der Welt.
"Ich wollte Musik machen, um etwas zu schaffen, was das Leben der Menschen verändert und sie für eine Weile glücklich macht", sagte Page vor einigen Jahren im "Rolling Stone"-Interview. Beginnend mit "ein paar Akkorden" sei es ihm gelungen, die Musik zum Beruf zu machen und alles, was er von musikalischen Vorbildern wie B.B. King oder Muddy Waters gelernt habe, an jüngere Generationen weiterzugeben. "Das ist also wirklich cool."
Indem sie Elemente von Blues, Rock 'n' Roll, Hard Rock, Folk und sogar orientalischer Musik kombinierten, schufen "Led Zep" in den späten 1960er und 1970er Jahren einen neuen, unverkennbaren Sound, der viele nachfolgende Musikgenres und unzählige Musiker prägte. Ob Bon Jovi, Kiss, die Foo Fighters oder die verdächtig nach Zeppelin klingenden Greta Van Fleet - kaum eine Rockband der vergangenen Jahrzehnte wurde nicht irgendwie von Led Zeppelin beeinflusst. Krachende und epische Lieder wie "Whole Lotta Love", "Kashmir" oder "Immigrant Song" sind Meilensteine des Genres.
Der versierte Page, der im Alter von zwölf Jahren das Gitarrespielen angefangen hatte, kannte keine kreativen Grenzen. Er experimentierte mit dem Sound, verzerrte den Klang der Saiten, spielte sein Instrument mit einem Cello-Bogen und bewegte sich wie selbstverständlich zwischen aggressiven Riffs und harmonischen Melodien. Für die Aufnahmen von "Stairway To Heaven" verwendete Page gleich mehrere Gitarren, darunter auch eine zwölfsaitige. Um den Song live spielen zu können, ohne das Instrument zu wechseln, nutzte er bei Konzerten eine zweihälsige Gibson EDS-1275, die einen Hals mit zwölf und einen mit sechs Saiten hat.
Einen Namen hatte sich der am 9. Januar 1944 in Heston/Middlesex geborene James Patrick Page schon vor Led Zeppelin als Studiomusiker gemacht. In den 60ern - damals hatte er den Spitznamen "Little Jim" - war er bei Aufnahmen von Marianne Faithfull ("As Tears Go By"), Donovan ("Sunshine Superman"), Petula Clark ("Downtown"), den Kinks ("I'm A Lover Not A Fighter") und vielen anderen Stars involviert. Der junge Page spielte so viele Sessions, dass er heute selbst nicht mehr sagen kann, wie viele es waren - zumal nicht alle Takes mit ihm genutzt wurden. Sogar von den Rolling Stones und The Who existieren Demos mit ihm. Als man ihm 1964 anbot, seinen Freund Eric Clapton bei den Yardbirds zu ersetzen, lehnte Page zunächst ab. Als Clapton die Band aus eigenem Antrieb verließ, schlug Page seinen Kumpel Jeff Beck vor. Erst 1966 wurde er selbst Mitglied, anfangs jedoch als Bassist.
1968 formierte der Gitarrenguru die New Yardbirds und rekrutierte dafür Sänger Robert Plant, Bassist John Paul Jones und Schlagzeuger John Bonham. Kurz darauf änderten sie ihren Namen in Led Zeppelin. "Ich hatte nicht nur eine großartige Band, ich hatte ein richtiges Phänomen auf die Beine gestellt", sagte Jimmy Page 2014 dem Magazin "Guitarist". "Jeder träumt davon, in einer solchen Band zu sein."
Zwischen 1968 und 1979 veröffentlichten Led Zeppelin acht Studioalben. Nach dem Tod von Schlagzeuger John Bonham im Jahr 1980 löste sich die Gruppe auf.
Auch nach der Trennung musizierte Page immer wieder mit seinen alten Bandkollegen, etwa beim legendären "Live Aid"-Konzert 1985 - mit Phil Collins und Tony Thompson am Schlagzeug - oder 2007 für ein Benefizkonzert in London letztmals als Led Zeppelin.
Privat ist Jimmy Page, der zweimal geschieden ist, mehrere Kinder und eine Adoptivtochter hat, laut Medienberichten mit der 34 Jahre alten britischen Dichterin und Performerin Scarlett Sabet liiert und lebt in der Nähe von London. Hinter den Kulissen arbeitet er weiter am Vermächtnis von Led Zeppelin, kümmert sich um Neuauflagen und andere Veröffentlichungen. Mehrfach äußerte er sich offen für eine Reunion. Doch damit ist nun nicht mehr zu rechen, denn vor allem Sänger Robert Plant hat nach eigener Aussage kein Interesse daran.
Von Philip Dethlefs, dpa