Ein Festival organisieren, das macht man nicht einfach mal nebenbei. Monate an Vorbereitung braucht es, Jahre an Erfahrung helfen zusätzlich. Die Erfahrung, die hat Claudy Lentz. Er hat das Festival 1978 ins Leben gerufen. Was die Vorbereitungszeit angeht, sah die Lage dieses Jahr etwas anders aus, berichtet er. Das Programm stand mehr oder weniger, aber die Vorbereitungen konnten erst Anfang Juni starten - und das, obwohl die Planungszeit sonst sieben bis acht Monate beträgt.
Bezüglich des Line-Ups konnte Claudy Lentz quasi aus dem Vollen schöpfen. Viele der Musiker sind geimpft und touren aktuell durch Europa. Rita Payés aus Spanien, Jim Rotondi sowie Big Daddy Wilson aus den USA oder Erja Lyytinen aus Finnland - das Programm ist geographisch und musikalisch breit aufgestellt. Eine kleine Einschränkung gab es am Ende doch: Der Freitag, der sonst das Festival eröffnete, fehlte dieses Jahr.
Samstags Jazz, sonntags Blues - von diesem Erfolgsrezept wollten die Organisatoren sich nicht verabschieden. Und das hat dieses Jahr einen positiven Nebeneffekt, wie Claudy Lentz erzählt. Denn die Zuhörer, die sonst nur die Jazz-Konzerte besuchen, würden dieses Jahr auch dem Blues zuhören. Die Lust auf Musik sei einfach zu groß.
Das trifft auch auf die Musiker zu. Die belgische Formation "Green Moon Tribe" durfte die 41. Version des Festivals eröffnen. Für die sechs Musiker war das eine lang ersehnte Genugtuung. "Es war auf jeden Fall ein sehr gutes Gefühl", sagt Téo Crommen, Gitarrist von "Green Moon Tribe".
"Das war das erste Mal, dass wir wieder vor einem Publikum gespielt haben, das ziemlich nah nebeneinander sitzen konnte, und das hat sich halt mehr angefühlt, als wären wir wieder in einem echten Konzert."
Das Gefühl hatten wohl auch die Zuhörer, die in entspannter Atmosphäre der Musik lauschen durften. Unter den Besuchern sind auch immer viele Ostbelgier - schließlich liegt das Festival direkt vor der Haustür. "Es ist einfach schön, hier zu sein. Es ist fantastisch", schwärmt ein Besucher. "Hier sind viele Leute, viele lustige Leute, hier ist Musik, hier ist Stimmung."
"Den meisten geht es einfach darum, die Atmosphäre nochmal zu erleben, nochmal die Leute zu treffen, weil es halt, ein sehr familiärer Kreis ist. Das Line-Up ist, glaube ich, zweitrangig", sagt ein anderer Besucher. "Trotzdem ist es ein gutes Line-Up, man freut sich auf den ein oder anderen Gig hier. Aber man freut sich auch einfach, sich nochmal zu treffen."
Entspannte Atmosphäre verbunden mit qualitätsvoller Musik - so bewirbt das Jazz&Blues-Festival sich selbst. Ein Konzept, das seit mehr als vier Jahrzehnten ankommt. Und auch nach einem Jahr Unterbrechung steht fest: Gouvy ist und bleibt groovy.
Andreas Lejeune