Wo findet der ESC statt?
Der 65. Eurovision Song Contest wird im Veranstaltungszentrum Ahoy in Rotterdam ausgetragen, weil 2019 in Tel Aviv/Israel Duncan Laurence für die Niederlande gewonnen und so die Show zu sich geholt hatten. Das fast vierstündige Finale beginnt am 22. Mai um 21.00 Uhr und wird von VRT und La Und, sowie in Deutschland im Ersten ausgestrahlt.
Wie läuft das mit dem Publikum vor Ort?
Beim ESC in der Halle wird es Publikum geben, allerdings unter Corona-Bedingungen. Der Wettbewerb wird ein sogenanntes «Fieldlab-Experiment», bei dem getestet wird, wie Großereignisse auch in Corona-Zeiten stattfinden können. Das entschied das niederländische Kultur-Ministerium Ende April. In den drei Live-Shows und bei den sechs öffentlichen Proben dürfen jeweils 3500 Zuschauer dabei sein. Das entspricht etwa 20 Prozent der Kapazität des Ahoy. Es wird vor der Mega-Bühne keine Stehplätze geben, stattdessen ist dort der "Green Room". Alle Zuschauer müssen sich zuvor und fünf Tage nach dem Event testen lassen. Ausländische Fans sind im Prinzip zugelassen, doch werden wegen der Reisebeschränkungen nur wenige erwartet.
Was geschieht bei einem Corona-Fall?
Sollte ein Sänger positiv auf den Corona-Virus getestet werden, darf er nicht auftreten - zumindest nicht live. Dann wird ein Video von dem Beitrag gezeigt. Alle Teilnehmerländer mussten - als Vorbereitung für den Notfall - so ein Video einschicken. Übrigens wurden auch diese Videos nach Wettkampfbedingungen aufgenommen. Island hat einen solchen Fall und wird schon im zweiten Halbfinale mit einer Aufzeichnung der zweiten Probe teilnehmen.
Welche Länder und Acts treten 2021 an?
Nach dem Rückzug von Armenien Anfang März und der Disqualifikation von Belarus (wegen eines zu politischen Beitrags, der den Wettbewerb laut Veranstalterin EBU instrumentalisieren oder in Verruf bringen könnte), nehmen nur noch 39 Länder am ESC 2021 teil. Australien tritt - wegen der Reisebeschränkungen - als einziges Land nur mit einem Video an.
Schicken alle Länder ihre Beiträge vom letzten Jahr?
Kein einziges Land kann noch einmal den Beitrag von 2020 ins Rennen schicken. Alle mussten neue Lieder einreichen. Das legte die Rundfunkunion EBU als Veranstalterin früh fest. 26 Länder halten jedoch - teils nach Vorentscheiden - an ihren für 2020 ausgewählten Interpreten fest. 13 schicken neue Acts.
Wer und was ist der belgische Beitrag?
Hooverphonic wurde 1995 gegründet und besteht aus Alex Callier, Raymond Geerts und Geike Arnaert. Letztes Jahr für Eurovision 2020 war die Leadsängerin der Band Luka Cruysberghs, sie wurde jedoch Ende 2020 durch die ehemalige Leadsängerin Geike Arnaert ersetzt. Während ihrer Karriere haben während ihrer Karriere elf Studioalben veröffentlicht und hatten 2000 mit „Mad About You“ einen europäischen Hit. Mit ihrem Song "The Wrong Place" hatte sich die Band am 18. Mai im ersten Halbfinale für das Finale qualifiziert.
Wie ist die Historie von Belgien beim ESC?
Belgien war eine der ursprünglichen sieben Nationen, die 1956 an der ersten Ausgabe des Eurovision Song Contest teilnahmen. 1956 gab es zwei Teilnehmer: Fud Leclerc - "Messieurs Les Noyés De La Seine" und Mony Marc - "Le Plus Beau Jour De Ma Vie" (Die Jury-Resultate waren nie auffindbar!) Bis heute haben wir den Wettbewerb 1986 nur einmal gewonnen. Sandra Kim gewann mit dem Song „J'aime la vie". Ihr Sieg war nicht unumstritten, als sich herausstellte, dass Sandra erst 13 Jahre alt war, zwei Jahre jünger als die damalige Altersbeschränkung. Ihre Managerin hatte den Teenager damals nach Norwegen gemogelt und das Alter einfach falsch angegeben. In den späten 2000ern hatte Belgien mit dem Wettbewerb zu kämpfen und erreichte von 2005 bis 2010 nicht das jährliche Finale, bis Tom Dice im Finale mit 143 Punkten den 6. Platz belegte. Belgien hat den Wettbewerb sechs Mal als Letzter beendet, darunter zwei Mal mit Null Punkten.
Wer könnte den ESC 2021 gewinnen?
Wer sich bei Fans und Buchmachern umhört, bekommt als Favoriten immer wieder die Beiträge der Länder Malta und Schweiz genannt. Für den kleinen Inselstaat Malta wäre es der erste Sieg überhaupt, für die Schweiz der dritte - nach 1956 mit Lys Assia und 1988 mit Céline Dion. Auch Frankreich und Italien gehören zum Favoritenkreis. Im weiteren Favoriten-Feld kommen Island, Litauen, Bulgarien, Schweden und Zypern vor. Belgien werden kaum Chancen eingeräumt. Der Sieger steht nach den traditionell komplizierten Punktevergaben der Länder gegen 1.00 Uhr nachts (Pfingstsonntag früh, 23.5.) fest.
Wer moderiert den ESC?
Das Trio Chantal Janzen, Edsilia Rombley und Jan Smit, das schon 2020 durch die Show führen sollte, moderiert den ESC 2021. Dazu kommt die Vloggerin Nikkie de Jager alias NikkieTutorials. Smit ist auch bei uns als Teil des Schlagertrios Klubbb3 sehr populär und trat als Kinderstar unter dem Namen Jantje Smit auf. Die Sängerin Rombley hatte ihr Land 1998 auf dem ESC vertreten und wurde vierte. Chantal Janzen ist ebenfalls Sängerin und prominente TV-Moderatorin.
Und sonst?
Im letzten Jahr galt der Isländer Daði Freyr mit seiner Band als ein Favorit, er lebt seit Jahren in Berlin. Viele sagen auch, dass die litauische Band The Roop 2020 gewonnen hätte, ihr Lied "Discoteque" dieses Jahr finden viele aber schwächer. Zyperns Song "El Diablo" (Der Teufel) wurde angefeindet, eine christliche Gruppe versuchte mit einer Petition, die ESC-Teilnahme zu verhindern, weil sie das Lied als satanistisch empfanden. Der zyprische Sender wies das zurück, das sei eindeutig metaphorisch. Sommerhit-Potenzial haben zum Beispiel die Songs aus Griechenland ("Last Dance" von Stefania), San Marino ("Adrenalina" von Senhit) und Dänemark („Øve os på hinanden“ von Fyr og Flamme)
Biggi Müller