"In der neuen Saison wird alles besser" - diesen Satz hat man im Frühjahr 2020 oft gehört, nachdem im März covidbedingt alle Konzerte der laufenden Saison abgesagt werden mussten. Die neue Saison wurde dann allerdings noch viel schlimmer, monatelang wurde gar nicht gespielt, und danach nur ohne Live-Publikum, mittels Übertragung im Internet - so wie das auch bei der Vorstellung der neuen Saison der Lütticher Philharmoniker der Fall war. Zwischen den einzelnen Redebeiträgen und Videofilmen spielte das Orchester unter der Leitung von Chefdirigent Gergely Madaras live vor leeren Zuschauerrängen.
Diese Zeiten sollen in der Saison 2021-22 der Vergangenheit angehören, wenn es nach dem Willen von Intendant Daniel Weissmann geht. Denn im Herbst sollen die Musikliebhaber wieder in den prächtigen Philharmonischen Saal im Gebäude des Konservatoriums strömen, um dann den Startschuss einer Konzertsaison mitzuerleben, die sich zu einem wichtigen Teil der franko-belgischen Musik des 19. Jahrhunderts widmen wird.
Programmschwerpunkte
Im Mittelpunkt wird der Komponist César Franck stehen, dessen Geburtstag sich am 10. Dezember 2022 zum 200. Mal jährt. César Franck, dessen Vater ja bekanntlich aus Gemmenich stammte, verbrachte seine Kindheit in Lüttich, bevor er mit seiner Familie nach Paris zog, wo er als Komponist, Organist und Professor die französische Musik des 19. Jahrhunderts maßgeblich mitprägte.
Von September 2021 bis Dezember 2022 finden wir im Kalender des Orchestre Philharmonique de Liège Konzerte, Aufnahmen und CD-Veröffentlichungen, die die Verbundenheit zwischen dem Orchester der Stadt Lüttich und ihrem berühmtesten Komponisten hervorheben.
Ein weiterer Schwerpunkt im Programm der Lütticher Philharmoniker in der neuen Saison wird das große symphonische Repertoire sein, mit einem bedeutenden Anteil russischer Musik. Historisch eingerahmt von Johann Sebastian Bach und Philip Glass, finden wir neben dem Deutschen Requiem von Brahms und der 4. Sinfonie von Mahler auch die Planeten von Gustav Holst, die Musik zum Ballet "Spartakus" von Aram Khatschaturian und Dmitri Schostakowitschs 15. und somit letzte Sinfonie.
Der dritte Programmschwerpunkt der Lütticher Philharmoniker für die neue Saison ist die Innovation und Modernisierung, sozusagen der Blick nach vorne. Neben dem technischen Fortschritt und der Digitalisierung betrifft dies auch das Repertoire: In der Reihe "OPRL plus" tritt das Orchester hier einerseits in Dialog mit anderen Kunstformen wie Fotografie oder Kino, andererseits werden neue Musikrichtungen mit eingebunden, wie etwa der Jazz mit dem bekannten Bassisten Avishai Cohen, oder ein Konzertabend mit Musik aus dem Album Abbey Road von den Beatles, arrangiert für Sinfonieorchester.
"Symphokids" und "Music Factory"
An die junge Generation wird ebenfalls gedacht: Die erfolgreichen Reihen "L'Orchestre à la portée de l'enfant" für die ganz Kleinen, und "Les Samedis en Famille" für Kinder ab acht Jahren werden weitergeführt und durch das eintägige Festival "Symphokids" ergänzt, und die Reihe "Music Factory" führt weiterhin junge Menschen und Nicht-Kenner in die Welt der Symphonik ein.
Alles in allem wird es eine Saison sein, die auf Bewährtes setzt und den Blick dennoch optimistisch nach vorne richtet. Nach der Covid-Saison 2020-21 scharren sowohl Musiker als auch Musikliebhaber mit den Füßen, um endlich wieder große Emotionen im Konzertsaal erleben zu können.
Nähere Informationen zur neuen Saison erhalten sie auf der Webseite des Orchesters unter oprl.be.
Patrick Lemmens