Das berühmte und beliebte ESC-Gefühl mag sich noch nicht einstellen. Seit gestern (8. Mai) haben die Proben für das größte Musikfest der Welt begonnen. Ob es überhaupt stattfinden konnte, war lange Zeit unklar. Schließlich hat sich die EBU, die europäische Broadcasting Union, auf verschiedene Szenarien vorbereitet und nach Lage der Corona-Situation entschieden, wie es letztendlich ablaufen soll.
Ende April war klar: Es werden sogar 3.500 Zuschauer zugelassen. Erst sollten es nur Menschen aus Rotterdam sein, da hielt aber ein EU-Gesetz dagegen, jetzt durften sich all jene um Karten bemühen, die auch im letzten Jahr Karten gehabt hätten, als zum ersten Mal in der langen Geschichte der ESC-Historie die Veranstaltung wegen der Pandemie abgesagt wurde.
Die Corona-Einschränkungen sind sehr groß. Statt wie sonst 1.500 Journalisten, dürfen in diesem Jahr nur 500 akkreditierte Medienvertreter nach Rotterdam reisen, die übrigen durften sich für ein "Online-Pressezentrum" registrieren lassen und von zu Hause aus arbeiten. Die Journalisten dürfen nicht mit Zuschauern zusammentreffen, was bedeutet, dass der Besuch der Proben in der Rotterdamer Ahoy Arena sehr reglementiert ist. Die Delegationen und Künstler trifft es gar noch härter: Sie dürfen ihr Hotel nur zu den Proben und Veranstaltungen verlassen und werden mit Bussen hin und her gefahren. Freundschaften unter den Teilnehmern werden in diesem Jahr kaum möglich sein.
Ich bin seit gestern in Rotterdam und musste mich zunächst einer langwierigen Testprozedur unterziehen. Mit PCR-Test und aktuellem Schnelltest sowieso schon für die Einreise in die Niederlande ausgestattet, muss ich alle 48 Stunden einen Atemtest machen, eine bestimmte Reihenfolge ist einzuhalten. Ist der nicht ganz in Ordnung, muss noch ein Abstrichtest gemacht werden. Danach wird der Zutritt zum Pressezentrum für 48 Stunden garantiert, danach wird der Ausweis gesperrt und ein neuer Test muss her. Gut so! Ich fühle mich sicher!
Hooverphonic werden heute zum ersten Mal die diesjährige Bühne betreten, die der bekannte Münchener Stagedesigner Florian Wieder gebaut hat. Einige Künstler werden nicht persönlich auftreten, Australien, als EBU-Mitglied seit 2015 auch dabei, durfte wegen der Corona-Bedingungen auf dem Kontinent nicht ausreisen. Wie gesagt: In diesem Jahr ist alles anders!
Biggi Müller