Wenn wir eines in dieser Zeit der Pandemie gelernt haben, dann ist es, zurück zu uns selbst und unserer Heimatregion zu finden und dabei nicht zuletzt auch die Natur unserer Gegend zu erkunden. Wer in St. Vith auf dem Ravel-Weg in der Nähe des Kulturzentrums "Triangel" unterwegs ist, entdeckt dabei möglicherweise auch den bezaubernden kleinen Gemeinschaftsgarten der VoG Patchwork.
Direkt daneben steht neuerdings ein unscheinbares Treibhaus, das viel mehr ist, als man auf Anhieb meinen würde, denn hier soll nicht in Zukunft nicht nur Gemüse wachsen, auch Klangwelten sollen auf den Besucher einwirken. "In Zusammenarbeit mit unseren flämischen Partnern Musica haben wir die Idee gehabt, ein Treibhaus zu entwickeln, welches gleichzeitig auch als Klanginstallation funktionieren kann", erklärt David Langela von Meakusma. "Uns war wichtig, dass nicht nur ein Kunstobjekt entsteht, sondern auch ein praktischer Nutzen dahinter steckt, der auch für die Gemeinschaft und für die Menschen vor Ort einen Mehrwert bringt - über die Kunst und Musik hinaus."
Auf der Suche nach einem geeigneten Standort haben sie bei der Organisation Patchwork in St. Vith gefunden, was sie suchten. Denn hier konnte die Idee des Treibhauses umgesetzt werden, gleich neben dem bereits bestehenden Gemeinschaftsgarten. "Im Prinzip läuft es so, dass das Treibhaus zum Instrument wird. Signalwandler nutzen die Scheiben als Membrane, d.h. sie bringen die Scheiben quasi zum Schwingen", erklärt David Langela. "Dadurch kann man die Klänge innen hören und auch außen. Es sind eher subtile Klänge und keine lauten Bässe."
"Im Moment haben wir rund vierstündige Kompositionen, die durchlaufen, aber mit einem Timer versehen sind, d.h. ab einer gewissen Uhrzeit ist hier nichts mehr zu hören. Man kann hier auch die Lautstärke einstellen, was ja auch einen starken Effekt darauf hat, wie man die Situation wahrnimmt und wie man das Ganze hier erlebt", so Langela. "Es ist insgesamt eher ein Ort, der dazu einlädt, feinere Dinge zu erleben und sinnlichere Erfahrungen zu machen, als nur eine Beschallung, die zur Unterhaltung dient." Außerdem soll das Treibhaus zu einem Ort der Begegnung werden.
Die Klangkompositionen, die zu hören sind, können zudem stets erweitert werden. "Im Moment gibt es ein paar Kompositionen, die von den Kollegen vom Collectiv Publiek Geluid aus Flandern gemacht wurden, in Zusammenarbeit mit Menschen vom Gemeinschaftsgartenprojekt. Aber im Prinzip können die Kompositionen endlos erweitert werden. Wer sich berufen fühlt, einen Beitrag zu leisten, kann sich an uns wenden und einfach eine Mail schicken an info@meakusma.org."
Die Kompositionen sollten allerdings ins Gesamtbild hineinpassen. "Interessant kann dabei auch sein, dass man die Umgebung mit in die Komposition reinnimmt. Das ist ein Ort, der es erlaubt, sehr subtile Musik abzuspielen. Da können zum Beispiel Geräusche aus der Natur oder aus den Straßen von St. Vith mit einfließen, so dass das Kunstwerk eben Teil der Umgebung wird."
Vielleicht wird das Projekt in Zukunft sogar ausgeweitet. Es wäre zumindest eine Option, so Langela, die Klangwelt zu erweitern und auch Menschen sprechen zu lassen. So könnte hier nicht nur Kunst, sondern auch Bildung und Integration und ein Teil des Ganzen werden. "Menschen, die eine Geschichte zu erzählen haben, könnte man miteinfließen lassen in diese Kompositionen, so dass es auch so eine Art Hörbuch auch werden kann. Das gehört auch zu diesem Konzept, dass es ein nicht endendes Kunstwerk ist. Es wird sich immer erweitern."
Am 30. Mai 2021 feiert das Patchwork St. Vith übrigens voraussichtlich sein zehnjähriges Bestehen. An dem Datum soll dann vielleicht auch die offizielle Einweihung des Treibhausprojektes stattfinden.
Julia Slot