Der Kammerchor Altodijo aus Hückelhoven mit seinen 16 Sängerinnen und Sängern war in Belgien in der Kirche der katholischen Deutschsprachigen Gemeinde Sankt Paulus in Brüssel zu Gast. "Der wichtigste Aspekt des Konzerts ist die Aufführung eines brandneuen Requiems geschrieben von Thomas Hansen", erklärt Chorleiter Johannes Fell. "Die Uraufführung hat Ende vergangenen Jahres stattgefunden in Deutschland und jetzt war es das zweite Mal, dass dieses Werk zu Gehör gebracht wird. Als Gegenpol haben wir dem das Requiem Opus 48 von Gabriel Fauré gegenübergestellt."
Gabriel Fauré und Thomas Hansen - der eine ein bekannter französischer Komponist aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, der andere ein Anfang 30-jähriger Wirtschaftsinformatiker aus der deutschen Provinz. Thomas Hansen begleitet den Chor Altodijo schon seit längerem auf dem Klavier. Das Komponieren hat er sich selbst beigebracht. "Also als ich angefangen habe, das war auch so ein bisschen aus Hochmütigkeit, nach dem Motto, ach komm, dann schreib ich für ein Konzert eben einfach was selber", erzählt er frei heraus.
Ob Hochmut oder schlicht und einfach Mut - die Chormitglieder und Leiter Johannes Fell standen jedenfalls voll hinter ihrem Pianisten. Hansens Requiem sollte aufgeführt werden. Monatelanges Proben und die Organisation der Konzerte waren dann schon ein Kraftakt, wie die Chormitglieder berichten. Die Uraufführung im November kann dann wohl - den Berichten in der Lokalpresse nach zu urteilen - als voller Erfolg gewertet werden.
Über persönliche Bekanntschaften kam dann der Kontakt mit der Deutschsprachigen Gemeinde in Brüssel und der zweite Konzerttermin zustande. Schon für die Uraufführung hatten die Musiker zudem die Aachener Europaabgeordnete und Vorsitzende des Kulturausschusses Sabine Verheyen als Schirmherrin gewinnen können. Im November war die Christdemokratin leider verhindert. Das Konzert in der Hauptstadt Europas ließ sie sich aber nicht entgehen: "Ich habe sofort gesagt, das ist eine tolle europäische Idee, dass Musik, die bei uns in der Region entstanden ist, auch über die Grenze rüber geht nach Belgien."
Das Requiem von Hansen ist außer als "zeitgenössisch" tatsächlich schwierig einzuordnen. Es enthält neben klassischen Elementen auch geradezu poppig anmutende Passagen, balladeske Klaviereinlagen und Soli von Sopran und Bariton. Dazu wird gestampft und gewispert, gerufen, gesummt und Chaos zelebriert.
Schirmherrin Verheyen hat die Aufführung auf jeden Fall überzeugt: "Also sowohl der Fauré als auch das darauffolgende Requiem von Herrn Hansen waren einfach nur fantastisch. Es waren moderne Elemente, kombiniert mit klassischen Elementen. Also aus meinen Augen von der Komposition her eine Meisterleistung und der Chor hat das wunderbar aufgeführt."
Am 21. März wird der Chor Altodijo eine weitere Vorstellung der zwei Requiems in Bonn geben. Wenn es nach Chorleiter Fell geht wird aber auch das nicht die letzte Aufführung gewesen sein: Weitere Möglichkeiten für Auftritte sind herzlich willkommen. Vielleicht ja noch einmal in Belgien, in der Deutschsprachigen Gemeinschaft?
Peter Eßer