Cellist Ian-Effin Rosiu probt für das Konzert am Freitagabend. Er kann sich zwar vorbereiten, aber wie genau das Konzert am Abend selbst ablaufen wird, das weiß niemand. Denn das Publikum leitet ihn durch ein musikalisches Labyrinth und entscheidet, welchen Weg er einschlagen soll. "Ich weiß auch nicht, wie es ausgehen wird", sagt Komponist Franck Bovet.
"Das Ganze ist ja ein Labyrinth, also das Prinzip ist, verloren zu sein. Das Publikum kann selber entscheiden, wo es im Labyrinth stehen möchte - und das mit Hilfe einer App für das Smartphone. Der Weg, der dann am Abend des Konzertes gegangen wird, ist dann ein Weg unter den vielen Möglichkeiten."
Neun Jahre hat der belgisch-französische Komponist, der in Weismes lebt, an dem Werk gearbeitet. Eine 123 Seiten starke Partitur ist dabei entstanden, die im Hintergrund des Cellisten auf eine Leinwand projiziert wird. Und auch hier ist alles in Bewegung - die Noten verändern sich, bewegen sich hin und her.
"Daidalos - Labyrinth für Cello solo" ist alles andere als konventionell. Daidalos ist eine Gestalt in der griechischen Mythologie. Laut einem Mythos baute er auf Kreta dem König Minos ein Labyrinth für den Minotauros, einem Wesen mit menschlichem Körper und Stierkopf. In dem Stück werden jetzt diese Mythologie, aber auch Alchemie und modernste Technik vereint. Digitale Kunst und zeitgenössische Musik kommen hier zusammen.
Außerdem wird das Cellospiel von elektronischen Effekten verfremdet. "Ich habe mit zwei Organisationen zusammengearbeitet. Mit dem Centre Henri Pousseur aus Lüttich und dem Studio 3KD, die das Informatikprogramm für uns gemacht haben", erklärt Bovet.
Franck Bovet ist Berufsmusiker, arbeitet in Lüttich und Malmedy. "Daidalos" ist sein bisher aufwendigstes Stück. Um 20 Uhr am Freitagabend wird es in Eupen Premiere feiern.
Lena Orban