Nach wie vor herrscht Ratlosigkeit bei den internationalen Beobachtern, dass es Eliot im ersten Semifinale des 64. Eurovision Song Contests nicht schaffte, sich für das am 18. Mai in Tel Aviv ausgetragenen großen Finale zu qualifizieren. Eliot hatte einen sauberen Auftritt geliefert, aber gleichwohl entschieden die internationalen Juries und Zuschauer sich dafür, dass Belgien wie schon vor Jahresfrist beim Finale nicht mitsingen darf.
Neben den bereits aus dem ersten Semifinale ermittelten zehn Finalisten, dem Gastgeber Israel und den Big Five (Deutschland, Spanien, Großbritannien, Italien und Frankreich) waren nunmehr im eben zu Ende gegangenen zweiten Semifinale die letzten zehn Startplätze zu vergeben gewesen. 18 Beiträge konkurrierten um die Gunst der Juries und Zuschauer und das auf höchstem Niveau. So traten, wenn man die vorwettbewerblichen Wettquoten heranzieht, nicht weniger als fünf der am heißesten gehandelten Topfavoriten auf Europas Musikthron an.
Luca Hänni, der in Deutschland 2012 das Castingformat DSDS gewonnen hatte, vertrat die Schweiz mit einem Popsong im Latinosound und schickte sich an, in die Fußstapfen des Weltstars Celine Dion zu treten, die 1988, zuletzt für die Schweiz gewonnen hatte. Aus Schweden begeisterte John Lundvik mit einem gospelinspirierten Powerpopsong, Norwegen schickte das Trio KEiiNO, das Joik-Elemente (jodelartige Gesangslaute aus Lappland) enthielt und Russland zauberte mit Sergey Lazarev eine phantastisch kunstvolle Inszenierung auf die Bühne und natürlich darf in der Aufzählung der Favoriten Duncan Laurence aus den Niederlanden nicht fehlen.
Mit seinem leisen, gefühlvollen, am Piano intonierten "Arcade" soll er nach 44 Jahren endlich wieder die Niederlande auf Platz eins beim Song Contest führen. Dies war aber keinesfalls genug, denn auch eine künstlerisch beeindruckende Sandmalerei als inszenatorisches Meisterwerk für den Beitrag aus Moldau hielt den Zuseher in Atem. Dem Sänger Kroatiens wurden güldene Engelsflügel angelegt, aus Albanien gab es dramatische Stimmgewalt in Lokalkolorit zu hören, Dänemark entsandte ohrwurmartigen Singalong und so brachte jeder Beitrag auf seine Art Farbe in ein musikalisch höchst abwechslungsreiches Semifinale.
Daher war die Spannung mit Händen zu greifen, als die Moderatoren, die gemächlich durch eine selber unaufgeregt gestaltete Sendung führten, anhoben, die zehn Finalisten in das weite Rund des Tel Aviver Congresszentrums zu schreien und Hunderte von Millionen Fernsehzuschauer saßen wie immer vor Aufregung fingernägelkauend vor den Fernsehern, lauschten gebannt an den Radios oder verfolgten die Sendungen weltweit im Internet.
Das Finalfeld komplettieren Nordmazedonien, die Niederlande, Albanien, Schweden, Russland, Aserbaidschan, Dänemark, Norwegen, die Schweiz und Malta und so setzen in Tel Aviv, das mit Temperaturen weit jenseits der 30 Grad bei strahlendem Sonnenschein eine wundervolle Kulisse für die weltgrößte und weltbekannteste Unterhaltungsshow bietet, ebenso heiße Diskussionen ein, wer sich letztlich die diesjährige Krone der Popmusik aufsetzen darf.
Nachdem der belgische Beitrag im ersten Semi ausgeschieden ist, werde ich jetzt unseren Nachbarländern Niederlande, Frankreich und Deutschland die Daumen drücken. Wobei S!ster aus Deutschland eher einen der letzten Plätze erreichen werden, Frankreich sich wahrscheinlich im Mittelfeld einpendelt, werden Duncan Lawrence aus den Niederlanden sogar die Chance auf den Sieg zugetraut.
Zu der Show am Samstag Abend wird auch Superstar Madonna erwartet. Gesichtet wurde sie bisher noch nicht. Es würde mich nicht wundern, wenn die Pop-Diva kurzfristig verhindert wäre, aus welchen Gründen auch immer. Sicher ist, dass die ESC-Gewinner von 1998 (Dana International), 2014 (Conchita Wurst) und 2015 (Mans Zelmerlöw) auftreten werden.
Biggi Müller