Israel hat den Eurovision Song Contest 2018 gewonnen, Deutschland erreichte überraschend Platz vier. Die Sängerin Netta bekam für ihr schrilles, von Korea-Pop beeinflusstes Lied "Toy" die meisten Punkte (529) von Jurys und Publikum. Die 25-jährige Siegerin feiert ihren kräftigen Körper, obwohl er nicht dem vorherrschenden Idealbild entspricht. "Du musst nicht dem Standardbild davon entsprechen, wie jemand aussehen, denken, reden und kreativ sein muss, um Erfolg zu haben", lautet ihre Botschaft an junge Frauen.
Es ist der vierte Sieg von Israel in der Geschichte des ESC. Zuletzt gewann vor 20 Jahren die Sängerin Dana International. Deutschlands Kandidat Michael Schulte landete mit der melancholischen Popballade "You let me walk alone" über den Tod seines Vaters unter den 26 Finalisten auf Platz vier. Er schnitt damit so gut ab wie seit 1999 kein deutscher Beitrag mehr. Er beendete die Serie der Misserfolge der vergangenen drei Jahre, als Deutschland jeweils immer nur Letzter oder Vorletzter geworden war.
Und das ist das komplette Ergebnis:
Oper aus Estland, Ballade aus Irland, Spanien oder Litauen, Heavy Metal aus Ungarn, Country-Rock aus den Niederlanden oder Slapstik aus Moldau? Der Eurovision Song Contest hatte die gesamte musikalische Bandbreite zu bieten. Und selten war der Sieg so wenig vorhersehbar, wie in diesem Jahr. So viele Favoriten auf Augenhöhe gab es selten.
Es war nicht unbedingt die beste ESC-Show, die das portugiesische Fernsehen RTP auf die Beine gestellt hat. Aber sie haben sich redliche Mühe gegeben, die fehlenden finanziellen Mittel nicht in den Vordergrund zu stellen. So wurde beispielsweise zum ersten Mal seit vielen Jahren auf eine LED-Wand verzichtet. Das tat der Lichtpräsenz aber keinen Abbruch. Die Schweden glaubten nicht daran, und brachten kurzerhand ihre eigene Lichterwand mit. Man hätte allerdings auch die Kosten der Moderatoren etwas reduziert können: Warum es unbedingt vier (!) währen der drei Shows sein mussten, erschließt sich nicht. Einer der emotionalen Höhepunkt war, als Vorjahressieger Salvador Sobral gemeinsam mit Caetano Veloso den Siegertitel 2017 "Amar Pelos dois" sang. Man erinnert sich, Salvador war bei seiner Teilnahme in Kiew sehr krank und hatte im Dezember 2017 ein Spenderherz erhalten.
Es heißt, dass alleine die Sicherheit des ESC schon einen großen Teil der Kosten verschlungen habe. Meine Kollegen und ich haben uns sehr sicher gefühlt. Es war zwar kein ähnliches Sicherheitsszenario wie in Kiew, aber zum ersten Mal habe ich gesehen, dass Scharfschützen auf den Dächern rund um das Veranstaltungsgelände postiert waren. "Wir hören auch Nachrichten", so ein Taxifahrer. Trotzdem konnte der Angriff auf die britische Sängerin SuRie nicht verhindern werden. Während ihres Auftritt sprang ein Zuschauer auf die Bühne und entriss ihr das Mikrofon. SuRie konnte sekundenlang nicht mehr weitersingen, setzte dann aber wieder ein. Wie 2010, als ein Flitzer den spanischen Beitrag störte, hätte SuRie ihren Beitrag am Ende noch einmal singen können, worauf sie aber verzichtete.
Als am 29. April in der Altice Arena am Tejo-Ufer begannen, hatten nur sehr wenige Experten damit gerechnet, dass die Belgierin Sennek im Finale gar keine Rolle mehr spielen würde, weil sie schlicht und ergreifend schon im Semi ausschied und alle weiteren Hoffnungen begraben musste. Zum ersten Mal seit seiner ESC-Teilnahme war ebenfalls Russland im Halbfinale ausgeschieden. Die Während die Schweden mit viel Geld ein Riesensolarium auf die ESC-Bühne stellten, verzauberten die vergleichsweise armen Moldawier die Europäer mit einer überdrehten Slapstick-Nummer. Fantastischer Trash, den man einfach lieben muss.
Seit 1956 veranstaltet die Europäische Rundfunkunion (EBU) den internationalen Musikwettbewerb von Komponisten und Songwritern. Beim größten Musikfest der Welt sind inzwischen mehr als 200 Millionen Zuschauer dabei, wenn ein neuer Sieger gesucht wird, denn dank der fast weltweiten TV-Übertragung kann man auch in Australien, Japan oder Kanada für seinen Favoriten mitfiebern. China durfte das zweite Halbfinale und das Finale nicht übertragen, weil das erste Halbfinale zensiert ausgestrahlt wurde.
Der Eurovision Song Contest lief bis 2001 unter dem französischen Namen Grand Prix Eurovision de la Chanson und im Jahr 2005 feierte man das 50. Jubiläum mit einer grossen Show. Ziel war es, den besten Song des Grand Prix zu finden, der jemals teilgenommen hat und ABBA ging mit Waterloo als Sieger aus der Show hervor, für die jeder Zuschauer online seine Stimme abgeben konnte. Den 60. ESC richtete Österreich mit einer fulminanten Show aus, nachdem Conchita Wurst 2014 in Kopenhagen siegte. Einen Rekord gab es auch in diesem Jahr mit insgesamt 43 Teilnehmerländern, weil Mazedonien und Russland ebenfalls wieder mit dabei waren.
Foto: Siegfried Doppler/BRF
Viel zu politisch aufgezogen, das Ganze... Fängt schon dabei an, dass es in einem „fairen Wettbewerb“ gesetzte Länder gibt, die nicht durch den Vorentscheid müssen. Dann sind da noch sogenannte „Jurys“, deren Stimmvergabe rein politisch motiviert ist, usw.
Der ESC rühmt sich mit hohen Werten wie „Fairness“, „Gleichheit“, „rein musikalisch“ und ist dabei doch zu einer profitorientierten, politischen Veranstaltung verkommen, in der die Kunst und die Musik erst an letzter Stelle stehen...
Wer sich das antut, ist selbst schuld. Wir sind heute Morgen durch den Wald gewandert; das Konzert, das uns die Vögel geboten haben, übertraf bei weitem den ESC-Wettbewerb.
Zuckerberg laesst gruessen ...