Als Domenico Modugno mit seiner selbst komponierten Canzone "Nel blu dipinto di blu" mit dem Ohrwurm-Refrain "Volare" im März 1958 beim Grand Prix Eurovison im niederländischen Hilversum antritt, muss er gleich zweimal an den Start gehen. Sein Lied kann beim ersten Mal nicht in allen Ländern empfangen werden. Domenico Modugno belegt zwar nur den dritten Platz, aber schafft den ersten internationalen Hit, den der Eurovisonswettbewerb hervorbringt - lang vor Abba.
Die Gruppe Abba verhindert 1974 mit ihrem Sensationserfolg "Waterloo" den Sieg der italienischen Equipe. Gigliola Cinquetti landet mit ihrem Beitrag "Si" auf Platz zwei. Im Herkunftsland Italien erregt das "Ja zur Liebe" die Gemüter.
Die Augsburger Allgemeine schreibt am 6. April 1974: "Nach Ansicht der TV-Leitung in Rom greift die Sängerin damit indirekt in die Kampagne zum bevorstehenden Volksentscheid zur Ehescheidung ein, bei dem die Wahlberechtigten auf dem Stimmzettel 'Ja' oder 'Nein' zur Abschaffung schreiben müssen." Deshalb wird der Grand Prix in Italien zeitversetzt gesendet, erst nach dem Referendum.
Kultstatus erlangt im selben Jahr auch der portugiesische Beitrag "E depois do adeus" mit Paulo de Carvalho. Dieses Lied vom Abschied wird am 24. April 1974 um 22:50 Uhr im Radio gespielt und gilt neben dem politischen Lied "Grandola, Vila Morena" als Startsignal für die Nelkenrevolution.
Eine Blumenfrau hatte auf dem Rossio-Platz einem jungen Soldaten eine rote Nelke in den Gewehrlauf gesteckt und alle anderen Blumenfrauen der Stadt sollen es ihr spontan nach gemacht haben.
Die Revolution richtet sich gegen das diktatorische Regime des Machthabers Marcelo Caetano und verläuft unblutig. Es ist der Tag, an dem ein neues Kapitel in der Geschichte Portugals aufgeschlagen wird - in Gang gesetzt durch ein Grand-Prix-Lied im Radio.
Horst Senker