Nach Victor Julien-Laferrières Auftritt am Samstagabend im wie immer voll besetzten Palais des Beaux Arts waren sich alle einige: Der 26-jährige Franzose wird ganz weit vorne landen. Er begeisterte mit einer sehr persönlichen und packenden Interpretation de Pflichtkonzerts von Toshio Hosokawa und der in allen Belangen perfekten Wiedergabe des Wahlkonzerts von Schostakowitsch. Intonation, dynamische Gestaltung, ausdrucksstarkes Erzählen, Dialog mit dem Orchester, hier stimmte alles. Julien-Laferrière ist ein verdienter Erster Preisträger der allerersten Ausgabe des Concours Reine Elisabeth für Cello.
Den zweiten Platz belegt der Japaner Yuya Okamoto. Der 22j-Jährige überzeugte vor allem durch die untrügliche Werktreue, mit der er sein Repertoire vortrug. Platz drei geht an den Kolumbianer Santiago Canon-Valencia. Bei ihm bestach die sehr persönliche Herangehensweise an die einzelnen Konzertwerke.
Mit dem vierten Platz wurde ein weiterer Franzose ausgezeichnet, Aurélien Pascal, der am Dienstagabend für einen ersten Höhepunkt in der Finalwoche gesorgt hatte. Dass der Weißrusse Ivan Karizna nur auf dem fünften Platz landen konnte, ist die einzige Überraschung im ansonsten sehr gut nachvollziehbaren Palmares. Er war am Samstagabend als letzter der insgesamt zwölf Finalisten an der Reihe und wurde vom Publikum mit lang anhaltenden Standing Ovations gefeiert. Da verwundert es auch nicht, dass er den Publikumspreis der RTBF gewinnen konnte.
Diese Erstauflage des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs für Cello war ein voller Erfolg, sowohl künstlerisch als auch die Publikumsresonanz betreffend. Jeder Wettbewerbsabend wurde zu einem hochkarätigen Konzert. Im kommenden Jahr ist der Concours Reine Elisabeth für Gesang ausgeschrieben.
Hans Reul - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA