Aurélien Pascal wurden am Dienstagabend die ersten noch zaghaften Standing Ovations des Publikums zuteil. Tatsächlich begeisterte er sowohl mit der Interpretation des Pflichtwerks als auch seines Wahlkonzerts, jenem von Dmitri Schostakowitsch. Pascal machte aus "Sublimation" von Toshio Hosokawa eine spannend dramatische Erzählung. Welch eine Präsenz und Persönlichkeit.
Er verzichtet zum Beispiel auf den Einsatz des Plektrons in der kleinen Solokadenz des Werkes, er zupft die Saiten direkt und erzielt dabei einen ganz eigenen Effekt, der dem Werk aber gut zu Gesichte steht. Ihm hilft gewiss der volle leuchtende Klang seines Instruments, ein Cello von dem französischen Instrumentenbauer Charles Adolphe Gand aus dem Jahre 1850. Pascal hat das Instrument von seiner Mutter übernommen, die selber auch Cellistin ist.
Aurélien Pascal konnte auch beim Schostakowitsch-Konzert mit einer natürlichen Autorität für sich einnehmen. Schon wie er das Eingangsthema klar und zupackend gestaltete, dabei jeder Note die gleich große Bedeutung gab, war faszinierend. Im langsamen Teil verbreitet er Melancholie ohne Pathos, Perfektion im Ausdruck und wagemutige Tempi prägen die Kadenz. Pascal hat die Messlatte schon sehr hoch gelegt.
Vor ihm spielte der 26-jährige Yan Levionnois. Bei ihm wurde "Sublimation" an den gewünschten Stellen zu einer Oase des Friedens: Mensch und Natur finden zum Einklang, ohne dass er aber die Kraft der Naturgewalten, die Hosokawa auch in dem Stück zum Ausdruck bringt, vernachlässigen würde. Allerdings wird er klanglich ab und zu vom Orchester überdeckt. Levionnois' Qualitäten liegen gewiss in der Kammermusik. Und das spürte man auch im Dvorak-Konzert.
Wie er im Finale mit dem Konzertmeister des Brussels Philharmonic dialogisierte, das war ganz große Kunst. Schade, dass er einige Übergänge in die hohen Lagen nicht ganz organisch durchspielen konnte. Vielleicht lag es an der Müdigkeit, denn der Concours ist sehr anstrengend.
Am Mittwochabend sind der jüngste Teilnehmer und die älteste Finalistin an der Reihe. Zunächst wird der Pole Maciej Kukakowski spielen. Er geht mit seinen 21 Jahren die Sache locker an. Kulakowski spielt das Schostakowitsch-Konzert. Und dann folgt die seit einigen Tagen 30 Jahre junge Koreanerin Seungmin Kang. Sie lebt in Berlin und fühlt sich dem von ihr gewählten Konzert von Antonin Dvorak sehr nahe.
Es erwartet uns ein weiterer intensiver Wettbewerbs-Abend.
Hans Reul - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA