Zehn junge Männer und zwei junge Damen werden sich in dieser Woche im Palais des Beaux-Arts der Jury und dem Publikum stellen. Damit hat sich die Dominanz der Cellisten gegenüber den Cellistinnen noch ein wenig verstärkt. Zum Auftakt der ersten Runde vor drei Wochen waren noch 30 Prozent der Teilnehmer Musikerinnen, jetzt sind es laut Statistik noch 16 Prozent. Überraschend ist die Dominanz der französischen Celloschule: Denn vier junge Franzosen sind im Finale, außerdem zwei Koreanerinnen und je ein Kandidat aus China, den USA, Japan, Weißrussland, Polen und Kolumbien.
An jedem Abend sind je zwei Kandidaten an der Reihe. Sie werden zunächst das Pflichtkonzert spielen, das sie, wie es die Tradition vorschreibt, innerhalb von nur einer Woche in der Abgeschiedenheit der Chapelle Reine Elisabeth in Argenteuil einstudieren müssen und das in diesem Jahr aus der Feder des japanischen Komponisten Toshio Hosakawa stammt. Man darf gespannt sein auf die Premiere am Montagabend, denn Hosokawa ist alles andere als ein No-Name unter den Tonsetzern. Seine Opern Matzukase und Hanjo sind wahre Meisterwerke des modernen Musiktheaters.
Dem Chinesen Sihao He kommt die Ehre zuteil das Werk mit dem Titel "Sublimation" aus der Taufe zu heben. Begleitet wird er wie alle Finalisten vom Brussels Philharmonic, das zum ersten Mal beim Concours dabei ist. Stephane Denève ist der Dirigent und auch für ihn ist es eine besondere Herausforderung.
Nach dem Pflichtkonzert steht das Wahlkonzert an. Und hier wird es im Laufe der Woche ein wahres Schostakowitsch-Dvorak-Schumann-Festival geben. Dass das Dvorak-Koznert mehrmals im Finale zu hören sein würde, davon konnte man ausgehen. Denn von den ursprünglich 70 Kandidaten hatten zwei Drittel das Dvorak-Konzert im Angebot. Doch letztendlich geht Schostakowitsch als meist gewähltes Konzert hervor: Sechs Mal wird es zu hören sein, vier Mal Dvorak und zwei Mal Schumann. So auch gleich am Montagabend, denn Sihao He spielt das Schumann- und der zweite Finalist, der Amerikaner Brannon Sho, das Schostakowitsch-Konzert.
Beide Kandidaten konnten in Runde eins und beim Halbfinale durch ein sehr konzentriertes Spiel überzeugen, vielleicht sind sie nicht gleich zu den Favoriten zu zählen, aber jeder der zwölf Finalisten ist ein phantastischer Musiker. Dabei war der Weg von Sihao Ha zum Cello gar nicht so gradlinig.
Dass Sihao He überhaupt Cello spielt, ist der Tatsache zu verdanken, dass chinesische Kinder, die ein Instrument spielen, leichter den Zugang zur höheren Schule erhalten, also begann Sihao zunächst Violine. Da er schon als Kind sehr große Hände hatte, wechselte er nach einem Jahr zum Cello, das er bis dahin gar nicht kannte, aber man durfte es im Sitzen spielen und, was wohl noch wichtiger wahr, bald verliebte er sich regelrecht in den Klang des Instruments.
Wir sind gespannt auf den ersten Abend des Concours und werden täglich in BRF-Aktuell berichten und in den Klassikzeit-Sendungen auf BRF1 alle Kandidaten im Interview vorstellen.
Hans Reul - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA