Es ist das erste Mal, dass Raphael Demonthy bei einem Eurovision Song Contest dabei ist. Der 29-Jährige bekommt dabei natürlich auch jede Probe mit und hat sich schon eine Meinung über die Teilnehmer bilden können.
Blanche hat derweil zum ersten Mal in ihrem Bühnenoutfit geprobt. Die romantische, weiße Robe aus Tüll passt weder zu Blanche noch zum Lied und obwohl es ein Traum in weiß ist, bleibt es mir ein Rätsel, wer sie dazu inspiriert hat. War Belgien vor der Veranstaltung noch ein Favorit auf die vorderen Plätze, hat sich das weit nach unten relativiert. Ängstlich und sehr unsicher präsentiert Blanche den hochgelobten belgischen Song, der bei den Buchmachern in den Top Ten gehandelt wird.
In der Pressekonferenz zeigt sich Blanche, alias Ellie, selbstbewusster. Möglicherweise, weil sie dort nicht alleine auf dem Podium sitzt, sondern vom Komponisten von "City Lights", Pierre Demoulin, und Delegationschefin Leslie Cable begleitet wird. Vielleicht hätte man ihr einfach für mehr Sicherheit auf der Riesenbühne die Backgroundsänger an die Seite stellen sollen, aber dafür wird es wohl jetzt zu spät sein. Pierre meinte zur Performance, man sei auf dem richtigen Weg, was wohl soviel bedeutet, dass die Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft sind. Hoffentlich! Es wäre schade um einen tollen Song.
Wie in jedem Jahr ist der ESC auch wieder Bühne für Kurioses, Selbstdarsteller und Anekdoten am Rande. Da ist z.B. der rumänische Beitrag, in dem gejodelt wird, und das gar nicht mal schlecht. Oder der lettische Beitrag von Triana Park, einer Band, die in Lettland sehr erfolgreich ist. Die Bühnenperformance erinnert an die besten Zeiten von Nina Hagen, der Auftritt ist schrill bunt.
Überrascht hat mich Nathan Trent: Der Sonnyboy aus Österreich hat eine derart positive und großartige Bühnenpräsenz, eine wunderbare Inszenierung als der "Mann im Mond" und sein Song "Running on Air" ist absolut radiotauglich, eine gute Voraussetzung für eine hohe Platzierung.
Ein herausragender (aber deshalb nicht zwingend guter) Beitrag kommt aus Kroatien. Die stattliche Erscheinung von Jacques Houdek lässt die sensationelle Stimme schon erahnen und was auf CD als Duett rüberkommt wird beim Auftritt klar: Jacques singt beide Stimmen selbst - es hört sich an, als singe er ein Duett mit sich selbst. Die Inszenierung von "My Friend" ist aber leider so kitschig, dass Kroatien hart an der Grenze zur Lächerlichkeit agiert.
Während im Exhibition Center noch die Proben in vollem Gange waren, wurde in der Innenstadt durch den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko und ESC-Produktionsleiter Jon Ola Sand das Eurovision Village eröffnet. Hier gibt es jeden Tag Konzerte der ESC-Teilnehmer. Außerdem ist das Kleid von Vorjahressiegerin Jamala und deren ESC-Trophäe ausgestellt. Am 13. Mai wird auf dieser sogenannten Fan-Meile das Finale übertragen. Der Eintritt im Eurovision Village ist frei, aber die Besucher werden aus Sicherheitsgründen sorgfältig geprüft.
Biggi Müller I Fotos: Sigi Doppler