Eine tiefe, rauchige Stimme, eine atmosphärische Melancholie, dennoch ein tanzbarer Beat - ein moderner Popsong: City Lights. Diese tiefe Stimme gehört der 17-jährigen Blanche. Fernsehzuschauer kennen sie noch unter ihrem richtigen Namen: Ellie Delvaux. Ellie hat im vergangenen Jahr bei der Castingshow "The Voice Belgique" mitgemacht. Das Format wird im frankophonen Landesteil von der RTBF ausgestrahlt.
Schon bei "The Voice" war sie den Coaches aufgefallen, eben wegen ihrer ungewöhnlichen Stimme. Sie sang "Daydreamer", eine Ballade der englischen Diva Adele. Quasi beim Schlussakkord ertönt der ersehnte "Buzzer", dann noch ein zweiter. Ellie ist dabei. Und sie kommt immerhin bis in die zweite Live-Show, scheidet dann aber aus.
Nominierung durch RTBF
Also: Aus der Traum? Erstmal ja - bis das Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung: Pierre Dumoulin, der Sänger der Lütticher Popgruppe Roscoe. Dem war die junge Sängerin aufgefallen. "Er hatte einige Songs komponiert, von denen er glaubte, dass meine Stimme dazu passen würde", sagte Blanche in der RTBF. "Und da haben wir ein Demo aufgenommen."
Was jetzt folgt, muss sich für Ellie Delvaux - alias Blanche - immer noch anfühlen wie ein kleines Märchen. Besagtes Demo wurde unter anderem an die RTBF geschickt. Sie selbst habe davon im Grunde gar nichts gewusst. Naja, in diesem Jahr ist es die RTBF, die einen Song für den Eurovision Song Contest nominiert - und die Arbeitsgruppe, die die Wahl treffen sollte, hat sich dann für Blanche entschieden.
Und das ist jetzt eben die fertige Produktion: "City Lights". Komponiert von besagtem Pierre Dumoulin. Der habe auch ein Textgerüst geschrieben; danach hätten sich aber noch mal beide zusammengesetzt. Sie habe dann auch ihre Ideen einbringen können. In dem Sinne seien es auch ein bisschen ihre Worte, die sie da singe, sagt Blanche.
Stunde der Wahrheit am 9. Mai
Mit diesem, ihrem Song, wird Blanche jetzt also Belgien beim Eurovision Song Contest vertreten. Der Wettbewerb findet vom 9. bis zum 13 Mai in der ukrainischen Hauptstadt Kiew statt. Kiews, Eurovision, das alles ist im Moment noch meilenweit von der jungen Frau entfernt. Ellie geht noch zur Schule, sie ist in der Abiturklasse. Nebenbei ist sie auch noch Leiterin in einer Jugendgruppe. Jaaaa, das sei alles doch ein bisschen stressig, sagt sie. Seit sie wisse, dass sie beim ESC antreten dürfe, gebe es nach der Schule auch noch viel zu tun.
Am 9. Mai schlägt für Blanche ein erstes - hoffentlich nicht letztes - Mal die Stunde der Wahrheit. Belgien gehört ja zu den Ländern, die erstmal im Halbfinale um einen Platz in der großen Samstagabendshow kämpfen müssen. Naja, und dann ist natürlich alles live. Die Bühnenerfahrung der 17-jährigen Blanche ist dagegen bislang noch überschaubar. Abgesehen von den Auftritten in "The Voice" war sie live bislang noch nicht unterwegs. Angst habe sie aber keine, sagt sie. Ehrlich gesagt: Mit Stress könne sie an sich nicht so gut umgehen. Es sei denn, sie sei sich ihrer Sache sicher. Wenn sie wisse, dass sie es drauf hat, dass sie es kann, dann klappe das auch.
Roger Pint - Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA