Daniel, wie war das Konzert mit Alice On The Roof?
"Es ist gut gelaufen, war viel los. Es hat im richtigen Augenblick angefangen zu regnen, da sind die Leute alle ins Zelt gekommen. Es war eine gute Stimmung – man weiß ja nie so genau, wie die Leute drauf sind am vierten Tag. Aber es war echt cool. Ein kurzes Set, wir hatten 40 Minuten. Die sind ziemlich schnell vorbeigegangen. Ich weiß nicht, ob nur ich das Gefühl hatte, oder das Publikum auch. Ist ja im Zweifelsfall immer besser, wenn die Leute es zu kurz fanden. Besser zu kurz als zu lang."
Hast du das Gefühl gehabt, dass die Leute mitgegangen sind und dass der Kontakt zum Publikum da war?
"Ich hatte schon das Gefühl, dass für so ein erstes Konzert um 13 Uhr die Leute richtig gut dabei waren. Es ist auch eine super Bühne. The Barn ist für so ein Festival eigentlich schon perfekt. Die Akustik ist toll, die Leute sind da. Es hat Spaß gemacht."
Es war nicht dein erstes Mal bei Rock Werchter. 2004 hast du auch auf der Bühne gestanden. Schon lang her …
"Ja, das ist furchtbar lang her, das habe ich mir auch heute Morgen gedacht. Es hat sich viel getan auf dem Festival. Ich war seitdem nicht mehr hier. Es ist schön, zurückzukommen und sich das Ganze nochmal anzuschauen."
Was hat sich denn geändert?
"Damals gab es nur zwei Bühnen. Alles wirkte ein bisschen improvisierter. Heutzutage ist ja wirklich alles tip top durchorganisiert. Es ist eigentlich eine ziemlich große Maschine. Und dann ist es als Musiker auch immer die Herausforderung, dann trotzdem um 13 Uhr mit den Gedanken und mit der Energie auf der Bühne da zu sein und nicht daran zu denken: Mist, wo habe ich das Auto hingeparkt, komme ich da aus dem Parkplatz jemals raus - oder wo habe ich meine Gummistiefel? Aber es hat heute ganz gut geklappt. Wir hatten eine gute Stimmung, auch im Team."
Das heißt, es passt mit euch allen zusammen?
"Ja, es macht Spaß. Das ist jetzt der Anfang von unserem Festivalsommer. Wir werden noch ein paar Konzerte spielen. Unter anderem nächste Woche auf den Ardentes in Lüttich. Im Moment ist die Stimmung ziemlich gut und wir freuen uns auf den Festivalsommer."
Wie bist du zu diesem Projekt "Alice On The Roof" gekommen?
"Der Tourmanager von Alice hat seine Karriere als Praktikant bei den Girls in Hawaii begonnen. Er hat damals unsere T-Shirts verkauft, hat dann seine eigene Firma gegründet und seine eigenen Projekte aufgezogen. Als Alice dann irgendwann ein Band brauchte, hat er mich angerufen. Und das passte auch gut, weil wir gerade mit den Girls im Studio sind, um ein neues Album aufzunehmen, und ich dieses Jahr keine Konzerte habe. Und dann habe ich die Hälfte der Crew auch noch mitgenommen, die kümmern sich jetzt im Hintergrund um Alice."
Bei Alice on the Roof spielst du auf der Bühne jetzt zwei Instrumente. Das ist neu, oder?
"Es ist ja eher ein elektronisches Projekt. Ich spiele teilweise ganz klassisch Bassgitarre, aber ein Teil der Bassläufe kommt eben von einem Synthesizer. Für mich ist das musikalisch eine Herausforderung und ein ganz anderes Universum als Girls in Hawaii oder andere Projekte, die ich mache. Und es ist immer ganz schön, als Außenstehender einzutauchen in ein neues Universum, in andere musikalische Sphären. Sich darin ausprobieren zu dürfen, ist ganz schön."
Was sind deine anderen Projekte?
"Im Moment sind es eigentlich viele. Ich schreibe immer mehr Filmmusiken, dann habe ich auch Anfragen um Platten zu produzieren. Es macht mir sehr viel Spaß, im Hintergrund als Musiker aktiv zu sein."
Wann kommt denn die neue Girls-Platte?
"Ich denke mal, nächstes Jahr irgendwann. Wir hoffen, dass wir dann nächstes Jahr auch wieder im Festivalsommer mit dabei sind, ein paar Konzerte spielen werden und unser Publikum wiedersehen. Da freue ich mich schon drauf."
Worauf dürfen wir uns denn freuen? Wie wird die Platte?
"Hits, Hits, Hits wie jedes Mal … Top Ten ist schon gebucht (Lacht)! Nein, es wird eine spannende Platte. Wir haben musikalisch schon einiges ausprobiert und versucht, neue Wege zu beschreiten. Das war so das Credo. Wir fragen uns vor jedem Album: Warum haben wir Lust, noch eine Platte zu machen? Haben wir überhaupt noch Lust? Und eine Bedingung war, dass wir neue Sachen ausprobieren und neue Instrumente. Wir haben letztes Jahr eine Akustik-Tournee gemacht und dabei auch eine Platte aufgenommen. Das war auch eine Erfahrung, wo wir uns als Band neu entdeckt haben. Dieses Dranbleiben und neue Sachen zu probieren, das haben wir uns vorgenommen für dieses Album. Und ich habe auch den Eindruck, dass das sehr gut klappen wird."
Färbt die Arbeit mit Alice on the Roof darauf ab? Wird es ein bisschen elektronischer?
"Es wird elektronischer. Das ist eben das Schöne, wenn du in mehreren Projekten bist. Du saugst viele Sachen auf, viele Ideen, viele Arbeitsweisen. Das ist das unheimliche Glück, was du hast, wenn mehrere Projekte parallel laufen: dass die sich bestenfalls auch gegenseitig befruchten. Deswegen mache ich das auch, dann bleibt es spannend für mich."
Rock Werchter: Alice auf dem Dach
Katrin Margraff