Ist Homosexualität heute noch ein gesellschaftliches Tabuthema? Wie sieht die rechtliche Lage von gleichgeschlechtlichen Paaren in Belgien aus? Unsere "Journalisten für einen Tag" Marvin Lauffs, Yvonne Vogel und Deborah Henrotte vom RSI Eupen haben nachgeforscht.
Mit 15 hat Angelina gemerkt: Ihre Beziehung zu Mädchen ist mehr als Freundschaft. Ihre Freundin fand sie plötzlich nicht mehr nur nett sondern richtig schön. Kurze Zeit später war es dann soweit: der erste Kuss, die erste Beziehung - das alles erlebte Angelina mit einer Frau. Mittlerweile ist Angelina 21 Jahre alt. Sie studiert in Lüttich Sozialwissenschaften und lebt ihre Homosexualität offen aus. Sich nicht diskriminieren lassen, weder privat noch beruflich, das ist Angelinas Motto:
In mindestens sieben Ländern der Welt würde bei mutigen Aussagen von Homosexuellen die Todesstrafe folgen . Toleranz Schwulen und Lesben gegenüber ist weltweit weiterhin die Ausnahme. In Belgien aber können homosexuelle Paare seit 2003 sogar heiraten. Dazu gehört auch das Recht, Kinder zu adoptieren. Auf allen Ebenen sind Homosexuelle mit Heterosexuellen gleichgestellt. Belgien - so scheint es - ist gesetzlicher Vorreiter, wie Rechtsanwältin Judith Orban aus Eupen erklärt.
In Deutschland zum Beispiel ist die gleichgeschlechtliche Ehe noch immer undenkbar. In Frankreich können homosexuelle Paare erst seit dem vergangenem Jahr heiraten. Die Erfahrung in Belgien zeigt jedoch: Gleichgeschlechtliche Ehen halten länger als die klassischen Mann-Frau-Beziehungen.
Sicher ist: Die gesetzliche Gleichstellung hat zumindest das Selbstbewusstsein vieler gestärkt. Vor 40 Jahren galt Homosexualität in Belgien noch als eine Straftat. Für die heutige Generation ist das nicht mehr vorstellbar. Sie hört immer öfter auf ihr Herz.
Archivbild: J.J. Guillen (epa)