"Es war ja eine Revolution, so eine Figur zu schaffen und es ist ja faszinierend zu sehen, wie das bis heute funktioniert, dass er so kultig ist, das kann man ja selber gar nicht schaffen", sagt Stadtführerin Dagmar Dahmen, auch gerne "Frau Schimanski" genannt. Sie hat sich die Schimmi-Touren ausgedacht und nimmt immer eine Bierkiste mit - "unser Running Gag seit elf Jahren."
Zwei Stunden geht es durch Ruhrort. Das war früher das St. Pauli des Ruhrgebiets mit Rotlichtmilieu und über 120 Kneipen. Als die Kapitäne und Matrosen in den 60er Jahren ausblieben, wurde es in dem Stadtteil beschaulicher. Heute sorgt Dagmar Dahmen mit ihren Schimmi-Touren dafür, dass wieder mehr los ist.
"Es waren immer 50 Prozent pro Schimanski und 50 dagegen, weil viele gesagt haben: Hier ist es schmutzig, hier gibt es nur Hochöfen, hier kann man nicht hinfahren. Das waren die einen. Die anderen haben gesagt: Tolle Werbung für uns, jeder weiß, wenn ich Schimmi sage, wo ich herkomme."
Hafen, Industrie und Stahlrohre, das war die Kulisse, die man für Schimanski-Tatorte gesucht hatte. "Natürlich haben wir unsere Stationen, die wir ablaufen, wo die ersten Drehorte waren, erstes 'Scheiße', erster Sex, erste Currywurst, das wird alles abgeklappert. Man kann auch immer wieder neue Variationen der Geschichte erzählen, das macht das auch spannend."
In der Fürst-Bismarck-Straße - wo Horst Schimanski das damals so verpönte Wort mit SCH zum ersten Mal gerufen hat, als ein Fernsehgerät laut Drehbuch aus dem Fenster eines Hauses fallen sollte - treffen wir bei der Führung auf Johannes Heggen. Er war damals mit dabei. "Das Haus gehörte meinen Eltern damals, deshalb haben die gefragt, ob sie da drehen können. Da wurden dann drei Fernseher rausgeschmissen, bis die Szene richtig drin war. Das war schon eine interessante Geschichte damals. Hat Spaß gemacht."
Besonders ist auch, dass man wegen der Dreharbeiten die Freiwillige Feuerwehr bestellt hat. Die hat dann mit dem Schlauch für den gewünschten Regen in einigen Szenen gesorgt, wenn kein Regen vom Himmel fiel.
Laufend zieht Dagmar Dahmen Fotos aus ihrer Mappe, um uns Bilder von weiteren Szenen zu zeigen, die an Orten entstanden sind, an denen wir gerade stehen. "Zwischendurch kann ich Ihnen noch seine Ex-Lieblingskneipe zeigen, wo er seine erste Freundin kennengelernt hat. Liebe spielt bei Schimanski auch immer eine wichtige Rolle."
Die Lieblingskneipe von Horst Schimanski im Tatort war der Anker in der König-Friedrich-Wilhelm-Straße. Die ist schon länger geschlossen. Aber trotzdem hofft Dagmar Dahmen darauf, dass sich der Kult um den Kommissar Horst Schimanski noch steigern lässt.
Horst Senker
Also ich hätte in der Statue nie und nimmer Schimmi erkannt... Sieht eher aus wie Ingo Lenßen...
Mittlerweile hat Schimmis Lieblingskneipe wieder geöffnet - unter dem Namen "Ankerbar". Gleiche Adresse, anderes Konzept. Aber mit Original-Autogramm von Götz George.