Wie jedes Jahr ist das Königspaar auch 1993 nach dem Te Deum und der Ansprache des Königs zum Nationalfeiertag zu seinem Ferienort in Motril in Spanien abgereist. Zehn Tage später erwacht das Land unter Schock: Der König, der über 50 Jahre in Amt war, ist an Herzversagen gestorben.
Für viele Belgier ist es so, als ob Baudouin schon immer ihr König war. Sie kennen ihn als gleichermaßen freundlich und ernst, mit strenger Kurzhaarfrisur und stets etwas distanziert, mit einem Anflug von Melancholie. Er ist kein gekröntes Haupt für die Regenbogenpresse, wie manch anderes.
Aufsehen hat er erregt, als er es ablehnte, das Gesetz über die Straffreiheit bei Schwangerschaftsabbrüchen zu unterzeichnen, aus persönlichen religiösen Gründen. Die Regierung erkannte eine zeitweilige "Unmöglichkeit zu regieren".
Ansonsten hielt er sich in der Öffentlichkeit zurück. Umso heftiger ist die öffentliche Wirkung seines Begräbnisses, das Königin Fabiola - ganz in weiß - als sein Vermächtnis gestaltet.
Frederik Schunck
König Baudouin und Königin Fabiola waren auch in Deutschland bekannt- und beliebt. So erinnere ich mich sehr gut an den Staatsbesuch des Königs und der Königin im Frühjahr 1971 in Bonn.
Ich war 9 Jahre alt, wurde in einen Anzug gesteckt und unsere ganze Schulkasse stand auf dem Marktplatz beim Bonner Rathaus, um das Königspaar zu begrüßen. Es war das erste Mal, das ich eine belgische Fahne in der Hand hielt- und nicht das letzte Mal.