Echte Fans schwören schon lange darauf, dass Puzzlen etwas Meditatives hat. Und jetzt in der Corona-Krise sind Puzzle tatsächlich der Verkaufsschlager.
Der Internetversandhändler 'Bol.com' meldete, dass Puzzles für Erwachsene ausverkauft sind. Puzzlehersteller berichten, dass die Verkaufszahlen momentan dem Weihnachtsgeschäft gleichen.
Selbst Puzzles mit 6.000 oder 9.000 Teilen, die sonst nicht so oft verkauft werden, laufen prima. Ein flämisches Unternehmen, dass sich auf den Puzzle-Vertrieb spezialisiert hat, sagte der Zeitung De Standaard, dass Bpost zwei mal täglich Pakete für sie liefern muss, weil die eigenen Lieferwagen nicht groß genug sind.
Wahrscheinlich liegt der Reiz darin, dass man in Zeiten mit Ausgangsbeschränkungen zwar jede Menge Serien schauen kann, aber irgendwann möchte der Geist etwas Handfestes zum selber machen.
Gehirntraining?
Die amerikanische Alzheimer-Gesellschaft empfiehlt alle Arten von Rätsel, um das Gedächtnis zu trainieren: Also nicht nur das Puzzle, sondern auch Sudokus und Kreuzworträtsel. Harte wissenschaftliche Beweise dafür, dass Puzzles das Langzeitgedächtnis verbessern, sind aber nirgendwo zu finden.
Aber Fans betonen eine Art Wellness-Effekt: In Foren und Facebook-Gruppen für Puzzlefans liest man am häufigsten von der beruhigenden Wirkung. Vielen gibt es Energie. Es wird auch hervorgehoben, dass man lernt, geduldig zu sein.
Und obwohl das Prinzip einfach ist, verpflichten sich auch viele zu einer Strategie. Wer zum Beispiel eine halbe Stunde lang kein passendes Stück finden kann, macht eine Pause, damit man wieder mit einem frischen Blick weitermachen kann.
Puzzles der Superlative
Das bislang größte Puzzle im Handel (bzw. das Puzzle mit den meisten Einzelteilen) zählt 48.000 Teile. Man kann jetzt aber auch ein Exemplar mit 54.000 Teilen vorbestellen. Das kostet etwa 450 Euro. Da puzzelt man als Motiv viele Kunstwerke der Malerei-Geschichte zusammen: Von der Mona Lisa bis zum Mädchen mit dem Perlenohrring, Werke von Van Gogh, Rembrandt, Klimt und so weiter.
"Travel around Art" heißt das 54.000-teilige Puzzle. Es kommt aber nicht wie üblich in der Kartondose, sondern wird in einem 100-Liter-Reisekoffer geliefert. Ende April sollen die ersten Exemplare ausgeliefert werden. Aber Achtung: Man braucht dazu einen Untergrund von achteinhalb Metern auf zwei Meter.
Das erste Puzzle wurde bereits 1766 von dem in London lebenden Kupferstecher und Kartenmacher John Spilsbury erfunden. Er klebte eine Landkarte von Großbritannien auf ein Holzbrett, das er mit einer Laubsäge entlang der Grenzlinien der verschiedenen Grafschaften zerschnitt. Von dieser Fertigungstechnik lässt sich auch der englische Begriff "jigsaw puzzle" zu Deutsch "Laubsägen-Rätsel" ableiten. Er verkaufte sein Spiel als Lehrmittel zur Erleichterung des Erdkundeunterrichts. Da es aus reiner Handarbeit bestand, war es entsprechend teuer und blieb der wohlhabenden Gesellschaft vorbehalten.
ds/mz/rasch